IGEL - Inklusion Ganz Einfach Leben

Sascha Lang - Inklusator
Since 04/2021 249 Episoden

Politik im Alltag - Für uns Menschen mit Behinderung eine Pflicht?

Der Sonntagstalk von Jennifer Sonntag und Sascha Lan

16.03.2025 77 min Sascha Lang & Jennifer Sonntag

Zusammenfassung & Show Notes

In der 243. Ausgabe des IGEL Podcasts und der 22. Folge der Rubrik Sonntag trifft IGEL begrüßt Sascha Lang die großartige Jennifer Sonntag. Die beiden sprechen über Saschas 50. Geburtstag, seinen persönlichen Werdegang und die Bedeutung von Sichtbarkeit in der Inklusionsbewegung. Zudem diskutieren sie über die Bundestagswahl in Deutschland, Barrierefreiheit beim Wählen und strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen. Jennifer erzählt von ihren Erfahrungen mit politischen Machtstrukturen und wie Inklusion oft nur oberflächlich funktioniert. Sascha betont, dass wahre Veränderung nur durch kollektives Engagement erreicht werden kann. Gemeinsam rufen sie zur aktiven Mitgestaltung der Gesellschaft auf und hinterfragen, ob Inklusion wirklich gelebt wird oder oft nur als Schlagwort dient. Ein inspirierendes Gespräch über Herausforderungen, Erfolge und den Mut, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.
 
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Transkript

Sascha Lang. Igel Inklusion, ganz einfach leben. Der Podcast für gelebte Inklusion. 16. März 2025. Dritter Sonntag im Monat. 22. Ausgabe der Episode oder der Rubrik Sonntag trifft Igel. Und Ausgabe 243 vom Igel Podcast. Mein Name ist Sascha Lang. Gleich bei mir zu Gast. Die großartige, wundervolle Jennifer Sonntag. Ich wünsche gute Unterhaltung. Music. Des ZDF, 2020 Sonntag, 16. März 2025. Herzlich Willkommen. Es ist der dritte Sonntag im Monat. Das heißt, Sonntag trifft Wiegel. Liebe Jenny, moin moin. Hallo lieber Sascha. Ich bin ja heute mit einem ganz anderen Sascha hier am Start, denn dieser Sascha, der hat gerundet. Der ist 50. Und nochmal ganz offiziell Sascha, ich bin wahnsinnig froh, dass ich einen Menschen wie dich kennenlernen durfte. dass du deine Fußabdrücke zum Thema Inklusion auf dieser Welt hinterlässt für uns alle. Und nochmal Happy, Happy Birthday ganz offiziell an dich. Danke, ich werde ganz rot hier. Gott sei Dank haben wir nur einen Audio-Podcast und keine Bilder. Ich bin ganz, ganz rot hier. Dankeschön, vielen Dank. Ich spüre die Wärme. Und ich habe auch deine Geburtstagsfolge gehört. Möchte ich allen ans Herz legen, wo du nochmal so eine Solo-Folge gemacht hast und deinen Werdegang so ein bisschen beschrieben hast. Also lohnt sich auf jeden Fall da rein. Zu hören, hat mich warm berührt, muss ich sagen. Dankeschön. Das war so eine spontane Idee am Morgen. Manchmal schickt man ja so morgens auf und es war für mich natürlich der 50. Geburtstag, der 12. März, aber es war für mich auch ein ganz normaler Tag. Ich hatte direkt um 9 Uhr ein Interview und 20 nach 9 Uhr ein Interview und so weiter. Ich musste Papierkram, die ich eigentlich so in Gedanken gehabt habe. Irgendwie würdest du doch gerne noch mal etwas Eigenes machen und dann war ich inspiriert von dem wunderschönen Artikel, der bei Kobinett erschienen ist. Da habe ich gesagt, komm, jetzt musst du mal was machen. Nee, musst nicht, sondern du darfst jetzt was machen, du hast die Möglichkeit, das ist dein Kanal, du darfst, mach einfach. Und dann habe ich mich hingesetzt, ich habe kein Skript geschrieben, ich habe einfach nur losgelabert und, Und diese Folge dann einfach hochgeladen und ich freue mich, ich habe schon einige Rückmeldungen gekriegt von Leuten, die sich sehr berührt von der Episode gefühlt fanden und auch die Message dahinter verstanden haben. Und dann ist für mich das alles so wunderbar und dann fühlt sich das Runden auch gut an. Ja, und was du ja immer machst, du gibst ja auch immer dieses Empowerment, diesen Mehrwert mit und vielleicht auch Leuten ein bisschen Mut, mal drüber nachzudenken, wo sind denn meine persönlichen Schritte und Wege und Abbiegungen gewesen und vielleicht machen wir auch mal so eine Folge zum Thema Erfolge, was das eigentlich ist. Das muss ja nicht immer so ein Riesending sein, aber oft sieht man ja nur so die kleinen Brüche und Herausforderungen. Die führen ja aber auch wieder zur nächsten Tür oder zumindest zum nächsten Fenster für einen selbst. Und da steckt immer ganz viel Mut machen und so drin bei dir. Du hast das auch schon in deiner Stimme, die sich zum Glück wieder ein bisschen erholt hat. Als ich euch neulich zugehört habe, Ottmar und dir, dachte ich, oh Mann, die beiden tapferen Kältungsmäuse hier wackelt durch die Behindertenpolitik. Aber Podcast ist halt irgendwie ein Sprechmedium und da muss die Stimme immer mitmachen. Die muss da mitmachen und wenn sie manchmal nicht mitmacht, dann muss man eine Pause einlegen oder die Sachen halt einfach so krächzend durchbeißen. Krächzend war vielleicht für den einen oder anderen auch der 23. Februar. Das war der Tag, an dem wir in Deutschland, also ich nicht, aber ihr in Deutschland oder wir alle zusammen trotzdem einen neuen Bundestag, eine neue Regierung gewählt haben. 