IGEL - Inklusion Ganz Einfach Leben

Sascha Lang - Inklusator
Since 04/2021 278 Episoden

Zwischen Boje und Bot – über KI, Barrieren und persönliche Freiheit

Sonntag trifft IGEL – der Sonntagstalk mit Jennifer Sonntag und dem Inklusator Sascha Lang

20.07.2025 67 min sascha Lang & Jennifer Sonntag

Zusammenfassung & Show Notes

Zwischen Boje und Bot – über KI, Barrieren und persönliche Freiheit
 
Sonntag trifft IGEL – der Sonntagstalk mit Jennifer Sonntag und dem Inklusator Sascha Lang
 
 
 
Was bedeutet es, in einer Gesellschaft zu leben, die ständig Leistung, Präsenz und Sichtbarkeit fordert – und dabei Menschen vergisst, die leise, sensibel oder einfach anders unterwegs sind? In dieser Episode sprechen Sascha Lang und die Journalistin, Autorin und Aktivistin Jennifer Sonntag über barrierefreies Reisen, das Recht auf Rückzug und den Wert von Entschleunigung. Jennifer teilt offen ihre Erfahrungen mit ME/CFS und erklärt, warum Urlaub auch im eigenen Wohnzimmer stattfinden darf – wenn der Körper es verlangt.
In Sonntag Trifft IGEL tauchen wir ein in die Diskussion über den Umgang mit Assistenzhunden, geplante Kürzungen beim Futtergeld und den Unterschied zwischen echter Unterstützung und leerer Symbolik. Auch das Thema Inklusion bei Konzerten und Kulturveranstaltungen wird kritisch beleuchtet: Warum fehlt oft nur ein einziger Stuhl, damit Menschen mit Behinderung teilhaben können?
Zum Schluss wagen Sascha und Jennifer einen Blick auf die Chancen und Gefahren von Künstlicher Intelligenz. Wann ist KI ein Werkzeug für mehr Barrierefreiheit – und wann ein Instrument, um Authentizität zu verdrängen?
Ein Gespräch über Selbstbestimmung, Würde, ethische Grenzen – und die Sehnsucht nach echter Teilhabe.
Hier die Links aus der Episode:
Kolumne „Reisen mit ME/CFS“:
 
Podcast „Blind auf Reisen“:
 
Insta-Kanal von „We roll the World“:
 
Real von „Tech like Vera“:
 
Infos zu der geplanten Streichung der „Futterpauschale“:
Unter nachfolgendem Link findet ihr den Musterbrief an eure Krankenkasse:
und unter diesem Link alle Hintergrundinformationen zur geplanten Änderung:
In der aktuellen Folge des DBSV-Podcasts "Fell und Führbügel" ruft Christiane Möller alle Führhundhaltenden zum Mitmachen auf:
 
Hier geht es zu Jennifer Sonntag:
 
Links zum IGEL Podcast
Podcast „IGEL – Inklusion Ganz Einfach Leben“
 
 
 
Socialmedia:
 