84 Prozent der Deutschen sind wählen gegangen. Ich bin sehr stolz auf diese Zahl. Ich finde das großartig, weil das beweist, dass Demokratie uns doch am Herzen liegt. Und wenn man genug Werbung macht für Demokratie und für Wählen und genug aufmerksam macht, dass es wichtig ist, gewählt zu werden, dann wird gewählt. Leider sind von den Erstwählern oder Neuwählern ganz viele auch an die AfD gegangen. Das ist Demokratie, das dürfen wir lernen auszuhalten. Und ich bin immer noch der Meinung, dass wenn die normale Politik, also die Mitte, versucht, das Ganze etwas ordentlich aufzuziehen in Zukunft, dass dann die AfD nicht weiter erstärkt wird. Also bei mir geht es um die Extreme. Es gibt für mich nicht nur die Rechtsextreme. Es gibt auch teilweise auf der linken Seite extreme Strömungen, die mir absolut gar nicht gefallen. Also für mich ist immer noch die Mitte das Richtige und die Politik sollte in die Richtung gehen, denen auf den extremen Seiten keinen Raum zu lassen, aber auch die Medien. Also mir ist extrem aufgefallen, ich weiß nicht, wie dir das ging. Ich finde, dass die Medien, also dass eine AfD bei so Gesprächsrunden dabei sein muss als dritt-, zweit-, drittgrößte, stärkste Partei, das halte ich für demokratisch legitim. Allerdings fand ich, dass die anderen Parteien in den Medien viel mehr geschrien haben, was die AfD falsch macht, anstatt hervorzuheben, was sie machen würden. Also mit ganz konkreten Konzepten. Mir fehlte bei der CDU, bei der FDP, bei den Grünen, bei der SPD und bei allen anderen, bis auf die Linken, die haben das ein bisschen cleverer gemacht, fehlte mir wirklich, dass ich konzentriere mich auf mich und ich biete nicht noch zusätzlichen Raum für eine AfD oder für Rechtsextremismus. Ich weiß nicht, wie es dir ging, aber ich fand das wirklich ganz schlimm, dass das so viel... Von den anderen Parteien über diese AfD gesprochen wurde, die war mir viel zu viel im Fokus, die hätte man ruhig etwas kleiner halten können. Die Medien müssen demokratisch agieren und die AfD mit ins Boot holen, aber mir war viel zu viel von den anderen Parteien der AfD drin. Da sind wir sogar auch fast schon in unserer Feedback-Runde, Sascha, weil ich habe eine Mail vom Blinden- und Sehbehindertenverband studiert zu den Wahlprogrammen und das ist ja das, womit wir eigentlich alle anfangen, wenn wir uns politisch bilden wollen. Und man hat ja immer so die Idee, dass die natürlich seit Jahren barrierefrei sind und weil du gerade sagst, ja, alle stürzen sich auf Themen, die wir canceln wollen und die wir alle nicht haben wollen, Wobei sich natürlich Parteien, die sich auch so sehr inklusionsstark zeigen, an die eigene Nase fassen mussten, was Barrierefreiheit in den eigenen Strukturen betrifft. Also der Blinden- und Sehbehindertenverband hat kommuniziert, dass gerade auch die Linke zum Beispiel oder sehr inklusionsfreundliche Parteien auch wieder keine barrierefreien PDF-Dokumente am Start hatten. Und es gab nur zwei Parteien, die das ganz gut strukturiert hatten. Sodass ein blinder Mensch auch strukturiert darin lesen kann. Und da sind wir jetzt erstmal nur in unserer eigenen Bubble. Ich glaube, es war die SPD und die FDP, die das ganz gut umgesetzt hatten. Seit Jahren steht man denen ja in den Hacken und versucht zu erklären, warum das so wichtig ist. Und sehbehinderte Menschen haben nochmal andere Ansprüche an Lesbarkeit. Wir haben viele andere Behinderungsgruppen und Behinderungsarten genannt. Wo wir auf spezifische Details achten müssen in den Wahlprogrammen und in den Materialien. Und ich denke, es lohnt sich vielleicht dazu, auch nochmal eine Podcast-Folge zu machen, warum eine PDF bestimmt Details enthalten muss, damit man darin gut lesen kann. Ich versuche das immer so zu beschreiben, es ist, als hätte eine sehende Person eine Zeitung ohne Überschriften, ohne eine Struktur, als hätte man einfach nur Textinformationen aneinander geklatscht und kann sich da nicht gezielt irgendwas raussuchen. Da wird natürlich jemand, der vielleicht noch nicht so gut politisch gebildet ist, vollkommen überfordert sein, wenn ich nicht nach bestimmten Inhalten, nach bestimmten Überschriften, nach Absätzen oder sowas suchen kann. Und die Rückmeldung habe ich auch bekommen, haben wir auch bekommen. Wir hatten ja in der letzten Podcast-Folge auch nochmal zu barrierefreien Zugängen so ein kleines Fensterchen aufgemacht. Und das fand ich ein bisschen ärgerlich, das so zu lesen, auch von Parteien, die mir an sich sehr sympathisch wären. Jetzt kann man natürlich sagen, ja, es war alles sehr kurzfristig. Das würde ich auch gelten lassen in diesem Moment, wenn wir wüssten, dass es bei langfristigen Zeitpunkten, also wenn die Wahlen jetzt einfach mal nicht so früh gewesen, wenn es dann auch barrierefrei geklappt hätten, dem ist aber in der Vergangenheit nicht so gewesen. Deshalb kann ich das Argument von der Kurzfristigkeit auch gar nicht zulassen. Da haben die Parteien einfach Nachholbedarf. Ihnen ist immer noch nicht bewusst, dass 15 Prozent der Bevölkerung Wahlpotenzial sind, Menschen mit Behinderung. Das haben sie immer noch verpasst. 15 Prozent ist fast das Resultat, was die SPD gekriegt hat, sollte man mal so sagen. Als kleiner Hinweis. Neben den barrierefreien Programmen gab es natürlich aber auch wiederum ganz die eine oder andere Diskussionen über Zugänge. Ich habe in Lübeck gehört, da ist der Frau dasselbe passiert wie bei dir. Ihr Begleiter wurde abgelehnt. Es ist jemand vom Wahlbüro mit ihr wählen gegangen. Sie weiß heute nicht, ob der AfD gewählt hat oder nicht. Sie geht davon aus, dass er das Richtige gemacht hat, aber sie durfte da nicht selber wählen. Und ich bin mittlerweile aber auf dem Punkt, dass ich sage, wenn solche Sachen nicht in Zukunft richtig geregelt und garantiert sind, dann muss wirklich der Blinden- und Zippendenverband in Deutschland massivst eingreifen für alle Wahlen, dass das in Zukunft ganz klar geregelt ist. Wen wir, weil es steht ja im Wahlgesetz drin, wen wir mitnehmen dürfen. Es ist nicht, am Wahlbüro zu entscheiden, wer da mit reingeht. Also dann gehe ich sogar davon aus, also wenn mir das passieren würde, ich würde die Wahl durchführen und danach gegenklagen, weil das ist Missbrauch meiner Selbstbestimmung. Und ich fände es wichtig, dass der DBSV in Zukunft darauf achtet, das sammelt und gegebenenfalls gegen die Wahlen dann vorgeht. Weil irgendwann müssen wir den Leuten klar machen, dass es so nicht weitergeht. Und wenn wir es über den normalen Weg mit Sensibilisierung, mit Lernen, mit den Kontakten zu den Wahlleitern, wenn wir es da nicht hinkriegen, dann müssen wir wirklich mal auf den Weg gehen und sagen, hier sind 10, 20 Stimmen in Deutschland, die missbraucht wurden. Wir wissen nicht, was gewählt wurde. Wir konnten es nicht nachvollziehen. Mein Stimmrecht als behinderter Mensch wurde nicht, also mein frei selbstbestimmtes Wahlrecht wurde nicht respektiert. Ich hechte die Wahl an. Ich glaube, das sind die einzigen Möglichkeiten, die wir in Zukunft haben, wenn die Politik respektive die Wahlleitungen und das Wahlgesetz nicht so umgesetzt werden, wie es ist. Es ist deutlich, es ist klar und deutlich, es muss nur umgesetzt werden und die Leute müssen in den Wahlbüros sensibilisiert werden. Absolut. Und dann gab es noch ein anderes Phänomen, Sascha, auf das bin ich selber überhaupt nicht gekommen. Aber da gab es auch aus verschiedenen Kanälen Feedbacks, wo ich dachte, okay, das ist ein Thema, da muss man drüber sprechen. Und das ist der defekte Lift. Das ist noch nicht mal das nicht barrierefreie Wahllokal. Da kann man sich ja vorher gegebenenfalls drüber informieren, ist mein Wahllokal rollstuhlgerecht oder nicht. Aber Menschen mit Behinderung haben einfach erlebt, dass der Lift am Tag des Wählens defekt war. Entweder sind die öffentlichen Verkehrsmittel dann nicht zugänglich gewesen, wo ich halt zur Wahl fahren wollte als Mensch, der im Rollstuhl unterwegs ist. Oder im eigenen Gebäude, wo die betreffende Person gelebt hat, war der Lift-Effekt, sodass Menschen einfach nicht zur Wahl kamen. Also ich konnte das so nachvollziehen. Also diese Traurigkeit, diese Verzweiflung darüber. Also es sind teilweise auch Menschen gewesen, von denen ich das hören musste und mitfühlen durfte, die sich so lange auf die Wahl vorbereitet haben, die wirklich überlegt haben, was ist taktisches Wählen, wie mache ich das und so. Und dann konnten die nicht wählen gehen. Und so kurzfristig ist dann auch keine Briefwahl mehr möglich. Und das sagt natürlich wieder ganz viel über Barrierefreiheit und Nicht-Barrierefreiheit aus und wie sehr wir darauf angewiesen sind, dass öffentliche Verkehrsmittel zugänglich sind, dass ein Lift nicht defekt ist. Das sorgt ja ständig sowieso für Frust, egal wo. Manchmal ist der tagelang kaputt und man kommt irgendwo nicht hin. Und an so einem entscheidenden Tag, wenn das dann nicht funktioniert. Ich war ja selber mit ganz emotional und konnte so verstehen, dass Menschen da richtig traurig waren. Wie war es denn diesmal für dich? Du hattest ja letztes Mal, glaube ich, bei eurer Kommunalwahl war das oder Europawahl. Bei der Europawahl war das ja ein nicht gerade schönes Erlebnis. Aber wie war es denn diesmal für dich? Auch interessant. Nicht nur ihr wart krank, Sascha, auch wir waren krank. Bei uns hat Magen-Darm reingehauen. Und das hat sich in unserer Familie richtig gut abgebildet. Und deswegen haben wir diesmal wirklich auf Briefwahl zurückgreifen müssen. Und das war ein gutes Tool, sage ich mal, weil wir nicht in der Lage waren, an diesem Tag hätten wählen zu können. Und mein Freund lag flach, wir lagen flach, die Family lag flach. Und das war gut, dass wir das so machen konnten. Auch meine Freundin war krank, die konnte dann letztendlich nicht wählen gehen, weil sie die Briefwahl nicht genutzt hat. Das sind auch so Randphänomene, die auch noch auftreten können. Ja, also eine andere... Ich kenne das ja, wenn ich jetzt die Briefwahl beantragt habe. Kann ich dann trotzdem noch, also wenn ich dann sage, oh, ich bin aber trotzdem fit oder ich bin zu Hause oder mein Terminwohl, darf ich dann trotzdem ins Wahlbüro gehen und dort meine Wahl abgeben, also die Briefwahl dann nicht oder... Könnte das passieren, dass die das nicht annehmen, weil die sagen, du stehst gar nicht auf der Liste, du stehst hier für Briefwahl. Wie ist das? Interessiert mich jetzt einfach mal, weil ich könnte ja sagen, ja, ich nehme mal profilaktisch die Briefwahl und ich fühle mich auch an dem Tag gut. Der Lift ist nicht defekt. Ich gehe jetzt einfach ins Lokal wählen. Geht das? Dass man sich sozusagen wie doppelt absichert, dass man sagt, okay, ich mache diese Briefwahloption, falls der Lift-Effekt ist oder so. Ich weiß es nicht, aber das wäre was, was ich beim nächsten Mal wahrscheinlich abklopfen würde. Jetzt sind ja mal so sämtliche Eventualitäten mal aufgekommen, die passieren können, die einem Menschen mit Behinderung passieren können, die aber auch so einfach jeden treffen können. Wenn draußen jemand ist, der das eventuell weiß von unseren Zuhörern, bitte gerne mal Feedback geben. Also mich würde interessieren, ob ich Briefwahl anfragen kann und dann im Nachhinein, wenn ich natürlich die Briefwahl nicht