Transkript

Speaker1
00:00:02
Ich bin völlig blind. Manchmal habe ich das Gefühl, meine Tage und Nächte sind auf den Kopf gestellt, weil ich Schwierigkeiten habe, nachts zu schlafen und tagsüber wach zu bleiben. Ich leide unter 924, einer seltenen Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, die viele völlig blinde Menschen betrifft. Möchtest du mehr über diese Erkrankung in Verbindung mit völliger Erblindung erfahren? Rufe kostenfrei an unter 0800 24 24 008. Mit eurem Inklusator,
Music
00:00:37
Speaker1
00:01:01
Sascha Lang.
Speaker0
00:01:05
Moin Moin und herzlich willkommen. Das ist die IGEL Podcast Ausgabe 274 vom IGEL Inklusion. Ganz einfach leben. Dein Podcast für gelebte Inklusion. Mein Name ist Sascha Lang, dein Inklusator und ich heiße dich herzlich willkommen in dieser Ausgabe. Es ist Sonntag, der 20. Juli 2025. Es ist der dritte Sonntag im Monat Juli. Das heißt, vor der Sommerpause eine Ausgabe. Sonntag trifft Igel. Meine Gästin wird sein Jennifer Sonntag. Ich wünsche gute Unterhaltung.
Music
00:01:36
Speaker0
00:02:02
Inklusion ganz einfach leben. Die Episode 274 vom IGEL Podcast. Es ist Sonntag, der 20. Juli 2025. Es ist time for Sunday meets IGEL. Hallo, liebe Jennifer Sonntag.
Speaker1
00:02:17
Hallo, lieber Sascha. Jetzt hast du mich aber überrascht. Ich habe jetzt überlegt, ich dachte, ich muss jetzt das englische Wort für IGEL sagen. Was ist das englische Wort für IGEL?
Speaker0
00:02:25
Das ist eine gute Frage.
Speaker1
00:02:26
Jetzt habe ich dich überrascht. Okay.
Speaker0
00:02:29
Währenddem wir gleich sprechen, google ich mal. Das will ich nämlich rausfinden. Was ist das englische Wort für IGEL? Ich weiß es nicht. Guck mal, ich mache das hier live. Was ist das englische Wort für IGEL? Bin ich mal gespannt, was Google mir sagt. Ich hätte natürlich auch direkt JetGPT fragen können. Wollte ich schon sagen.
Speaker1
00:02:48
Wir hatten doch beim letzten Mal die KI zum Thema. Die hätten wir doch gleich mal bemühen können.
Speaker0
00:02:52
Ich bin mittlerweile wirklich mega Fan von der KI. Ich weiß, ich weiß. Über sich mit KI, fragt er mich hier. Ich wollte eine IGEL isst. Ah, Hedgehog.
Speaker1
00:03:03
Das ist jetzt nicht so knackig.
Speaker0
00:03:05
Sunday meets Hedgehog.
Speaker1
00:03:08
Das klingt irgendwie so ein bisschen illegal. Hedgehog.
Speaker0
00:03:12
Oder so irgendwas mit Geld oder so. Hedgehog.
Speaker1
00:03:15
Richtig, das klingt wie was Schmutziges.
Speaker0
00:03:16
Lachen wir mal Google, Hedgehog heißt IGEL. Welcome to the Hedgehog Podcast. Liebe Jennifer, wir haben uns dazu entschlossen, heute ein Thema aufzumachen, was sich im Juli sehr gut passen tut, nämlich Reisen. Aber bevor wir auf die Reise gehen, haben wir noch ein bisschen Feedback vielleicht und zwei aktuelle Themen, die wir nochmal ganz kurz ansprechen wollten. Mit was fangen wir an? Mit Feedback?
Speaker1
00:03:39
Wir fangen mit Feedback an, weil wir jetzt gerade schon beim Thema KI waren. Und ich fand das ein ganz schönes Feedback von unserer lieben Ellen. Und sie hat uns so gefragt, seid ihr euch sicher, dass ihr wirklich erkennt, wenn jemand mit KI geschummelt hat? Ich war mir da ja sehr sicher, wenn mir jetzt jemand zum Beispiel ein Buch anbietet und KI hat mitgeschrieben, dass ich das dann 100 Meter gegen den Wind rieche. Und ich bin mir da immer noch ziemlich sicher, was so Literatur betrifft und wenn es sehr eindeutig ist, weil ich ja auch Autorin bin und so das ein oder andere Schreibwerkzeug mit mir selber ausprobiere und mit KI, was kreative Arbeit betrifft, nichts zu tun haben will, weil ich denke, da müssen wir weiterhin auch kreativ bleiben. Aber so im Bildungsbereich, da muss ich ihr Recht geben, wäre ich wahrscheinlich auch ein bisschen aufgeschmissen. Wenn ich noch mit Studierenden arbeiten würde, da könnte man mich wahrscheinlich auch hier und da mal reinlegen. Und ich hätte dann vermutlich nur den Trick, direkt im Unterricht zu gucken, wie die Studierenden oder die Auszubildenden sich da ausdrücken. Würde ich vielleicht mal eine schriftliche Aufgabe geben und sagen, ja, bearbeitet mal den und den Fall, erzählt mal aus eurer Praxis. Und wenn die sich da ganz anders ausdrücken als eben noch in ihrer Hausarbeit, dann würde ich es vielleicht merken.
Speaker0
00:04:55
Ja, stimmt.
Speaker1
00:04:56
Also es gibt Bereiche, wo es wirklich schwer ist, wo ich Respekt habe, auch vor Lehrern, Lehrerinnen, vor den Leuten, die so einen Job machen wie die liebe Ellen. Und wie kann man es lösen? Also frage ich mich auch, wie das vielleicht in einer mündlichen Prüfung, wo man dann gucken kann, ob die Person das dann wirklich auch gut reflektieren kann, was sie da geschrieben hat oder vielleicht auch geschummelt hat.
Speaker0
00:05:19
Das Witzige ist ja, dass es mittlerweile auch Tools im Internet zum Downloaden gibt, wie du KI personalisieren kannst. Das heißt, du kannst mit Prompts und so weiter, kannst du dem KI-Bot erklären, wie du klingst, wie du schreibst, wie du bist. Und dann passt er sich dir an und schreibt dann so, wie du bist. Aber ich hatte letztes Mal auch eine Konversation, ich weiß nicht, ob ich das im letzten Podcast erzählt hatte, auch eine Konversation, wo ich definitiv rausgelesen habe, dass die Person mir mit JetGPT in diesem Chat geantwortet hat. Und dann habe ich auch diese Konversation ziemlich schnell unterbrochen und gesagt, nee, also wenn keine Persönlichkeit dabei ist, dann brauchen wir uns nicht zu unterhalten. War kein Business, war privat. Und dann habe ich auch den Kontakt mit dieser Person abgebrochen, weil das fand ich dann schon ziemlich eine Frage. Man kann KI zur Hilfe nehmen, ja. Aber wenn du nur noch Messages kriegst, die mit der KI geschrieben sind, dann hätte ich mich auch mit JetGPT unterhalten können. Das wäre genauso schön gewesen.
Speaker1
00:06:13
Kann auch mal schön sein. Ich hatte jetzt auch noch einen ganz, ganz schönen Kontakt mit einer Influencerin und das zielte so ein bisschen darauf ab, wie wichtig das ist, was du ja auch immer betonst, Sascha, dass wir aufklären. Sie ist, ich nenne das mal Tech-Fluencerin. Sie zeigt ganz viele neue Geräte, Smartphones und möchte das auch gern als Frau, weil man so immer denkt, ja, Technik ist eher so ein Männerthema. Sie hat auch eine gute Reichweite. TechLikeBera heißt der Kanal. Und sie hat mich angeschrieben und hatte so ein kleines schlechtes Gewissen. Hat gesagt, oh du, ich habe in meinem letzten Video was gesagt. Das tut mir wahnsinnig leid. Sie hat da irgendwie ein neues Handy vorgestellt und da ging es auch um ein KI-Tool, was Outfits beschreibt. Und hat so ein bisschen abfällig gesagt, naja, wer es braucht. Und hat dann so Texte von mir gelesen und sich da schlau gemacht und dachte, oh mein Gott, Es gibt ja wirklich blinde und sehbehinderte Menschen, die brauchen das sehr wohl. Und wie kann ich als Person, die eigentlich auch aufklären will und sich auch stark machen will für Themen, die oft übersehen werden, wie kann ich das übersehen haben? Und ich fand die Selbstkritik von ihr so groß eigentlich, weil es hat niemand in den Kommentaren geschrieben und gesagt, ey du, wie kannst du das nicht wissen? Und darüber hat sie sich eigentlich auch geärgert, weil sie daran gemerkt hat, wie wenig bekannt das Thema im Mainstream ist. Und das hat sie nochmal bestärkt, das aufzugreifen und zu zeigen, was eigentlich blinde und sehbehinderte Menschen nutzen. Und hat mich eingeladen in den Kanal oder in den Reel und hat da einen ganz, ganz wichtigen, schönen Beitrag gemacht. Das hat auch mittlerweile, glaube ich, 900 Likes. Das zeigt mir, dass wir uns da manchmal endlos über unsere eigenen Themen unterhalten können und immer wieder im Kreis rum. Aber es ist wichtig, dass wir Menschen ohne Behinderung haben, die das auch noch mal publik machen. So wie ich das neulich auch schon mit Marc Benecke erleben durfte, wo ganz viel Unwissenheit war und manche auch bei ihm in den Kommentaren komische Fragen gestellt haben. Ja, ja, als ob Amy und Jenny, als ob die sich selber schminken können und so. Und dann konnten wir auch wieder sagen, na wieso? Jenny hat sogar ein Buch darüber geschrieben, klar können das blinde Frauen. Also das sind manchmal so banale Alltagsthemen. Und so konnte Vera jetzt auch nochmal zeigen, was eigentlich blinde Menschen alles können durch KI. Und sie möchte auch demnächst nochmal ein Video mit verschiedenen anderen Menschen mit Behinderung machen und so. Und die mir jetzt nur einen, fand ich eine große Sache von ihr.
Speaker0
00:08:38
Finde ich cool. Sehr gut. Link in den Show Notes.
Speaker1
00:08:41
Genau.
Speaker0
00:08:42
Noch Feedback oder sollen wir zu unseren zwei kleinen Themen rübergehen?
Speaker1
00:08:45
Ja, wir gehen rüber.
Speaker0
00:08:48
Ein Thema, was die Blindenführhund-Welt oder die Assistenzwelt aufgerüttelt hat, weil es sind ja nicht nur Blindenführhunde, die betroffen sind, sondern die, heißt die GKV? Ja, irgendwie diese Vereinigung der deutschen Krankenkassen. Möchte gerne das Futtergeld abschaffen. Was ist das Futtergeld? Das erhalten Führhundhalter, die einen Assistenzhund oder einen Blindenführhund über ihre Krankenkasse finanziert bekommen. Jeden Monat liegt im Moment bei 218 Euro pro Monat. Und das ist dafür gedacht, dass man profilaktisch seine Arztkosten übernehmen kann, dass man Führunggeschirr kaufen kann, dass man das Essen für den Hund kaufen kann und dass man alle Kosten, die sozusagen, ich nenne es ganz brutal mit der Wartung des Hundes zu tun haben, des Assistenzhundes, dass die gedeckt sind. So weit, so gut. Aber, liebe Jennifer?
Speaker1
00:09:34