abgegeben habe, sagen kann, ich gehe trotzdem ins Wahlbüro. Weil die Gefahr könnte ja entstehen, dass ich dann doch die Briefwahl doppelt wähle. Das gibt ja auch Leute, die das vielleicht machen würden. Deshalb weiß ich gar nicht, ob du dann, wenn du die Briefwahl beantragt hast, von der Liste im Wahllokal gestrichen wurdest oder so. Aber vielleicht weiß das jemand und kann uns das schicken. Ich habe noch ein Feedback, weil das eine ist ja das Wählen-Gen als aktiver Wähler und das andere ist gewählt zu werden. Jetzt haben wir Gott sei Dank das große Glück, dass der eine oder andere Mensch mit Behinderung gewählt wurde. Simone Fischer in Stuttgart, mir fällt ihre Namen nicht ein, die Frau Heubach in Bayern wurde gewählt und dann noch ein paar andere. Ich hatte hier eine Kollegin, die blind ist und die sich bei die Partei aufgesetzt hat und die über die Eingliederungshilfe gesagt hat, ich brauche Assistenz für mein politisches Mandat oder mein politisches Ehrenamt. Und die Eingliederungshilfe, die hat sowieso mehrere Probleme mit der Eingliederungshilfe hier in Schleswig-Holstein, Bad Segeberg. Also sie ist auch nicht die einzige. Ich glaube, da laufen mittlerweile 13 Prozesse vor Gericht. Das sind einfach, ich saß auch mal vor denen. Ich muss ganz ehrlich sagen, so, aber ihr wurde ganz klar gesagt, für politischen Ehrenamt steht keine persönliche Assistenz zur Verfügung. Ja. Und gehe ich davon aus, dass das im Gesetz auch gar nicht so geregelt ist, sondern die sagen ja auch, das ist krasse. Die haben, glaube ich, mittlerweile sind fünf Leute über dieser Frau ihre Kontoauszüge gewandert, fünf verschiedene Personen, was ich für skandalös halte und datenschutzrechtlich sehr, sehr gefährlich. Und die haben ihr einfach verweigert, Assistenz für Sport zu geben, weil diese gute Dame auf ihrem Kontoauszug keine Mitgliedschaft von einem Sportverein hat. What? Ja, liebe Freunde, warum soll ich eine Mitgliedschaft bei einem Sportverein haben, wenn ich als blinde Person selbstständig alleine gar nicht dahin gehen kann? Ich kann ja erst dann eine Mitgliedschaft machen, wenn ich weiß, dass ich auch da hingehen kann und von diesem Verein sportliche Aktivitäten nutzen kann. Ich weiß nicht, wer da diesen Leuten manchmal ins Gehirn gepunkt hat, aber sorry, was ist das denn? Erstmal die Frechheit, auf die Kontoauszüge zu gucken und zu sagen, weil Sie bei keinem Verein Mitglied sind, kriegen Sie von uns keine Assistenz zur Verfügung gestellt für Sport. Dabei ist sich die Katze in den Schwanz. Also das ist Wahnsinn, was da abgeht. Ich würde gerne hier nochmal ein Call to Action machen, weil ich glaube, dass wir auch uns nochmal diesem Thema einordnen müssen. Was? Schickt uns bitte per Mail an sonntagtrifteagle in einem Wort at inklusator mit k.com. Wir schreiben es nochmal in die Shownotes. Schickt uns mal wirklich eure kuriosesten Aussagen von Eingliederungshilfen zur persönlichen Assistenz. Also alles das, was ihr da von denen zu hören bekommen habt. Beispiel bei mir war, ich saß mit denen da, ich habe es dann im Endeffekt sein lassen, weil es finanziell bei mir, ich habe zu viel und dann wird diskutiert und bla bla bla. Und dann muss ja, das wird ja dann finanzielles. Und ich habe an sich keine Lust, mich auszuziehen vor diesen Menschen. So, dann gab es die Diskussion, ich hatte in meinen Bedarfsreihen geschrieben, 10 Stunden pro Monat hätte ich gerne Assistenz zur Begleitung meiner Tochter in der Schule, 16 Jahre. Ich muss manche Sachen gucken und so weiter. Ja, sagt sie, das geht ja aber nicht, weil das ist ja für ihre Tochter. Ich habe gesagt, ja. Und was bin ich von meiner Tochter? Ja, sind der Vater. Ich habe gesagt, wunderbar. Was macht ein Vater prinzipiell? Ja, er hilft seinen Kindern bei der Schule. Wunderbar, sie haben alles verstanden. Warum denn nicht dann diese 10 Stunden kriegen? Als kurioses Beispiel, es gibt noch ganz viele andere. Also bitte schickt uns das zu. Ich glaube, dass wir im Mai, Juni mal so eine Folge machen über die kuriosesten Aussagen der Eingliederungshilfe. Und ich glaube, das wird eine lustige, aber auch dramatische Ausgabe. Deshalb, ich würde mich darüber freuen, weil es ist, also, was da manchmal für Menschen sitzen, wo die ihre Menschlichkeit gelassen haben, wo die ihr Gehirn gelassen haben, sie sind nicht alle so. Aber hier in Schleswig-Holstein, in Bad Segeberg, ist es mittlerweile katastrophal. Und da sitzt die Chefin mit am Tisch. Da sitzt sogar die Chefin von dieser Abteilung mit am Tisch und posaunt raus, ja, in ihren Kontoauszügen, sie ist gar nicht die Sachbearbeiterin, in ihren Kontoauszügen steht kein Sportverein drin. Warum sollten Sie denn Assistenz für einen Sportverein bekommen? Das wird eine wundervolle Wundertüte, da kann ich mich gut eingliedern. Da habe ich Bock drauf auf die Folge, Sascha, das machen wir auf jeden Fall. Also generell so Behördenaussagen, egal ob das jetzt speziell die Eingliederungshilfe ist oder ihr habt ja wahrscheinlich verschiedenste Lebenssituationen im Studium oder bei medizinischer Versorgung oder wo auch immer Aussagen von Behörden dahinterstehen. Das ist mal interessant, vielleicht auch um zu gucken, wie hat sich das dann aufgelöst. Also wie seid ihr dann aus der Situation rausgegangen? Hast du jetzt gerade Genossen genießt? Nee, nee, nee, ich habe nicht genießt, ich habe nur Üben gemacht. Ach so, okay. Ich habe gedacht, du hast es genossen. Nee, aber das finde ich auch