Ja, die Futtergeldpauschale soll abgeschafft werden. Also nicht nur die, sondern auch besondere Kosten sollen nicht mehr übernommen werden, wenn der Hund zum Beispiel eine Operation baut, hatte ich auch schon bei Paul. Also so außerordentliche Kosten, die bislang übernommen wurden, sollen auch nicht mehr übernommen werden. Und da ist bis jetzt auch keine Alternative ausgearbeitet worden gewesen. Das ist schon erst mal ein sehr überraschender Eingriff, der da geplant ist. Und Führer und Haltende sind jetzt aufgerufen, an einer Aktion mitzuwirken. Ich hoffe, dass alle den Newsletter erhalten haben und auch fleißig den Podcast Fell und Führbügel hören. Das wird nämlich da alles auch nochmal schön erklärt, aufgegriffen und verlinkt. Es gibt einen sogenannten Musterbrief, der ist schon schön für uns vorbereitet worden. Da ist alles drin formuliert, was wichtig ist und der soll jetzt von uns Führunghaltenden an unsere Krankenkasse geschickt werden. Mit einem Aufruf, das doch bitte nochmal zu überdenken. Das ist natürlich eine Seite, von der wir jetzt angreifen können. Es gibt noch eine andere Seite, von der angegriffen wird, natürlich vom Blinden- und Sehbehindertenverband selbst, die da im Dialog sind, ja auch mit der Stelle, die sich das ausgedacht hat. Ich glaube, im Frühjahr haben die das erfahren, der Blindenverband, dass das geplant ist. Und jetzt hoffen wir natürlich, dass das was bringt.
Speaker0
00:11:01
Also ich habe ja dazu folgende Meinung. Ich höre ja immer wieder in Deutschland, dass den Krankenkassen es nicht gut geht und so weiter und so fort. Ich höre immer, dass jede Kranke Kasse ja variiert. Also der eine von dem einen, ohne sie beim Namen sein, kriegst du das eine. Von dem anderen kriegst du das eine nicht. Das andere für das andere und so weiter. Ich glaube, Deutschland hat mittlerweile hat über 100. Ich habe ja, als ich mal Angestellte hatte für das Restaurant, ich habe ja Krankenkassennamen gelesen, wo ich gedacht habe, es kann doch nicht dein Ernst sein. So, und jetzt hat aber ein SPD-Politiker, glaube ich, irgendeiner einen Vorstoß gemacht und gesagt, wir sollten vielleicht mal darüber nachdenken, diese Krankenkassen zu reduzieren. Ich nehme ganz gerne immer mein kleines Luxemburger Ländchen. Wir sind zwar nur 670.000 Einwohner, in die Krankenkasse zahlen aber glaube ich 800.000 Einwohner, weil wir ganz viele Grenzgänge haben. Allerdings gibt es in Luxemburg nur zwei Krankenkassen und zwar die der Angestellten und die der Beamten. Basta, aus, fertig, Schluss. Kein Wasserkopf, nichts anderes und Krankenkassen in Luxemburg sind staatlich, sind keine Privatunternehmen, müssen also keinen Gewinn machen, weil wenn ich höre, dass die Milliarden von Gewinne machen, dann erzählen sie uns, dass sie ein Defizit haben. Also die werden ja teilweise führen, die sich ja selber wie Privat unternehmen. Also bevor man an das Futtergeld geht oder sonstige Kosten reduziert, schrumpft mal eure Krankenkassen zusammen. Es braucht nicht drei IKKs, Südwest, Nord, Ost und weiß der Geier was oder Technica oder AOK oder wie sie alle heißen. Alle zusammenfügen in mindestens maximal zwei oder drei, auch nicht Bundesland aufgeteilt, sondern deutsche Krankenkassen fertig. Weil das alles andere ist ein Wasserkopf und der ist im Jahre 2025 bei der Digitalisierung nicht mehr nötig. Du kannst sowieso zu keiner Krankenkasse mehr in irgendein Büro gehen, weil du da nie einen Termin kriegst bzw. Anrufen. Du musst ja heute alles fast mit Online und Download und Upload machen. Also brauchen wir auch gar nicht so viele Bürogebäude, die viel zu teuer sind und tausende von Mitarbeitern, es wird jetzt einige davon in Rente gehen, lasst uns dadurch die Krankenkassen schrumpfen und reduzieren. Und dann haben wir die Kosten wieder für das Wichtigste, nämlich für unsere soziale Unterstützung für die Menschen, die es brauchen. Das ist meine Auffassung.
Speaker1
00:13:11
Ja, und die sich so schlecht wehren können. Und in diese Kerbe haut man rein, weil man denkt, okay, das sind die Stillen, das sind die Abgestellten, das sind die, die sowieso nichts sagen. Und du hattest vorhin das schöne Wort Wartung. in den Raum gestellt, das finde ich gut, weil Du hast es auch verglichen mit Computertechnik. Ja, nun ist der Hund ein Lebewesen, aber auch der muss gewartet werden. Und wenn man da nachlässig ist oder bestimmte Kosten nicht übernommen bekommt und es vielleicht wirklich ein Eingriff ist, der dann nicht gemacht wird, dann läuft der Hund einfach auch nicht mehr. Und dann muss es vielleicht ein neuer Hund sein, der dann viel, viel teurer ist. Es ist doch nicht umsonst im Hilfsmittelkatalog verankert gewesen und gehörte ganz selbstverständlich dazu. oh, ich finde es sehr bedenklich und hoffe, dass man das nochmal gedreht bekommt.
Speaker0
00:14:01
Gut, dann ein nächstes Thema. Ein Fußballspieler namens Jamal, spielt beim FC Barcelona, ist Europameister geworden letztes Jahr. 18 Jahre alt ist er geworden, hat seinen Geburtstag gefeiert. Und auf dieser Feier durfte kein Handy mitgenommen werden, es durfte nicht gefilmt werden. Trotzdem ist ein Video aufgetaucht von irgendeinem Rapper, der dann doch ein Video gemacht hat. Aber das ist jetzt mal tut nicht zur Sache. Anscheinend soll dieser Jamal eine vierköpfige Show-Einlage eingekauft haben. Das ist auch alles in Ordnung. Aber jetzt kommt es. Die Menschen, die diese Show produziert und aufgeführt haben, sind leinenwüchsig. Soweit, so gut. Jetzt ist aber so, dass sich darüber tierisch aufgeregt wird, weil nämlich anscheinend das eine Diskriminierung darstellt. So, ich habe mir das nochmal ganz angeguckt. Es gibt natürlich definitiv keine Videos dazu. Es gibt aber ein Interview von einem der beteiligten Künstler und der sagt ganz klar, wir sind mit Respekt behandelt worden. Wir wurden eingekauft, wir bieten eine Show an, wir wurden gebucht über unsere Agentur, sind da hingefahren, freiwillig und sind da geblieben, freiwillig, haben gefeiert mit den Leuten und sind dann wieder nach Hause gegangen, haben unsere Gage gekriegt. Alles gut. So, jetzt gibt es aber dann der spanische Staat und auch die Vereinigung der Kleinwüchsigen in Spanien, die der Meinung sind, das geht nicht, das ist Diskriminierung, das ist unwürdig und so weit und so fort. Und ich habe da eine sehr klare Meinung. Also nach dem, was ich gelesen habe und gehört habe, auch was der Künstler gesagt hat, vorrangig sind es erstmal Künstler für mich. Die Künstler bieten eine Show an. Jetzt sind die Künstler noch kleinwüchsig. Jetzt kann man sagen, ja, okay. Sie wurden aber wahrscheinlich nicht gebucht, weil sie kleinwüchsig sind, sondern weil sie eine Show anbieten. Ich stelle mir mal die Frage, ob der Jamal selber wusste, dass die kleinwüchsig sind. Vielleicht hat er aber auch bewusst diese Show eingekauft, aber nicht, um sich zu belustigen, sondern weil die einfach eine geile Show produziert haben. Weil ich nehme mir an, dass der nicht irgendwas auf sein, der hat ja Kohle ohne Ende, der Typ, der bucht ja auf diese Mega-Party, wo große Namen da sind, bucht der nicht irgendeinen Scheiß, sondern wirklich eine gute Show. Und wenn das von Kleinwix produziert wird, das ist für mich dasselbe, als würden wir jetzt Martin Fromme, der nur einen Arm hat, verurteilen, weil er als Mensch mit Behinderung auf die Bühne geht und Comedy macht. oder andere Leute. Also für mich ist das eine ganz klare Sache. Solange diese Menschen freiwillig das tun, was sie tun und wenn es eine Show für Kleinwüchsige von Kleinwüchsigen ist, für die ganze Welt, dann ist das für mich Selbstbestimmung. Wir wollen eine UN-Bindernrechtskonvention mit Selbstbestimmung und sprechen den Menschen, den Betroffenen, als Verbände immer wieder diese Selbstbestimmung ab. Das geht mir so auf den Zeiger, das kannst du dir gar nicht vorstellen.
Speaker1
00:16:43
Ja, das ist ein interessanter Punkt. Ich finde es gut, dass wir das diskutieren. Ich hatte mal ein Fernsehformat, also wir haben Pilot dazu gedreht und da war so die Idee, wagen wir jetzt mal so einen Versuch. Es ging um einen Shot, also ein kurzer Schnaps, der sollte serviert werden von einem kleinwüchsigen Mann und ein Longdrink von einem sehr großen Mann. Und da war genauso die Idee, also es sollte an einer Bar stattfinden. Das kann lustig sein, ja. Es kann aber auch nicht lustig sein, weil man natürlich immer so mit Rückblick auf das Thema Freakshow und wie ging es Menschen auch kulturell in der Historie, wie wurden die auch missbraucht, wie mussten die damals Geld verdienen, wie ist überhaupt die ganze Bewertung Behindertenlebens damals gewesen. Heute ist es eine Ermächtigung. Heute ist es vielleicht nicht mehr die Freakshow. Es ist auf eine bestimmte Weise trotzdem noch eine Freakshow. Also ich verstehe irgendwie auch die Argumentationslinie von der anderen Seite, aber es geht nicht mehr... Und darum, es geht hoffentlich nicht mehr um Ausbeutung, es geht um selbstbestimmte Entscheidungen und trotzdem ist da so ein Geschmäckle, was ich zum Teil auch noch schmecke. Und deswegen, ich habe mich dann damals dagegen entschieden, dass wir das ausprobieren, weil ich das auch so ein bisschen spüren kann und ich verstehe aber auch die andere Seite. Also wenn ich jetzt eine Künstlerin wäre, die sagt, ich möchte mich jetzt zeigen mit einer Gruppe blinder Menschen, mit einer Gruppe von ganz verschiedenen Personen mit Behinderung, wir machen eine Bühnenshow und kriege dann da vielleicht eine Kritik. Ich sehe auch bei Martin, das war so viele Jahre mein Kollege, und trotzdem, manches von ihm feiere ich, manches nicht. Weil ich denke, da gehen wir ja wieder in diesen internalisierten Ebelismus. Da finde ich andere Sachen besser, die Menschen mit Behinderung auf Bühnen machen. Da bin ich hin und her gerissen. Da bin ich nicht ganz bei dir und aber auch nicht komplett dagegen. Aber ich bin ein bisschen kritischer. Ich bin ein bisschen kritischer und ist aber okay, dass das diskutiert wird und würde das an der Stelle vielleicht auch einfach zulassen, dass es da verschiedene Meinungen gibt.
Speaker0
00:18:51
Absolut. Diese Idee mit dem Shot hätte ich so cool gefunden, wenn du den großen, gewachsenen Riesen mit dem kleinen Shot geschickt hättest und den kleinen mit dem großen mit dem Long Drink. Das wäre vielleicht.
Speaker1
00:19:02
Noch viel kreativer, noch viel kreativer.
Speaker0
00:19:04
Das wäre kreativer gewesen. Stimmt. So, das haben wir, die Aktualität haben wir abgearbeitet am 20. Juli 2025. Bildt euch eure Meinung, es ist alles in Ordnung. Jeder darf das so empfinden, wie er das für richtig empfindet. Auch die Geschichte mit den kleinen Wüchsen beim Auftritt oder beim Geburtstag von Herrn Jamal. Und ja, ansonsten kommen wir jetzt zu unserem heutigen Thema. Und zwar Reisen. Das war deine Idee, Jenny. Ja.
Speaker1
00:19:32
Ja, ach ja, das Thema Reisen, das bewegt mich deshalb, weil ich jetzt aktuell für die neue Norm eine Kolumne schreiben durfte. Und ich bin ja nun ein Mensch, der Reise beeinträchtigt ist. Und das ist im Sommer ein bisschen härter als in anderen Jahreszeiten, weil ich natürlich mit Reise-Content zugeballert werde und jeder erzählt von seinem Urlaub. Und ich frage mich immer, ist das jetzt gut oder schlecht? Ist das inspirierend für mich oder tut es eher weh? In einer Podcast-Folge habe ich ja über ME-CFS gesprochen, also über die Behinderung, die ich habe neben der Blindheit und die ermöglicht mir vieles eben nicht. Und manche Menschen denken aber, ja, die Blindheit ist das große Problem. Ja, also oft höre ich, ach so, naja, weil du blind bist, du hättest ja auch gar nichts davon, wenn du jetzt wegfährst und du siehst ja dann auch gar nicht die tolle Landschaft. Und das ist natürlich Quatsch. Also als ich nur blind war, musste ich oft meinen Seminarteilnehmenden erzählen, wie toll Reisen für mich ist. Und die konnten sich überhaupt nicht vorstellen, was ich davon habe. Nun war ich jetzt nie so eine Reisemaus, die Kreuzfahrtschiffe brauchte und große Flugreisen. Das ist vielleicht auch hilfreich für mich heute, weil ich den Teil dann auch nicht so vermissen kann. Im Gegensatz zu Menschen, die das vielleicht wahnsinnig gerne gemacht haben und jetzt mit sowas wie MEZFS leben und in ihre Fotoalben gucken und sagen, boah, jetzt kann ich da nicht mehr hin. Aber was mich interessieren würde, Sascha, du bist, das unterscheidet uns ja, du bist geburtsblind. Bist du jemals mit der Frage konfrontiert worden, bringt dir das überhaupt was zu reisen? Du siehst es ja gar nicht, das schöne Geschehen um dich herum. Ist das dann nicht einfach auch gut, einfach zu Hause zu bleiben?
Speaker0
00:21:21
So eine kleine Fake News muss ich aufklären. Ich bin nicht geburtsblind. Ich bin mit drei Jahren erblindet. Das ist fast Geburt, aber da war ich schon, glaube ich, aus der Pampers raus.
Speaker1
00:21:31
Ist das entscheidend, also bevor wir zum Reisen kommen, ist das entscheidend für, wie du heute die Welt wahrnimmst, weil die drei Jahre, nee?
Speaker0
00:21:40
Nee, also ich habe ja noch den Vorteil gehabt, dass ich Farben sehen konnte. Also ich kann mir heute noch immer Farben vorstellen. Ich habe bis 12 oder 13 Jahre noch auf dem rechten Auge Farbe gesehen. Linke Auge war ganz tot. Nein, es ist an sich irrelevant. Ich glaube aber, dass es trotzdem im Unterbewusstsein etwas mit einem macht, ob man geburtsblind ist oder dann doch leicht verspätet erblindet. Ich glaube schon, dass es einen kleinen Unterschied macht. Ich weiß nicht warum, aber ich kann es natürlich auch nicht vergleichen, weil ich habe nur das Leben gelebt bis jetzt, was ich lebe, also mit drei Jahren erblindet. Das aber zu der Geschichte. Ich habe da mehrere Storys zu erzählen. Also ich finde, ja, ich reise gerne. Ich bin viel unterwegs. Ich reise ja schon alleine dadurch, dass ich in zwei Ländern lebe. Bin ich ja fast jede 14 Tage am Flughafen oder Mitte der Deutschen Bahn unterwegs, wobei ich die Zeit etwas meide mit ihren Pünktlichkeitsdefiziten. Wir haben das PDS, das Pünktlichkeitsdefizitsyndrom.
Speaker1
00:22:35
Sehr schön.
Speaker0
00:22:36
Das ist mir gerade so eingefallen. Also ja, ich bin jetzt nicht so der Typ, der nach Paris fahren würde und da die Kathedrale Notre-Dame abtasten müsste oder dann im Louvre sich alle Bilder beschreiben lassen. Das bin ich nicht. Ich gehe gerne in eine Stadt, um das Flair zu erleben. Ich war einer meiner schönsten Reisen, war zum Beispiel 2001 nach Gran Canaria. Da fliegen wir dieses Jahr mit der Familie nochmal zurück. Ich wollte meinen Kindern zeigen. Das war so eine Woche für mich, wo ich zum ersten Mal in den ersten 26 Jahren auch abschalten konnte und mein Handy dalassen konnte. Das war damals noch ein reines Telefon. Das war kein Smarty. Aber trotzdem habe ich da eine Woche lang kein Handy gehabt. Ob schon wir Veranstaltungen hatten und so weiter. Und ja, wir waren auch, also ich bin eher so der Strandurlaub. Wir waren auch natürlich jetzt vor zehn, letztes Jahr Februar war ich in Barbados mit meinem besten Freund. Ja das sind keine also wir sind da keine, Städtereisen gemacht oder Sehenswürdigkeiten gucken, sondern ich bin dann eher so der Reisende mit Strandfeeling oder ein bisschen Entspannung oder so, aber nicht so derjenige, der wirklich sich da so mit der, mit den Gebäuden auseinandersetzt und alles abtatscht, was es da gibt, das bin ich nicht weder in der Kultur, also ich mache das weder hier meine Lübeck ist eine schöne Stadt, Hamburg hat auch wundervolle Sachen, ich könnte das auch da machen, aber ich bin das nicht.
Speaker1
00:24:06
Das klingt interessant, weil das erinnert mich an einen blinden Kumpel. Wenn der zurückkommt aus dem Urlaub, dann fragen seine Arbeitskollegen auch immer, und hast du das und das angeschaut und das und das? Also was man eben so macht in einem bestimmten Land und was vorgegeben ist im Reiseführer, was man sich da so anschaut. Und ich weiß nicht, ob es die Behinderung ist oder ob das sowieso eine sehr individuelle Sache ist, wie jemand Reisen erlebt. Vielleicht sind Sehende manchmal auch so sehr oder stressen sich dann so rein in, Das muss man alles abhaken, das gehört ja dazu und vielleicht motiviert ja auch Behinderung manchmal dazu, eine Reise so zu erleben, wie es für einen selber stimmig ist und das ist so ein Punkt, was jetzt auch Menschen mir rückgemeldet haben, weil ich so ehrlich war und gesagt habe, was ich alles nicht machen kann, aber stattdessen sich mir eröffnet. Manche ohne Behinderung haben ja auch gesagt, das hat mich irgendwie auf eine Weise entlastet, weil ich bin zwar gesund, ich habe keine schwere Erkrankung, aber dieses Reisen können müssen, das ist auch irgendwie so eine Pflicht. Also alles immer abzuarbeiten, diesen Urlaub zu planen, das ist schon irgendwie ein Haufen Stress. Dann alles machen zu müssen, noch für Insta zu filmen, um allen dann noch eine Show bieten zu müssen, was wir da alles gemacht haben. Eigentlich will ich was ganz anderes im Urlaub. Eigentlich, wie du jetzt schon sagst, Ist man vielleicht eher der Typ, der irgendwo am Strand einen Cocktail trinkt, jemand anders will mit den Einheimischen irgendwo ein Fladenbrot backen oder möchte mit einem Wohnmobil unterwegs sein. Ich glaube, es ist auch was hoch Individuelles. Und dazu zu stehen, auch zu sagen, nee, mit meinen kleinen Kindern ist mir das komplett zu stressig. Wir machen jetzt Urlaub irgendwo in Österreich, das ist auch nicht so weit weg. Das ist, glaube ich, manchmal auch so ein Performance-Druck geworden mit den Reisen.
Speaker0
00:25:54
Also den Urlaub in Österreich mit den Kindern, den haben wir auch hinter uns. Wir sind aber nie auf so einen Hof gegangen, sondern nehmen wir so ein Hotel. Es waren auch ein paar Mal im Dorfhotel, da gibt es ja eins in Boltenhagen gab es ein Dorfhotel. Das war so der Vorteil für uns auch, du kannst die Kinder tagsüber einfach laufen lassen. Sie sind da in einem geschützten Raum und es war dann weniger anstrengend für alle. Ich bin auch kein Ferienhausfreund, weil ich einfach sage, wenn ich in Urlaub fahre, möchte ich, dass keiner sich um irgendwas kümmern muss. Also ich gehe gerne morgens an einen frühstücksgedeckten Tisch, an einen Buffett und das mache ich auch gerne mittags und dann mache ich auch gerne abends. Ich möchte nicht unbedingt, dass dann irgendjemand im Haus da sich für Kochen verantwortlich zeigen muss. Wir waren aber in Barbados, waren wir in einem Haus, aber Paul, mein bester Freund, hat gemeint, ja, er kocht sehr gerne und ich habe dann morgens Kaffee gekocht und er hat mittags gekocht oder abends gekocht. Wir sind natürlich auch ein paar Mal essen gegangen. Aber wenn das einer freiwillig macht, finde ich das in Ordnung. Aber auf der anderen Seite bin ich wirklich ein Freund davon, sich an einen gedeckten Tisch zu setzen und das dann einfach zu genießen. Also ich finde, Urlaub ist das, was wir genießen. Offiziell ist der Begriff Urlaub ja für sich zu erholen. Und ich glaube, viele Menschen sind gestresster, wenn sie aus dem Urlaub zurückkommen, als wenn sie nicht in den Urlaub gegangen wären. Und ich finde das auch für uns, es gibt, ich kenne Leute. Im Bekanntenpreis der Vorsitzende von Blinden und Zippern von Schleswig-Holstein, Jürgen Trinkus, ist sehr kulturaffin, der braucht das, der geht diese Sachen fühlen, der tastet sich da durch die Welt sozusagen und ich finde das auch cool, also ich finde, ich begrüße das und finde das schön, wenn er das dann so beschreibt, seine Eindrücke, seine Gefühle, ich finde das mega, aber das ist okay, also ich brauche das nicht, aber ich glaube, das ist auch bei den nicht-blinden, Menschen ganz unterschiedlich ist. Die einen wollen in Paris, Notre Dame, Louvre und wir heißen sie alle sehen, die anderen wollen es nicht. Die einen wollen in Berlin das Brandenburger Tor sehen, die anderen interessiert das gar nicht. Die wollen einfach den Flair dieser großen Stadt erleben und das Gefühl der großen Stadt erleben oder den Wannsee erleben oder wie auch immer. Also ich glaube, ich weiß nicht, ob das alles immer mit Behinderung zu tun hat. Kann natürlich sein, aber ich glaube, das hat einfach mit Mensch zu tun, was einen interessiert. Ich weiß nicht, ob ich jetzt, wenn ich sehen würde, mehr Sehenswürdigkeiten mir reinziehen würde. Ich weiß es nicht.
Speaker1
00:28:07