sehr hilfreich, vor allem um zu zeigen, ihr seid damit nicht alleine und um zu gucken, was machen wir dann damit. Genau, aber wir sind ja von dem politischen Engagement, also das eine ist ja das Wählengehen und das andere ist das passive Wahlrecht. Und hier wird von Eingliederungshilfen oder von Institutionen, die dir die Assistenz verweigern, wird für mich ganz klar ins passive Wahlrecht, also in die Selbstbestimmung, Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention eingegriffen. Und ja, es ist Wahnsinn. Es ist Wahnsinn, was uns da alles für Steine in den Weg gelegt wird. Und man hat manchmal das Gefühl, dass der Sachbearbeiter, schräglich die Sachbearbeiterin, die da in diesem Sessel, in diesem Büro sitzt, dass das ihr Geldbeutel ist, auf dem sie sitzt. Also dass das aus ihrer persönlichen Tasche gezahlt werden muss. Ich weiß nicht, was da von oben herab immer gesagt wird. Vor allem sind sie alle gesetzbrüchig, weil es ist klar geregelt. Es ist im Gesetz verankert. Es muss unterstützt werden. Und das ist... Es ist ja tatsächlich so, dass Leute... Ist jemand im Meeting beigetreten? Wir haben einen Gast, Sascha. Einen Gast? Ja, es ist aber dein Gast. Du hast hier die Entscheidungsmacht. Ach so. Gut. Wir machen mal weiter. Wollen wir ihn reinlassen, den Gast? Oder ist er wieder ausgetreten? Keine Ahnung. Ich habe jetzt wirklich das Gefühl gehabt, wir bleiben jetzt bei live, ich lasse das auch live drin. Das Gefühl gehabt, da wäre jemand jetzt dazugetreten. Das kann mittlerweile ganz gut sein. Vielleicht testet jemand die Funktion, weil viele haben ja den Link auch. Aber wir machen mal weiter in unserer Rubrik. Hast du denn noch andere Feedbacks bekommen zu Menschen, die Wahlprobleme hatten, die Wahlkabine oder auf dem Weg dahin oder in der Briefwahl und so weiter. Was sich so aufmacht, ist eigentlich so ein Bewusstsein dafür, welche Probleme es bei Wahlen generell geben kann. Also ich glaube, ganz viel haben wir darüber gesprochen, ja auch schon in unserer letzten Folge, was kann durch Behinderung, Barrierefreiheit und so weiter auftreten. Ich habe noch so Infos bekommen. Ja, als Auslandsdeutsche habe ich zu spät meine Wahlunterlagen bekommen. Es gibt auch Menschen mit Behinderung, die tatsächlich ausgewandert sind und den Mut hatten. Und die konnten jetzt nicht mitwählen. Denen war das durchaus wichtig, auf politische Prozesse mit Einfluss zu nehmen. Und das war für mich auch nochmal so ein Weitblick. Also jetzt unabhängig davon, wie funktioniert das mit der Wahlschablone für blinde Menschen? Darf die Assistenz mit rein? Ist das rollstuhlgerecht? Kann man rund um die Wahl und Hindernisse, die da entstehen können, ein paar andere Sachen auch noch mitdiskutieren? Und dazu gab es tatsächlich auch so Informationen, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, wo jetzt im Nachhinein ja auch Sarah Wagenknecht noch mal hinterfragen lässt, wie viele Leute konnten eigentlich nicht wählen, weil die ihre Wahlunterlagen nicht rechtzeitig hatten. Aber das ist ein großes Thema. Ich habe auch noch mal eine andere Rückmeldung bekommen, weil du das jetzt mit dem Fitnessstudio sagtest. Und ich finde, das ist alles Politik so. Also das ist ja auch das Thema unserer heutigen Folge, was wir so ein bisschen angehen wollen. Wann haben wir eigentlich angefangen, politisch zu denken? Oder wann mussten wir eigentlich auch anfangen, politisch zu sein? Weil Menschen mit Behinderung das ein bisschen auch immer sein müssen. Also müssen wir eigentlich automatisch auch aktivistisch sein? Oder dürfen wir ein ganz normales Leben führen und ist ein normales Leben auch schon politisch? Also fängt das eigentlich schon am Gartenzaun an oder in der Kaufhalle, wo Menschen sich ja über Gut und Böse austauschen und was ist richtig, was ist falsch. Weil du das gerade angesprochen hast, fiel mir auch ein, also ich habe ein Feedback auch bekommen zum Thema Krankenkasse und Krankenkasse lehnt Hilfsmittel ab. Das ist ja auch ein ständiges Thema und spitzt sich das vielleicht auch zu, weil bestimmte politische Haltungen wieder salonfähiger werden. Und natürlich sind auch Mitarbeiter oder Mitarbeitende in Krankenkassen geprieft. Das hat sich schon vorher abgezeichnet. Es gibt Verzögerungs- und Hinhaltetaktiken. Angeblich sind dann Dokumente weggekommen. Ich werde oft gefragt und angeschrieben, auch durch unseren Podcast, was kann man da machen, was hast du für Tipps. Manchmal denken Leute, ich bin noch beim Fernsehen und kann da irgendwie gleich mal mit einem Kamerateam vorbeikommen und in die Behörde einreiten und sagen, warum klappt das hier nicht mit dem Blindenführhund? Und ich glaube, hier ist es auch immer hilfreich, mal in die Runde zu fragen, was habt ihr gemacht? Welche Beschwerde kann man einreichen? Wo muss sie gezielt hin? Und hier hat es dem Mann zum Beispiel, dem der Blindenhund ewig nicht gewährt wurde, der stand schon fertig ausgebildet da, dem hat es jetzt wirklich geholfen, eine Beschwerde einzureichen bei der Krankenkasse. Und ich finde, das sind alles gesellschaftspolitische Prozesse. Das erfordert bei uns eine politische Bildung, ein politisches Handeln. Ein Einstehen für uns selbst. und wir sind immer auch qualifizierte Menschen in sämtlichen Belangen, was Teilhabe betrifft. Und deswegen, Sascha, ich würde heute einfach gern mal mit dir gucken, wie geht es denn für uns jetzt weiter nach der Wahl und wie politisch sind wir eigentlich aufgrund unserer Behinderung auch schon immer gewesen oder war uns das eigentlich egal? Als wir junge Menschen waren, hatten wir da andere Sachen im Kopf. Würde mich mal echt interessieren. Und wie haben wir vielleicht auch so Phasen in unserem Leben gelöst, wo wir dachten, das ist aber jetzt eine rebellische Zeit. Das würde ich dich auch gerne mal fragen, weil in meinem Leben gab es das auf jeden Fall. Wollen wir da mal hingucken? Das wollen wir. Ich habe natürlich in meiner Jugend auch die eine oder andere politische Aktivität gemacht. War auch, glaube ich, 2 oder 3 Mal in den Wahlen mit dabei. Aber absolut gar nicht fürs Thema Inklusion. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich erst mit dem Thema Inklusion so 2000, 2005, 2009 beschäftigt habe. Ich habe mich vorher mit dem Thema Inklusion an sich gar nicht so beschäftigt. Ich habe Events veranstaltet und dann kam so 2008, 2009 kam so der 200. Geburtstag von Louis Breil und da fing es so langsam an. Ich war zwar 2006 auch bei einer anderen Vereinigung mit dabei, da haben wir in Luxemburg diesen Rufbus eingeführt, den Adapto, da hieß damals Nova Bus, dann Adapto, da habe ich mitgewirkt. Und irgendwann so 2009 bin ich zur ersten Luxemburger Selbstvertretervereinigung Nimmel-Mod-Eis eingetreten, habe da so ein bisschen die Pressearbeit gemacht, ein bisschen Wallung gemacht, ein bisschen gemeckert. Ich habe immer ganz klar dann angefangen, auch deutlich meine Meinung zu sagen. Ich war da auch nicht so ganz beliebt auf dem Ministerium, wo ich heute arbeite, weil ich ja laut war und auch manchmal frech war. Heute bin ich nur noch laut. Aber ja, also politisches Engagement, habe ich politisches Engagement? Ich glaube, dass das, was ich tue seit dem 2009 oder so, das ist nicht direkt politisches Engagement, aber schon für mich politisch. Also ich muss nicht in einer Partei sein, um politisches Engagement zu liefern. Das Problem ist auch, dass es glaube ich, ich stehe einer Partei sehr nahe in Luxemburg, Da stehe ich auch dazu, das ist die Luxemburger Demokratische Partei, die ja so eine Mischung zwischen FDP und SPD in Luxemburg ist so mit einem sozialen Touch. Denen stehe ich sehr nah, weil die Politik mir sehr gut gefällt. Sie hat einen sozialen Touch, sie hat aber auch einen liberalen Touch. Das ist so ein bisschen mein Fokus. Und da stehe ich auch dazu. Das darf jeder wissen, da habe ich keine Ängste drin, da habe ich auch eine Parteikarte. Aber so politisch engagiert habe ich mich wirklich in den letzten 20, 25 Jahren nicht mehr so direkt, indem ich halt einer Partei beigetreten bin, sondern ich habe mich engagiert, indem ich mich für das Thema Inklusion einsetze. Auch mit dem Podcast gehe ich davon aus, dass ich manchmal politisch bin. Da stehe ich auch dazu. Weil wir einfach politisch sein dürfen und viel mehr müssen. Also wir müssen uns viel mehr trauen. Ob ich irgendwann ein Mandat anstreben würde in Luxemburg oder in Deutschland, weiß ich nicht. Muss man mal gucken. Aber abgeneigt bin ich nicht ganz dafür. Ich weiß aber auch mittlerweile, nachdem ich jetzt seit drei, zwei Jahren auf dem Ministerium arbeite. Dass die politische Arbeit trotzdem eine extrem schwierige ist. Ich möchte die Politiker da nicht verteidigen, also gerade auf den Ministerien, also den Minister möchte ich da nicht verteidigen. Aber das ist doch schon sehr schwierig, das dann immer durchzusetzen mit diesen ganzen Kompromissen, die man da eingehen muss. Wir haben jetzt in Luxemburg einen großartigen Koalitionsvertrag. Unser Minister liegt sehr viel Wert darauf, dass dieser Koalitionsvertrag umgesetzt wird. Das heißt, wir müssen in regelmäßigen Abständen gucken, sind wir auf Kurs oder sind wir nicht auf Kurs? Wenn das schon mal die anderen Ministerien in Deutschland machen würden, dann hätten wir kein Desaster wie bei der Ampelkoalition, weil dann hätte man ein paar Sachen umgesetzt und nicht wären im Schuttbladen verschwunden. Ja, das ist meine Geschichte zur politischen Engagement. Ich glaube, dass man, wenn man aktivistisch unterwegs ist oder auch mit so einem Podcast, immer ein Touch-Politik mit drin hat. Ich glaube, ganz neutral kann man nicht sein, weil wir uns für die Sache einsetzen. Ist meine Auffassung. Und du? Ja, auf jeden Fall. Ich denke auch, also die Unterscheidung interessiert mich auch zunehmend. Also was ist parteipolitisch und vielleicht auch so trocken, dass es ganz viele Menschen nicht interessiert? Und was ist politisches Denken und Handeln auf der Straße? Also ganz viele Menschen sind jetzt mobil geworden, wie du schon gesagt hast, sind wählen gegangen. Das Land ist politischer denn je und Menschen interessieren sich einfach wieder für Themen und sind da irgendwie ganz rege, im Positiven wie im Negativen. Aber bei mir war es so, also aktuell fühle ich mich zurückversetzt in meine Jugend, weil ich in diesen blauen, schlumpfen Bundesländern gerade lebe. Und das ist für mich eine gar nicht so leichte Zeit, weil mit mir macht das was. Ich muss ganz ehrlich sagen, das ist ein Verarbeitungsprozess. Das hat sich ja schon angedeutet vor einigen Jahren, wo wir Kampagnen gemacht haben. Und ich habe jetzt gerade auch ein älteres Interview gelesen, was ich mit meinem Partner gemacht habe, weil wir in vielen Künstlerkreisen auch aktiv sind und so. Und wir haben uns vor ein paar Jahren, 2019, schon große Gedanken gemacht, zum Beispiel um den Rechtsruck. Jetzt bin ich wieder dabei, drüber zu reden. Aber