Ich glaube auch, das hat gar nicht so viel mit Behinderung zu tun. Und der Teil, der mit Behinderung zu tun hat, dann vielleicht, wenn es so um kreative Lösungen geht, also weil Dinge nicht barrierefrei sind, wenn man eine bestimmte Auswahl treffen muss. Also das habe ich ja dann auch gemerkt, wenn Hotels zum Beispiel Probleme mit einem Blindenführhund hatten und ich vor Ort dann viel diskutieren musste. Was bei mir besonders schlimm war, weil ich ja nur einen kleinen Radius habe. Also ich kann nicht weit Autofahren zum Beispiel. Das ist so ein Punkt und muss mir Themen in der Region suchen. Also ich komme mir oft vor wie zu Corona-Zeiten. Also für mich sind Bedingungen so ähnlich aufgrund meiner Erkrankung. Ich kann nicht weit fahren, kann also mich nur in einem bestimmten engen Radius bewegen. Und dadurch ist es dann besonders dramatisch, wenn die Optionen da nicht funktionieren, weil man dann diskutiert wegen Blindenführhund. Also da habe ich oft im Nachhinein dann Antidiskriminierungsstellen einschalten müssen und der ganze Urlaub war gecrasht, weil ich bin natürlich auch darauf angewiesen, dass ich dann im Hotelrestaurant essen kann. Ich kann oft keine weiten Wege bewältigen wegen dem ECFS und ich glaube, das ist dann was, was viel Planung erfordert. Ein Mensch, der mit dem Rollstuhl unterwegs ist, muss natürlich auf solche Aspekte schauen. Und ich habe zum Beispiel jetzt auch gar nicht weit von... Von mir zu Hause entfernt ein Ferienhaus gefunden, wo das Wasser direkt vor der Terrasse ist. Natürlich ein bisschen kostspieliger, aber dadurch, dass ich immer nicht weit gehen kann, also gleich vom Bett ins Wasser und zurück gehen kann, ist es für mich natürlich ganz, ganz toll so. Mit dieser Erkrankung muss man viel liegen. Ich hatte das ja schon mal ausgeführt. Und dann versuche ich eben meine Meere und meine Seen eher zu mir zu holen. Und dann ist Urlaub im ganz Kleinen auch möglich. Also schwimmen dann nur mit Schwimmhilfe, weil ich nicht weiß, wie lange werde ich im Wasser durchhalten. Es hat sich für mich auch zum Thema Schwimmen einiges geändert, seit ich vollblind bin. Also ich schwimme alleine und habe dann auch so mitten im Wasser gemerkt, dass ich eigentlich gar nicht weiß, wo das Ufer ist. Also mein Partner schwimmt nicht und da ist also keiner im Wasser mit mir zusammen, der da navigiert. Wie machst denn du das im freien Gewässer, Sascha? Du hast mir da schon mal drüber gesprochen, mit der Andrea Eberl hatte ich öfter dazu schon mal Austausch, wie sie das macht. Wie bist du im freien Gewässer als Vollblinder unterwegs?
Speaker0
00:30:29
Naja, seltenst alleine. Also ich bin ja nicht nur der Freund, der sich irgendwo, wie Andrea jetzt, nach Griechenland fährt und dann einen Monat lang da alleine am Strand mit einem Zelt lebt und so weiter. Das macht sie ja am Campingplatz und geht dann in den See. Da hat sie ja ein paar Mal auch berichtet, so vor Corona noch. Das finde ich faszinierend, um dann sein Zelt wiederzufinden oder überhaupt alles. Das können natürlich auch unsere Hunde irgendwann. Die finden das alles, ja. Aber die Voraussetzung ist, dass der Hund dann natürlich auch am Strand irgendwo sitzen bleibt und sich in den Empfang nimmt. Da muss der Hund aber auch wieder finden. Also es ist alles schon speziell. Also ich gehe selten alleine ans Meer oder in freie Gewässer, weil das auch langweilig ist. Also ich bin auch nicht derjenige, der alleine auf eine Kirmes gehen würde, wie Christian Ohrens das macht, alleine auf dem Dom oder im Freizeitpark. Das mache ich aus mehreren Gründen erstmal, weil es mir zu stressig ist und zweitens, weil ich das einfach langweilig finde. Ich finde das schöner, wenn wir das zusammen machen als Familie oder mit Freunden und so weiter. Somit gehe ich da auch seltenst, also nie alleine ins offene Wasser. Ein Schwimmbad, ja, da kann ich mich orientieren, aber so offenes Wasser nicht. Es gibt ja mittlerweile auch Möglichkeiten mit AirTags und so weiter, sich da zu orientieren oder wie auch immer mit piepsenden Dingern oder was auch immer. Es gibt ja Möglichkeiten, sind ja alle etwas kreativ geworden. Vielleicht könnt ihr uns auch da mal ein paar Tipps schicken, wie ihr das macht. Genau, aber für mich ist das nichts.
Speaker1
00:31:54
Also ich bin ganz dankbar für den Tipp einer Bekannten gewesen. Es gibt für Sportler so einen Gürtel und da ist ein Band dran befestigt und an dem Band hängt so eine aufgeblasene Schwimmburje. Und das ist eigentlich ein ziemlich cooles Ding. Also sie hat es für ihren Sohn angeschafft, der sich dafür auch nicht schämt. Und da habe ich gedacht, Mensch, das wäre doch auch was für mich. Gerade bei meiner von Schwäche geprägten Erkrankung weiß ich nicht, ob ich da mitten auf dem Wasser irgendwo absterbe. Noch dazu ist die Boje sichtbar und man kann da auch ein Handy unterbringen. Da gibt es auch welche, wo man also so Zeug reinmachen kann. Also für blinde Menschen, die tatsächlich mal irgendwo auf dem Wasser verloren gehen können, ist das eine Riesenhilfe. Und ich habe dann noch dazu die Möglichkeit, meine Arme mal abzulegen, wenn ich wirklich nicht mehr kann. Und Richtung Strand mich dann navigieren zu lassen, wenn jemand dort steht und mir zuruft. Oder wie Andrea, die stellt sich eine Musikbox dahin. Da hätte ich immer ein bisschen Angst, die nimmt einer weg. Wenn die Box da nicht mehr steht, dann weiß ich nicht mehr, wie komme ich jetzt zum Ufer zurück. Ich versuche mir das dann doppelt abzusichern. Entweder man hat einen Hund, der dann auch bellt, der damit aufgewachsen ist, der einem dann sagt, Frau, ich muss hier hin. Aber ich liebe Schwimmen, ich liebe Wasser, das ist so ein Gefühl von Freiheit für mich. Ja, so bestimmte andere Dinge, wie du gesagt hast, Hotel, das finde ich auch ganz schön. Da muss ich mal ein bisschen erproben, was ist für die Behinderung oder für die Erkrankung eher belastend und was ist entlastend. Und das kann man da gut ausprobieren. Mich würde auch sehr interessieren, was Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen machen. Also was so die Alternative zu gar nicht wegfahren wäre. Ich möchte da immer motivieren, kleine Schritte zu machen, kleine Sachen auszuprobieren, bevor man so die Wohnung gar nicht verlässt. Es gibt ja schwere Fälle von dem ECFS. Das möchte ich auch immer dazu sagen, die wirklich den ganzen Tag nur im dunklen Raum liegen müssen. Und da geht erstmal wirklich gar nichts. Da geht nur die Reise im Kopf. Auch solche Phasen kenne ich. Und weil du sagst Kunst und Kultur und Jürgen Trinkus, ich bin zum Glück auch ein sehr kultur- und kunstliebender Mensch. Und in solchen Phasen habe ich da sehr profitiert davon, dass ich das auch im Kopf sehr gut leben kann. Also schon als Kind, als sehbehindertes Kind war ich extrem fantasievoll. Und ich brauchte nicht so viel Impuls von außen. Ich konnte mit mir selber schon wahnsinnig viel anfangen. Und mir ist nie langweilig gewesen. Und das hat mir auch geholfen. Zu sehr isolierten Zeiten, also krankheitsbedingt isolierten Zeiten. Das soll aber nicht heißen, naja, alle Leute, die krank und isoliert sind, sollen sich mal damit zufriedengeben, dann kommen sie ja klar. Sondern es ist natürlich immer anstrebenswert, auch wieder kleine Schritte nach außen machen zu können. Und was ist da möglich? Wie kann man auch diesen Menschen helfen? Für mich ist zum Beispiel auch so ein sozialer Overload oft nicht so gut. Also irgendwo hinfahren ist schon anstrengend genug. Dort auch noch Freunde treffen, das schaffe ich dann nicht zusammen. Also wenn ich mich jetzt irgendwo mit Freunden treffe, muss ich mich meistens drei Tage danach oder drei Tage davor zurückziehen. Ich muss das also immer gut aufteilen. Die Technik dafür heißt ja Pacing. Aber wenn man das alles so entzerrt und guckt, wie man das gestaltet, sind dann trotzdem kleine Dinge möglich. Und das würde mich sehr, sehr interessieren, wie es Menschen geht, die, wie du auch schon mal im Podcast hattest, diese Chemikalienunverträglichkeit haben oder so. Da ist es ja auch sehr schwer, sich in Flugzeuge zu begeben oder in Züge oder so.
Speaker0
00:35:35
Ja, vor allem dieses Sozial-Overload, das ist natürlich auch gerade für Menschen, die hochsensibel sind, die alle Felder offen haben, wie man so schön im Spirituellen sagt. Für die ist es natürlich auch ganz, ganz heftig. Aber ich merke auch mittlerweile, Und anscheinend bin ich auch leicht hochsensibel, weniger noch als meine Mädels hier zu Hause. Aber ja, ich merke, dass das so zu viel Mensch mittlerweile auch anstrengend ist. Also gut, liegt natürlich auch meinem neuen Job. Ich habe sehr viele Meetings. Ich rede viel mehr mit Leuten, als ich das in meinem alten Job hatte. Da saß ich hinter meinem Computer. Da waren die Leute auch in einem Großraumbüro mit uns zusammen. Aber der Kontakt war gering. Und jetzt hier haben wir durchschnittlich mal, kann mal sein, dass man von acht Stunden sechs Stunden Meetings hat. Und wenn ich dann abends zum Beispiel in ein Restaurant gehe oder so und ich lande wirklich an einem Restaurant, wo es laut ist, wo es wuselig ist, dann bin ich abends platt. Also das ist ganz besonders. Also das, wie gesagt, auch mit Konzerten oder so. Ich gehe absolut gerne auf Konzerten. Ich bin jetzt mal gespannt. Nächstes Jahr haben wir ein Konzert geplant, wo wir hingehen. Darf ich aber jetzt noch nicht verraten, in diesem Podcast, weil es ein Geburtstagsgeschenk ist. Und ja, und das ist natürlich immer aufregend, ist viel los, viel Menschen und so weiter und so fort. Aber darauf verzichten möchte ich nicht. Ja, und man braucht dann nochmal ein paar Tage, auch ein Sascha braucht das dann ein paar Tage, um einfach weniger Menschen zu sehen. Was wir uns hier geschaffen haben, weil auch Stefanie, die Mutter der Kinder, immer wieder Probleme hat beim Reisen, weil es ja ganz viele Ziele gibt, wo die Matratzen einfach nur beschissen sind, wo man einfach nicht genug gut schläft. Und gut schlafen ist natürlich auch im Urlaub etwas sehr Wichtiges. Wir haben versucht, uns hier zu Hause sozusagen eine gewisse Urlaubsoase zu kreieren. Wir haben einen Pool aufgebaut, wir haben Sonnenliegen da stehen, wir haben eine wunderschöne Terrasse, ein Gasgrill da stehen, haben Sachen gepflanzt, Blumen gepflanzt, also unseren Garten so gemacht, dass man manchmal, also ich habe manchmal das Gefühl, wenn ich aus Luxemburg zurückkomme, bin ich hier in einer gewissen Art von Urlaub. Das klingt so gut.
Speaker1
00:37:34
Und da hast du auch einen Punkt, Sascha, zum Thema Schmerzen, was deine Steffi, heißt sie, kennt. Das ist ja auch so ein Phänomen, mit dem ich lebe, also dieser starke Dauerschmerz. Und das schränkt ja auch extrem ein. Also deswegen ist es so schwer, überhaupt dieses soziale Sitzen, dieses soziale Stehen. Und ich habe auch in meiner, also Pool ist sowieso, Schlauchboot, Pool, also da lebe ich. Das ist so ein, wenn man das machen kann, sich so Oasen schaffen. Ich habe mir jetzt auch so einen Hängekorb gekauft, der sollte eigentlich auf dem Balkon, jetzt habe ich das in einer Ecke in meinem Wohnzimmer stehen, das integriert sich gut, ist wie so ein überdimensionales geflochtenes Ei, da kannst du dich als erwachsene Person reinsetzen und so schaukeln, diese Schaukelbewegungen, die bringen mein Nervensystem total runter. Also Menschen, die vielleicht auch mal nicht reisen können, weil es aktuell wirklich nicht geht, die sollten wirklich versuchen, sich ihr Heim so einzurichten, dass es sich wie so eine kleine Urlaubsoase anfühlt. Es ist auch interessant, was es für jeden Einzelnen so ist. Für mich ist eigentlich auch Arbeit, das klingt blöd, aber Arbeit manchmal wie so eine Reise, wenn ich ein neues, kleines Projekt habe oder an was Neuem, Kreativen arbeite. Da kann ich mich so drin vergessen und verlieren, dass mir das wirklich absolute Erfüllung gibt. Da muss natürlich jeder das finden, was für ihn so die absolute Erfüllung auch ist. Und weil du vorhin gesagt hast, Meetings, Arbeit, du reist auch sehr viel aufgrund deiner Arbeit. Das war für mich das Schwerste am Anfang eigentlich, bevor ich so geschnallt habe. Oh Gott, ich kann ja jetzt gar nicht mehr gut reisen privat. Diese ganzen Dienstreisen und auch die Dienstreisen absagen zu müssen aufgrund von ME-CFS. Also es kamen so viele Anfragen und die Menschen kannten mich so als extrem gut. Engagierte Person und dann musste ich irgendwie Worte dazu finden, dass Dienstreisen nicht mehr möglich sind und das war noch weit vor Zoom, also da kannten Leute das einfach noch nicht und Ottmar wird sich vielleicht daran erinnern, dass ich mich bei Kobinett schon damals stark gemacht habe für Kongresse von zu Hause aus, also wie kann ich von zu Hause aus auch an Tagungen und Kongressen teilnehmen, habe ich auch mit zwei anderen Aktivisten zusammen damals gemacht, auch die selbst auch gesundheitlich sehr eingeschränkt waren, aber sehr schlau, auch eine Ärztin darunter, eine Doktorin darunter. Also Reisen betrifft ja nicht nur das Privatvergnügen, sondern auch viele, viele Dienstreisen. Und manche Menschen können auch sich nicht zerteilen. Das hat ja nicht mal nur immer was mit Behinderung zu tun oder chronischer Krankheit, sondern man kann nicht immer überall sein. Und digitale Möglichkeiten haben uns da auch viel eröffnet, uns einzubringen, teilzuhaben, Einfach durch Zoom-Meetings. Muss jetzt nicht nur sein. Ja, also es ist auch nicht gut, wenn man immer alles nur über Zoom managt. Aber das hat mir auch geholfen, wieder Dienstreisen zu machen, aber online quasi.
Speaker0
00:40:33
Ja, ich glaube, dass wir heute die riesige Chance haben, uns verschiedene Sachen so hinzulegen, dass sie für uns gut sind. Also das ist, glaube ich, ein wichtiger Aspekt, den wir uns mittlerweile geben können. Und ja, dass wir uns das auch zugestehen können. Aber davon muss jeder, glaube ich, für sich entscheiden, weil ich glaube, dass es da keine Regelung gibt. Jeder braucht da so seine Oasen, wie du das schon sagst. Der eine kann es dann online regeln, der andere kann es anders regeln und ich finde das ein sehr wichtiger Ansatz, dass wir lernen, das individuell zu sehen, weil wir nicht gleich sind, weil wir anders sind und weil wir mit derselben Behinderung anders aber umgehen können. Für den einen ist die Erkrankung, die du hast, schlimmer als für dich, in Klammern, und der geht anders um als du. Für den anderen ist sie leichter wie für dich und der geht auch anders um damit. Und ich glaube, dass wir ganz, ganz schnell dazu uns weiterbringen müssen, in dieser Gesellschaft diese Individualität endlich anzuerkennen und nicht zu sagen, es gibt das Reißbrett-Format und wer da nicht reinpasst, hat verloren. Ich bin der Meinung, dass wir das ganz gut entspannter sehen dürfen, um auch der Gesellschaft gerecht zu werden, der Vielfalt der Gesellschaft und aber auch um dem gerecht zu werden, was wir an sich brauchen, nämlich dass wir die Menschen, die wir brauchen, die Fachkräfte länger in unseren Reihen behalten können als aktive Menschen. Richtig.
Speaker1
00:42:08
Da sind wir wieder beim Arbeitsmarkt. Das hast du ja ganz oft schon gesagt. Da kann man vielfältig gestalten und Menschen einfach mit ins Boot holen, die man nicht inkludieren könnte, wenn man so strikt bei Vorgaben bleibt, die nicht mehr zeitgemäß sind. Da könnte man mit Homeoffice-Optionen oder digitalen Optionen Menschen mit ins Boot holen oder Arbeitsplatzbedingungen, die viel mehr zulassen. Wir haben die Möglichkeiten dazu. Und andererseits hast du vorhin über Veranstaltungen gesprochen. Das ist auch nochmal so ein Riesenfenster, was sich da öffnet. Mir fällt das immer ein, während du sprichst. Deswegen greife ich jetzt nochmal auf. So Konzerte und Festivals und so, da sind wir beide, haben wir auch schon oft gesagt, ja auch bei einer Initiative bei Barrierefrei Feiern, wo wir auch immer wieder feststellen, dass man sich einfach auch Publikum wegnimmt oder Publikum vorenthält, weil man Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen nicht mitdenkt. Und ich liebe zum Beispiel ja auch Events, das sind auch so meine Reisenkonzerte. Da suche ich dann auch ganz konkret und selbstbestimmt auch mal viele Menschen um mich rum, weil ich liebe das dann auch mal in der Masse unterzugehen. Und da muss ich mich natürlich präparieren. Da brauche ich einen Gehörschutz, da brauche ich auch eine Sitzhilfe, weil ich eben nicht stehen kann. Und da habe ich oft sehr viele Diskussionen, dass eben die Sitzhilfe nicht mitgenommen werden kann. Also entweder Rollstuhl heißt es dann oder stehen. Und man hat da eben irgendwie so keine Graustufen. Also auf Veranstaltenden ist es nicht bewusst, dass es da Menschen gibt, die haben vielleicht Parkinson oder Multiple Sklerose oder ME-CFS oder Low-Covid. Und da ist es eben wichtig, dass es auch Sitzplätze geben muss und die gibt es bei vielen Konzertveranstaltungen nicht. Und da gibt es immer wieder die Diskussion, wer darf auf die Behindertentribüne und wer nicht. Also ich glaube, gerade der Kulturbereich kann sich unheimlich öffnen und so Vorreiter sein, auch zum Thema Inklusion, weil Behinderung so sehr viel besprechbarer wird, auch in Kunst und Kultur und sehr viel schneller auch angeschoben werden kann, als oft in politischen Kontexten. Und dort nimmt man es sich aber auch gerade weg. Und da habe ich auch die Erfahrung gemacht, dranbleiben lohnt sich. Aber ich habe da sehr viel Federn gelassen. Und weil ich so wenig Energie habe, gebe ich das dann auch oft ab. Inzwischen an meinen Partner, das ist eigentlich auch nicht so gut, weil ich sehe, dass die nichtbehinderten Menschen untereinander da manchmal besser zueinander kommen. Also die hören da eher auf ihn, wenn er sich so als Nichtbehinderter an Veranstalter wendet, dann kriegt er schneller was durch, als wenn ich da als Blinde, neurologisch Erkrankte hinschreibe. Und das ist für mich ein bisschen unbefriedigend, weil ich denke, boah, warum nimmt man mich nicht ernst, aber ihn? Aber trotzdem ist da inzwischen auch viel erreicht und ich bereue nicht, dass ich da so gekämpft habe. Ich denke aber, es wäre schön, wenn wir alle auch im Freizeitbereich irgendwie da anfangen könnten, wo gesunde oder nicht behinderte Menschen schon stehen, ohne jedes Mal diesen Kampf und diese Diskussionen, die wir da führen müssen.
Speaker0
00:45:16
Ja, dafür müsste es einfach mal, ja, Regelungen klingt jetzt brutal, aber Leitfäden geben, wo das alles mal klar aufgeführt ist, was an sich sind die Bedürfnisse, was soll geklärt werden. Ich glaube, wenn wir da mal Richtlinien hätten und wenn die Verbände, die behinderten spezifischen Verbände zusammenarbeiten würden und aus einem Sprachrohr sprechen würden und nicht jeder seine Behinderung nur sieht und nicht die andere, dann wäre es gut. Ich glaube, dass wir da noch ganz viel an unserer Lobbyarbeit und an unserer Präsenz machen müssen. Und es ist alles schon gut, wenn wir beide oder auch die Kollegen von der Initiative Barrierefrei Feiern Gas gibt und Aufklärung macht. Aber es müsste einfach eine klare Guidelines geben, wie soll eine Veranstaltung von, ich sage jetzt einfach mal, vom Dorffest bis zum Open-Air-Konzert, bis zum Fußballspiel, bis zum Basketballfinale, wie soll sowas gestaltet werden? Was sind die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung? Und dann, wo ich ja auch immer dabei bin und wo die Kollegen von Bayer-Verfahren ja auch mitziehen, ist nicht nur zu sagen, was geht, sondern auch vor allem, was eben im Moment noch nicht geht. Weil nur dann, wenn ich mir bewusst bin, was nicht geht, kann ich das, was geht, erweitern. Aber ich muss mir zuerst mal bewusst sein, was gar nicht geht. Und dann kann es vielleicht für den Tag nicht gehen, aber ich bin der Meinung, dass man trotzdem dann Schritt für Schritt gucken kann, dass es dann irgendwann geht. Total.
Speaker1
00:46:46
Und mir fällt ein, Öffentlichkeitsarbeit, Freunde von mir, die haben den Insta-Kanal WeRollTheWorld. Also das sind Björn und Amelie und die sind wirklich weltweit unterwegs. Björn ist im Rollstuhl unterwegs und Amelie ist seine Partnerin und hat keine Behinderung. Und hier ist es auch, weil die sind wirklich, die sind überall schon gewesen. Es lohnt sich da wirklich mal reinzugucken. Und das ist natürlich die Rollstuhlperspektive. Und weil du gerade sagst, verschiedene Behinderungen und auch die Verbände und jeder muss seinen Teil leisten. Wir diskutieren das manchmal noch so sehr getrennt. Das hat auch historische Gründe. Menschen mit Behinderungen haben sich damals sehr separiert. Das ist vielleicht auch nochmal eine eigene Podcast-Folge, um zu zeigen, naja, wir sind aber die guten Behinderten und wir sind aber weniger behindert als die anderen, um sich bestimmten nationalsozialistischen Maßnahmen auch zu entziehen. Und das hat uns damals zu sehr getrennten Communities gemacht. Und heute fällt uns das noch immer auf die Füße. Also ich finde es auch wahnsinnig wichtig, auch zum Thema, was wir gerade besprechen, dass es da Sichtbarkeit gibt und was ist zum Beispiel Barrierefreiheit. Aber Barrierefreiheit ist auch für jede Behinderungsgruppe wieder was ganz anderes. Also was für einen Menschen im Rollstuhl gut oder schlecht funktioniert, trifft für den blinden Menschen wieder auch gar nicht zu. Und ich merke auch, dass ich da Perspektiven für mich erweitert habe und auch immer versuche, für andere Behindertengruppen mitzudenken, aber auch versuche zu verweisen und zu sagen, okay, das kann jetzt jemand besser argumentieren, der im Rollstuhl unterwegs ist. Wir müssen uns da gegenseitig auch wirklich so ein bisschen mit ins Boot holen und auch unsere Arbeit gegenseitig zeigen. Ich will an der Stelle mal wirklich die Arbeit von We Rolled the World zeigen und auch den beiden aber immer wieder auch sagen, wenn ihr sagt, das ist barrierefrei, dann auf jeden Fall für Menschen im Rollstuhl, aber vielleicht nicht unbedingt für Blinde, weil hier wieder irgendeine Grafik nicht für Blinde funktioniert, weil da kein Screenreader installiert ist.