wenn du in diesen Bundesländern lebst, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und das direkt auch zu spüren bekommst, dann fühlst du dich einfach so in Zeiten zurückversetzt. Also ich zum Beispiel bin ja in den Baseballschlägerjahren groß geworden. Das war hier bei uns im Osten eine gravierende Zeit. Ich habe da viel Rügel bekommen auf der Straße. Einerseits hatte ich eine Behinderung, ich konnte nicht so gut vor Nazis weglaufen. Andererseits war ich auch Punkerin, weil ich mich ganz deutlich positioniert habe gegen bestimmte Haltungen. Und ich habe jetzt in bestimmten Stadtvierteln hier in meiner City natürlich auch das Problem, dass so über die Hälfte der Menschen AfD gewählt haben. Ich weiß, jeder Zweite hier, dem ich hier sprechen würde, der sagt Sachen, die mir auch ganz schön nahe gehen. Und abgesehen davon, dass wir natürlich alle überlegen müssen, wie geht das weiter mit der Inklusion? Was kriegt die CDU da gut umgesetzt? Was blockiert die? Also die blockiert ja ziemlich viel. Bin ich natürlich so eher in ganz anderen Fragen. Hier fliegen Sätze durch die Luft, die möchte ich im Podcast jetzt gar nicht zitieren. Und die sind natürlich auch auf eine Weise wieder salonfähig geworden. Und damals war es aber so, dass mich wirklich Behindertenpolitik überhaupt nicht tangiert hat. Vielleicht auch, weil ich mich nicht als behindert akzeptiert habe, weil ich Ableismus internalisiert habe. Da hatten wir ja auch die Begriffe noch gar nicht dafür. Da ging es erst mal ganz stark dafür, darum zu kämpfen, dass keine Asylwerbeheime angegriffen werden, dass Menschen auf der Straße nicht niedergestochen werden und so weiter. Und auch später im Studium, also da haben wir uns auch für viele Themen stark gemacht. Wir waren als Studierende auf der Straße, da ging es um viele Inhalte, eine Welt Inhalte und so weiter oder auch Belange, die direkt unser Studium betrafen. Das waren auch so die ersten Demonstrationen, die ich miterlebt habe und wo ich mich erinnere, dass ich immer ganz froh war, wenn meine Eltern das dann nicht in der Zeitung gesehen haben. Aber es war nicht so der Fokus Behindertenpolitik. Und wenn ich mir die Arbeit anschaue von Leuten wie Ottmar zum Beispiel, die seit Jahrzehnten an diesem Thema knabbern, da kriege ich großen Respekt und frage mich, warum bin ich so an diesem Thema vorbeigegangen? Also bei dir war es wahrscheinlich, Sascha, du hast vielleicht deine Behinderung ganz selbstverständlich gefunden und ich bin vielleicht irgendwie so ein bisschen noch auf Konfrontation gegangen und wollte gar nicht wahrhaben, dass ich mal eine noch gravierendere Behinderung haben werde, weil die Blindheit stand noch an. Hast du den Bedarf damals nicht so stark gespürt, dass du so das Gefühl hattest, ich muss ja eigentlich ständig um meine Rechte kämpfen, weil du nicht direkt behindert und politisch aktiv warst? Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich... Dass ich Ableismus, Diskriminierungen ausgesetzt war, wenn ich ganz ehrlich bin. Ich hatte ganz viele sehende Freunde um mich herum. Ich war nicht so in dieser Blinden- oder Behinderten-Bubble. Ich habe diese Probleme, die andere Menschen haben. Ich bin da sehr dankbar für. Einige sagen ja, ich hatte Glück oder so. Ich weiß es gar nicht, aber ich habe mich nie mit meiner Behinderung definiert, was ich auch heute noch nicht mache. Ich bin blind, aber ich bräuchte für mich keine UN-Behindertenrechtskonvention, um inkludiert zu werden. Sage ich einfach jetzt mal so ganz, ganz, ganz aus meinem Bauchgefühl raus, weil das, was ich brauche, um glücklich und mein Leben führen zu können, das habe ich. Entweder, weil ich mich mit den Sachen zufrieden gebe. Kann sein, dass ich weniger brauche als das, was andere Menschen vielleicht brauchen. Oder vielleicht, weil ich einfach immer wieder Wege suche, um meine Behinderung auszuklammern, um die Behinderung nicht als dominant und präsent zu sehen. Aber ich habe ganz viel gelernt. Und ich habe gelernt, dass das für mich ein großartiges Glück ist, was ich für mich habe, dass es aber nicht selbstverständlich ist, dass das so ist, dass ich aber auch der Meinung bin, dass das ein Teil, ich müsste es in ein paar Teilen aufteilen, Ein Teil davon liegt an meiner Persönlichkeit, ein Teil davon liegt an meiner Erziehung, ein Teil liegt an meinem Willen und ein Teil liegt an der Gesellschaft. Und ich glaube, dass die drei ersten Teile, die ich aufgezählt habe, wichtig für uns als Mensch sind, uns zu empowern und zu gucken, wie wir selber zu uns stehen und wie wir uns selber empowern können. Wie wir selber trotz Grade oder wegen unserer Behinderung uns in Bewegung setzen können. Mit den Möglichkeiten, die wir haben, mit den Fähigkeiten, die wir haben, mit den Einschränkungen, die wir haben und mit dem, wie wir behindert werden. Das ist sehr individuell und ich kann niemandem vorschreiben, wie er es besser machen soll. Ich bin nur der Meinung, dass wir persönlich auch ein bisschen mehr. Versuchen dürfen, wie ich in meinem Podcast zum Geburtstag gesagt habe, dass wir nicht darauf warten, dass hier jemand kommt und sagt, moin, ich bin die Inklusion, kann ich dich abholen? Sondern wirklich, wir müssen Energie entwickeln, Kraft entwickeln. Ich weiß aber noch nicht genau, wie wir den Menschen das beibringen können, wo das ganz schwierig ist oder beibringen, besser gesagt, wie wir die Menschen empowern können, dass wir rausgehen, dass wir uns