Speaker0
00:48:43
Ich hatte im Rahmen meiner Tätigkeit beim Familienministerium eine Plattform organisiert mit Menschen mit Lernbehinderung. Es ging darum, wie wir unsere Dokumente in Zukunft oder unsere Kommunikation in Zukunft barrierefrei gestalten können. Wir wollten das als Ministerium mal mit der Szene, wie ich das schon erkläre. Und dann waren auch vier Betroffene mit dabei. Und dann kam so die Idee, ja, wir würden gerne beim Workshop mit, wir arbeiten lieber mit Bildern. Und dann habe ich aber auch erwähnt, das ist schön, dass wir das wissen. Das ist auch gut, dass wir das aufnehmen. Allerdings müssen wir darauf achten. Dass wir nicht durch die Erleichterung von der einen Zielgruppe einer anderen Zielgruppe wieder einen Stein in den Weg legen. Und das ist das, was mir wirklich in der Behindertenszene weltweit fehlt. Die EDF in Europa macht es ein bisschen, aber es muss einfach geguckt werden, dass alle Behinderungsgruppen abgeholt werden, global. Also man kann nicht noch dann auf die Individualitäten eingehen, das wird schwierig. Aber dass wir schon mal global alle Behinderungsgruppen abholen und sagen, okay, ich mache zwar für den Menschen mit Lernbehinderung die Bilder, aber ich sorge auch dafür, dass der Blinde seine Dokumente barrierefrei hat. Und ich gucke, dass der Ort, an dem es stattfindet, für den Rollstuhlfahrer zugänglich ist und Behindertentoiletten da sind. Und ich gucke, dass wir einen Gebärdendolmetscher oder Schriftdolmetscher haben für die Gehörlosen. Aber das eine darf das andere nicht ausschließen und durch das eine darf das andere nicht behindern. Das ist etwas, wo wir noch ganz viel lernen müssen, aber dafür müssen wir lernen, den Blickwinkel über unsere Nasenspitze hinaus und über unsere Behinderung hinaus zu fokussieren.
Speaker1
00:50:18
Ja, richtig. Also musste ich auch lernen. Ich habe einen Reiseführer zum Beispiel auch bestellt zum Thema Barrierefreiheit, weil wir schauen wollten, wo sind denn barrierefreie Hotels, Urlaubsorte und so weiter, weil ich auch immer auf der Suche bin für mich selbst. Und das waren alles aber barrierefreie Rollstuhlorte. Also da konnten wir jetzt, das war ein Hochglanzreiseführer, der war richtig toll gemacht. Der nützte mir jetzt aber gar nichts für das, was für mich wichtig gewesen wäre. Und da ist es immer gut, vielleicht dazu zu schreiben, barrierefrei für welche Personengruppe, wenn man jetzt den Fokus auf was Bestimmten hat. Und mit ganz großer Sicherheit ist mir das auch oft schon so gegangen, dass ich irgendwo kommuniziert habe, barrierefrei. Aber ich meinte natürlich für meine Zielgruppe, mit der ich überwiegend zu tun habe, blinde und sehbehinderte Menschen. Und ich kann als Privatperson auch ganz oft nicht leisten, dass ich das noch in leichte Sprache übersetze und viele andere Tools noch mit einbaue und Gebärdenverdolmetsche und so weiter. Und das muss ich dann aber dazuschreiben. Denn wenn ich barrierefrei hinschreibe, dann kann ja jemand auf die Idee kommen, das vielleicht auch in leichter Sprache vorzufinden. Und hier ging es mir eben...
Speaker0
00:51:28
Hier ging es.
Speaker1
00:51:28
Mir eben auch so, also viel Geld für ein Buch ausgegeben und das, ja, das kann ich jetzt gar nicht nutzen, das kann ich verschenken an Menschen, die im Rollstuhl unterwegs sind.
Speaker0
00:51:36
Und das ist auch, das bringt mich auch wieder rum auf die Gedanken, wir haben jetzt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz und wenn man so in der Gesellschaft diese, ah ja, digitale Accessibilität ist ja nur für Blinde. Nein. Ah ja, und Barrierefreiheit in Gebäuden ist nur für Rollstuhlfahrer. Nein. Also es ist schon wichtig, dass wir den Menschen aufzeigen und sagen, nein. Also im Endeffekt ist digitale Barrierefreiheit nicht nur was für Blinde, sondern auch für andere Zielgruppen. und die Barrierefreiheit in den Örtlichkeiten, in den Lieu-Werro-Publik, wie man in Luxemburg sagt, also da die öffentlichen zugänglichen Gebäuden. Das ist auch was für Menschen, die nicht im Rollstuhl sitzen, sondern die vielleicht eine Gehbeeinträchtigung haben, die blind sind, die hörgeschädigt sind, die kognitiv beeinträchtigt sind und so weiter. Also wir haben da ganz andere Zielgruppen und ja, ich glaube, dass das aber noch ein Prozess ist, weil da bin ich wieder ein bisschen böse mit unserer Zunft. Wenn wir unter uns Menschen mit Behinderung und den diversen Behinderungsarten nicht hinkriegen, füreinander einzustehen, dann können wir nicht hingehen und schon verlangen, dass die Menschen ohne Behinderung unsere Diversität verstehen. Das geht nicht.
Speaker1
00:52:44
Warst du mal in einem Hotel, Sascha, was für blinde und sehbehinderte Menschen ausgerichtet war? Und wenn ja, was ist dir da besonders positiv aufgefallen?
Speaker0
00:52:53
Naja, ich war schon mal in den Aura-Hotels. Die sollen ja für Blinde und Seelbehinderte ausgerichtet sein. Ich fand da jetzt außer die Leitstreifen auf dem Boden und die Zimmer in Blindenschrift beschriftet nichts mehr als das, was da war. Außer natürlich die Angebote jetzt für Blinde, dass man Assistenz kriegen konnte und so weiter. Aber mehr war da jetzt nicht blindengerecht.
Speaker1
00:53:14
Das ist ja schon mal aber gar nicht so schlecht. Also ich müsste mir dann immer die Tür irgendwie markieren. Oder bei Fahrstühlen hatte ich oft das Problem in Hotels, dass die nicht sprechen und keine Breibeschriftung haben. Und dann wusste ich wirklich nicht bei einem Riesenhotel, wo bin ich jetzt, wo stelle ich jetzt aus. Da kannst du dich ja voll verlieren in so einem großen Haus.
Speaker0
00:53:32
Was ich da cool finde, ist, ohne dich zu unterbrechen zu wollen, aber da hatte ich bis jetzt immer sehr viel Glück, dass meine Hunde nach zwei, drei Mal, also zuerst mal hat mir die Housekeeping oder die Rezeption das Zimmer gezeigt. Da lege ich Wert drauf, dass die mich dahin begleiten. Und dann habe ich das zwei, drei Mal mit dem Hund trainiert und dann hat mein Hund das immer gecheckt.
Speaker1
00:53:52
Das macht toll und Spaß.
Speaker0
00:53:53
Auch immer, aber er hat gecheckt, in welchem Zimmer ich war. Und oft haben die Leute ja die Zimmer ja mittlerweile Zahlen in Druckschrift. Die kann ich Gott sei Dank lesen. Das natürlich auch cool ist, aber das kann auch nicht jeder. Kann natürlich auch nicht jeder Blindenschrift. Also das muss man ja auch zugeben. Also das ist ja auch eine Geschichte. Aber ja, ich fand das cool. Also der Hund hat da seinen Job gemacht. Das war schon mega.
Speaker1
00:54:17
Ja, das macht ihnen auch Spaß, glaube ich, so in der neuen Umgebung.
Speaker0
00:54:19
Ja, ja, auch klar. Absolut, ja. Und ansonsten, ja, wenn natürlich ein Hotel ist, die darf zum Frühstück nicht kommen, dann ist das ein bisschen blöd, weil dann musst du ja einen Stock dabei haben oder dann zöcke ich auch nicht die Rezeption an zu rufen und zu sagen, sondern mich abholen. Aber bis jetzt ging das, habe ich da ganz wenig Probleme gehabt.
Speaker1
00:54:36
Ja.
Speaker0
00:54:37
Mittlerweile weniger als ganz am Anfang, als ich gereist bin, war es natürlich noch immer ein bisschen anstrengender. Aber es wird immer weniger. Ich bin natürlich jetzt gespannt, wenn die Leute bis den Spien haben und wissen, dass man einen Bierdeckel an seinen Hund hängen soll. Diese Versorgungsdings, die ja nicht funktioniert, dieses neue Verordnungen, die da ist, weil es keine Prüfer gibt, für die, die noch keine Prüfung haben. Also es ist ja Chaos hoch 10. Und wenn das bis durch ist, dass man jetzt einen Bierdeckel vorzeigen muss oder was auch immer da an den Hund gehängt werden muss und die Leute nur dann noch reingelassen werden, wenn sie das haben, dann kriegen wir wieder neue Probleme, weil bis jetzt hatten sich Leute daran gewöhnt, er hat ein Geschirr, der der freien. Aber ich gehe mal davon aus, dass bis dahin noch ganz viel Wasser in die Elbe fließt.
Speaker1
00:55:19
Ich habe ja den Bierdeckel, aber da gibt es ja extra so eine Tasche, die an den Führbügel kommt. Also da, wo bis jetzt diese kleine Führbügel-Kenndecke dran war, ich streichle und ich arbeite, da kannst du so eine Tasche anbringen mit so einer Klarsichthülle und da passt der Bierdeckel sehr schön rein. Ansonsten finde ich das auch ein merkwürdiges Format, weil für das Halsband ist es viel zu groß. Deshalb Bierdeckel, weil das wirklich eine Plakette aus Gummi mit einem Riesendurchmesser ist. Wenn man das ans Hundehalsband hängt, dann ist das wirklich extrem störend.
Speaker0
00:55:55
Du kannst dem Hund Massage verschreiben für den Nacken.
Speaker1
00:55:58
Und deswegen hat sich jetzt zumindest mein Hersteller für Füllgeschirre dafür so eine kleine transparente Tasche ausgedacht. Ich habe es jetzt am Füllbügel dran, sieht auch recht schick aus. Und ich habe auch den Ausweis beantragt. Das ist so ein Kärtchen. Sieht auch recht schick aus. Ja, aber man hat sich natürlich erhofft, dass das alles ein bisschen komplikationsloser läuft.
Speaker0
00:56:21
Ja, das ist, wenn Leute etwas entwickeln. Da war es ja der DBSV dabei scheinbar. Aber das ist, wenn etwas entwickelt wird und auch ohne Zuführung von den Führungsschulen. Da wurde einfach was gebastelt und geguckt und gehofft, dass es durchgeht. Und es wurde nicht da hinten überlegt, wie geht das weiter? Wie mache ich? Das ist einfach nicht gemacht worden. Und ist.
Speaker1
00:56:43
Das jetzt Pflicht oder
Speaker0
00:56:46
Ist die Pflicht aufgelöst worden? Naja, es ist Pflicht. Das Problem ist, Sie können die Pflicht nicht umsetzen, weil es einfach nicht genug Prüfstellen gibt. Das ist das Problem. Prinzipiell ist es Pflicht, ja.
Speaker1
00:56:54
Ja, also ich fühle mich jetzt auch sicherer, weil ich das jetzt nun habe. Aber es ist schwieriger auch, ich weiß nicht, trifft das auch für Therapiehunde zu, die ja auch Assistenzhunde sind?
Speaker0
00:57:03
Wenn Sie als Assistenzhunde eine Gespannprüfung hinter sich gebracht haben, Sonst dürfen sie nirgendwo mehr rein. Und was das Schlimmste ist, dass die Hunde ja auch nicht in der Ausbildung mehr reingehen, weil es gibt kein Ausbildungsformular. Also das heißt, das Problem ist für die Führungsschulen, dass die jetzt natürlich Schwierigkeiten haben, wenn das bis angekommen ist bei den Geschäftsleuten, ohne Bierdeckel kommst du, kommst du hier nicht rein, dann haben die Leute mit der Ausbildung, wie willst du den Hund denn ausbilden? Das ist ja unmöglich. Und ich verstehe einfach nicht.
Speaker1
00:57:33
Ach so, du meinst, dass der Azubihund so einen Bierdeckel nicht hat?
Speaker0
00:57:35
Der Azubihund darf da nicht rein. In Luxemburg gibt es eine Azubi-Plakette, in Deutschland nicht.
Speaker1
00:57:41
Ah ja, das muss man ja auch erst mal verstehen. Also diejenigen, die sich damit noch nicht so auskennen, weil sie nicht aus unserem Business kommen, so ein Führhund, der muss ja erst mal ausgebildet werden. Und die Trainer, die laufen natürlich mit dem Hund überall hin, wo er später mal als Diensthund auch funktionieren muss. Und wenn der natürlich da noch keine so eine Plakette erhält, weil er die ja erst als ausgebildeter Hund erhält, dann lassen die den Trainer nirgendwo mit dem Hund rein. In keine Apotheke, in keine Kaufhalle, in keine öffentliche Behörde. Und da hat man natürlich nicht mitgedacht an der Stelle, das stimmt. Ja, und für Reisen ist es natürlich auch ein Thema, weil unsere Hunde da natürlich unbedingt dazugehören und man noch an ganz anderen Orten unterwegs ist. Und da ist es immer besonders dramatisch, wenn da Diskussionen aufkommen, weil da möchte man im Urlaub gern entspannen. Und wenn man da an jedem dritten Ort den Hund nicht mitnehmen kann, sondern im Zimmer lassen muss, dann ist es für alle irgendwie keine schöne Unternehmung.
Speaker0
00:58:39
Also es kann jetzt sein, da muss man ja gucken, im März 2018 ist ja dann offiziell europaweit die Disability Card im Einsatz. Die wird jetzt 2027, muss sie in Europa in die Gesetzgebung eingeflochten werden. Dann hat man noch ein Jahr Zeit, um die dann auszustellen. Und diese Disability Card sollte laut meinen Informationen auch ein Vermerk drin haben, dass man Halter eines Führhundes ist. Finde ich eine gute Idee, weil das einem eine ganze Menge erleichtert und dann wäre sie auch in Europa gültig. Dann wäre es nicht so, wie die Deutschen sagen, der Hund ist nicht bei uns ausgebildet, ich müsste jetzt, ich müsste und das mache ich nicht, ich verweigere mich, eine Führhundprüfung in Deutschland machen, weil ich ja halb in Deutschland und halb in Luxemburg lebe. Mein Hund ist in Deutschland in Luxemburg mit einer Medaille anerkannt, hat einen Ausweis in Luxemburg. Und sorry, wir sind in Europa. Ich mache jetzt nicht noch eine Gespannprüfung für 1000 Euro in Deutschland. Ich stecke keinem da Geld in eine Rache, nur um eine Gespannprüfung zu machen. Das sehe ich nicht ein. Meine Gespannprüfung ist in Frankreich gemacht worden. Die sind bei der europäischen Führhund-Association eingegliedert und die haben ganz klare Regeln. Und deren Führhund-Trainer sind teilweise besser ausgebildet als verschiedene Privatschulen in Deutschland. Muss man einfach mal so sagen, weil in Frankreich ist die Ausbildung drei Jahre lang mit blindenspezifischer Pädagogik, mit Tierpädagogik und mit allem, was dazugehört. Also es ist eine Ausbildung, da kriegst du keinen Hundetrainer, der nicht ausgebildet ist. Und das kann mir in Deutschland nicht jeder garantieren, dass die für Hundhalter Schulen immer wirklich vernünftig ausgebildete Trainer zur Verfügung haben. Und deshalb lasse ich mir von Deutschland nicht erzählen, dass mein Hund jetzt noch eine Gespannprüfung in Deutschland machen muss. Ich lasse es drauf ankommen. Ich freue mich auf den Prozess.
Speaker1
01:00:21
Es ist schon verrückt, weil man sagt ja immer wieder, es ist im Grunde ein Hilfsmittel wie auch ein Stock, ein Langstock, ein Rollstuhl, ein Hörgerät. Und da kann ich auch nicht in verschiedenen Ländern diskutieren, dieses Hörgerät, dieser Langstock, dieser Rollstuhl, der ist aber nur in Deutschland oder nur in Frankreich oder nur hier und da zugelassen. Also man muss es endlich wirklich mal geregelt kriegen.
Speaker0
01:00:45
Das Problem ist, dass Deutschland diese Verordnung selber etabliert hat und selber verpennt hat oder nicht gewollt hat. Warum auch immer. Es gibt mir keiner die richtige Erklärung, ob sie es verpennt haben oder nicht wollten. Mir wurde erzählt über Umwege vom... Und BMS, dass die Betroffenen, die da am Tisch gesessen haben, das Thema nicht antatschen wollten mit dem Tourismus-Hund, nenne ich ihn mal so. Also die Deutschen haben es einfach nicht reingesetzt. Wenn wir so in unserem Land agieren würden, wenn Menschen aus Deutschland mit ihrem Hund nach Luxemburg kommen würden und sagen, du kommst hier nicht rein, dann wäre das Drama hoch. Wie viele Leute aus Deutschland haben schon bei uns auf dem Ministerium jetzt geschrieben, weil die Fluggesellschaft nicht jede Papiere, die Luxemburger Fluggesellschaft nicht jede Papiere von jeder dahergelaufenen Assistenzhundeschule akzeptiert. Und wie oft haben die das schon uns jetzt angerufen, weil die Airline das nicht gemacht hat und wir dann nachbessern mussten oder nachhelfen mussten. Ja, wenn wir dann umgekehrt so handeln würden, das geht gar nicht. Also für mich ist das katastrophal, diese Hundeverordnung. Und vor allem muss das in ein vernünftiges Gesetz umgewandelt werden. Und es muss alles vernünftig geregelt werden. Und alle müssen an den Tisch. Alle. Zwar für Hundhalter, für Hundschulen, Assistenzschulen und so weiter. Also alle für mich.
Speaker1
01:01:58
Ja, an der Stelle vielleicht auch nochmal der Tipp, weil da muss ich auch wieder an unsere Andrea Eber denken, die den Podcast Blind auf Reisen bespielt und sehr viel unterwegs war, auch als blinde Person alleine mit ihren jeweiligen Blindenführhunden. Ich weiß nicht, ob sie es jetzt noch macht, aber ich glaube sogar auch. Und wie das da wohl geklappt haben wird in Griechenland, das ist auch mal ein interessanter Punkt. War das kompliziert oder nicht? Aber für alle, die vielleicht auch über den Sommer hinweg Podcast Reisetipps brauchen, wie reisenbehinderte Menschen mit Assistenz oder Assistenzhund. Hört da auch gerne mal rein in Andreas Blind auf Reisen Podcast.
Speaker0
01:02:40
Genau. Und natürlich auch den, du hast es schon angesprochen, den Podcast über die Führhunde. Da gibt es ja jetzt auch eine neue Episode. Wie bekomme ich überhaupt einen Führhund und so weiter. Wir werden das natürlich alles in unseren Shownotes verlinken. Das ist ja klar, weil ihr sollt natürlich die Links nicht suchen müssen, sondern unsere liebe Jenny stellt die dann alle zusammen. Auch die Instagram-Leute, die du angesprochen hattest, die auf Instagram da unterwegs sind.
Speaker1
01:03:04
We rule the world.
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01:03:06
Genau. We rule the world. Genau. Alles das in unseren Shownotes. Jenny. Dann wünsche ich dir eine erholsame Sommerzeit.
Speaker1
01:03:17
Ich dir auch, lieber Sascha.
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01:03:19
Der IGL-Podcast macht zwar im Sommer keine Pause, aber unsere Rubrik macht im August eine kleine Pause. Ich habe nämlich so viele Podcast-Episode, dass ich gedacht habe, ich produziere so weit vor, dass ich trotzdem persönlich eine Pause habe. Aber die Podcast-Folgen können ja präorganisiert werden und veröffentlichen sich dann so sozusagen automatisch. Deshalb geht es dann noch ein bisschen weiter über den Sommer. Wir haben noch ganz spannende Themen. Apropos Reisen, wir sind übrigens auch mit dem Podcast einmal in Malta zu Gast dieses Jahr. Also ich hatte Besuch aus Malta und da sprechen wir auch mal, wie es in Malta mit Menschen mit Behinderungen läuft, funktioniert oder auch nicht funktioniert. Ganz spannendes Thema auch. Genau, also eine wunderschöne Sommerzeit wünsche ich dir, Jenny, und ein frohes Schwimmen im Poolsee direkt vorm Haus.
Speaker1
01:04:05
Also ich danke dir. Es wird vielleicht sogar Fotos geben, wie ich da mit meiner Boje unterwegs bin. Und ihr Lieben, ich wünsche euch auch einen wundervollen Sommer. Berichtet uns mal, wie ihr eure Urlaube verbringt und ob ihr vielleicht auch besonders kreative Lösungen entwickelt habt. Weil das kann ja auch immer anderen helfen. Und da bin ich ja eine große Freundin davon. Dinge teilen, die anderen auch helfen, ja, so aus unserer Community. Team.
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01:04:29
In diesem Sinne wünschen wir alles Gute und bis demnächst. Ciao, ciao. Ciao, ciao. Wie schon angekündigt, hat Jennifer alle Links zusammengestellt, die wir in dieser Episode erwähnt haben und die gibt es jetzt in den Shownotes. Zum draufklicken, Feedback wie immer gerne an sonntagtriftIGEL at inklusator.com Wir freuen uns auf eure Feedbacks und hören uns in Sonntag trifft Igel wieder im September. Bis dahin. Tschüss. Bye, bye. Das war der Podcast IGEL Inklusion ganz einfach leben mit eurem Inklusator Sascha Lang.
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Speaker1
01:05:11
Igel. Inklusion. Ganz einfach leben. Wird dir präsentiert von Inklusator. Infos zum Inklusator und weitere Folgen findest du unter www.igelmedia.com
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01:05:26
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Du möchtest uns kontaktieren? Dann schreibe uns eine Mail an moin.igelmedia.com Musik Musik Musik Musik Musik Musik Für den Inklusator Sascha Lang bedeutet Inklusion, Inklusion ist ein Gesellschaftsprojekt. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazugehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Inklusion heißt teilhaben. Wir möchten dich mit unserem Podcast dazu motivieren, bereits jetzt an der Gesellschaft teilzunehmen. Denn nur so können Barrieren abgebaut werden. Barrieren, die nicht nur im Alltag bestehen, sondern auch in den Köpfen. Lasst uns diese gemeinsam abbauen.
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