begegnen. Weil wir können die Inklusion nicht auf dem Reißbrett und Reißbett auch nicht entwickeln, weil dann entwickeln die anderen das für uns. Dann sind wir nicht daran beteiligt. Und ich wünsche mir eine Behindertenbewegung. Wo wir die Menschen motivieren können, wir, die bereits aktivistisch unterwegs sind. Das ist auch immer ein Akt, das ist auch ermüdend, das ist auch, manchmal hat man auch keine Lust darauf, das sagt ja Ottmar auch, manchmal sagt man, lasst mich doch in Ruhe, weil dieses Kämpfen, gefühlte Kämpfen einfach falsch ist, also das macht einfach müde. Vielleicht dürfen wir den Begriff kämpfen auch anders umdefinieren und nicht sagen, wir kämpfen für Inklusion, sondern wir setzen uns für Inklusion ein, wir als Betroffene. Und es ist wichtig zu gucken, wie können wir die anderen Menschen, die ganz vielen anderen Menschen, vielleicht 15 Prozent der deutschen Bevölkerung bei 88 Millionen ist das eine ganze Menge, wie können wir die bewegen mitzugehen? Weil nur wenn wir dann als Masse in die Gesellschaft reindrücken, sichtbar sind, dann funktioniert das. Wenn wir nur zu 20 auf einer Demo in Berlin sind, liebe Freunde, da funktioniert das nicht. Wenn wir einmal zu 200 oder zu 2000 oder zu 20.000 Menschen mit Behinderung in Berlin auf einer Demo sind, dann setzen wir Zeichen. Und das, ich weiß nicht, wie man die Menschen motiviert kriegt, das ist aber auch, glaube ich, das werde ich gleich auch mit meinem Monolog hier, ist aber glaube ich auch ein. Gesellschaftliches Problem also wir haben das, die eine Seite haben wir den Menschen mit Behinderung und der Mensch mit Behinderung ist ja auch Mensch, Und das Menschsein ist mittlerweile für ganz viele eine Bequemlichkeit geworden. Ich habe ja alles. Mir fehlt zwar vieles, ich kann meckern, aber im Endeffekt habe ich alles. Warum soll ich mich denn dafür einsetzen? Ich merke das in der Jugendbewegung, so wenn es um Blindengeld geht. Du weißt ja, warum soll ich mich denn für Blindengeld? Es gibt doch Blindengeld. Es ist doch alles wunderbar. Ihr habt doch alles gemacht für uns. Warum soll ich denn jetzt auf eine Demo nach Kiel gehen, damit in Schleswig-Holstein das Blindengeld nicht von 300 auf 325, sondern auf 500? Hat, da sitzen manche junge Leute zu Hause und sagen, ich freue mich auf das Blindengeld, die 325 Euro reichen mir, denn die denken nicht bis ihre Nasenspitze und wissen ganz genau, aber sind da auch die, die meckern, naja, wenn ich hier mit Taxi fahre, kostet mich ganz viel Geld. Weißt du, das, aber das ist mittlerweile wirklich ein Phänomen in Deutschland, aber nicht nur mit behinderten Menschen, sondern auch ganz viel mit nichtbehinderten Menschen, die einfach alles geschehen lassen, zu allem Ja und Amen sagen, aber am Stammtisch breit und groß meckern. Das habe ich schon bei den Elternabend, ich schweife jetzt gerade aus, bei den Elternabend, weißt du, dann hatten wir in der Schule bei meiner ältesten Tochter die Tatsache, dass Jungen und Mädchen noch in der vierten Klasse sich zusammen in einer gemeinsamen Kabine umziehen mussten. Wir haben uns immer gewundert, warum unsere Tochter mittlerweile dann ein Unterhemd anzieht und so weiter. Wir haben dann mal nachgefragt, ja, wir müssen uns gemeinsam umziehen. Wir fanden das skandalös, weil das geht nicht. Wir sind da mit Kindern mit zehn Jahren, da fängt die Pubertät an. Einige sind früher dran, einige sind später dran. Und dann saßen wir auf dem Schulhof alle, na, das geht nicht, das muss man machen. Dann saßen wir in dieser Elternversammlung. Die Einzigen, die was gesagt haben, war ich und Stefanie, die Mutter von den Kindern. Und ja, das war das Einzige. Und dann kam diese Lehrerin und sagte, ja, wenn es mir nachginge, würden sie sich bis zur 10. Klasse gemeinsam umziehen. Und ja, wir haben es dann gesagt. Dann kam irgendwann die Schulleitung und hat das unterbunden, weil sie von einem Vater eine Anzeige bekommen hat. Also muss man so weit gehen. Aber auch die Tatsache, dass wir dann alleine da was gesagt haben. Und das ist das, ich weiß, ich habe jetzt ganz viele verschiedene Fässer aufgemacht, aber das ist das, wir müssen kollektiver sein. Wir brauchen junge Aktivisten. Wir brauchen Nachwuchs. Ein Ottmar Malz-Paul hat die 60er angefangen. Die ganzen Leute sind, die früher Aktivisten waren. Martin Theben hat in einem Interview gesagt, was morgen nochmal ausgestrahlt wird. Wir müssen mal wieder wirklich, also morgen am 17. März, da geht es um die Anerkennung des Tarifvertrages für Arbeit im Arbeitgebermodell in Berlin. Der hat in diesem Podcast auch nochmal gesagt, wir müssen vielleicht mal wieder auf die Straße gehen. So, Ende meines Monologs, aber ich fand es wichtig, das nochmal sozusagen. Ich wünsche mir mehr Engagement von den Menschen mit Bindung und ja, es ist schwer und ja, wir haben zu kämpfen, aber wenn wir es nicht tun, dann wird es nicht vorangehen. Wir müssen wieder eine Bewegung werden. Ja, jetzt hast du ganz viele Fässer aufgemacht, Sascha. Wie fange ich das jetzt alles wieder ein? Ganz viele Gedanken habe ich dazu. Das kleine Beispiel, was du jetzt hattest mit dem gemeinsamen Umziehen. Also das ist das, was ich vorhin meinte. Wir treffen eigentlich ständig kleine politische Entscheidungen und verhandeln die. Und deswegen denke ich schon, dass man in ganz vielen Situationen so im Alltag auch schon politisch ist. Auch Leute, die von sich denken, dass sie das gar nicht sind. Das hat man Politiker zu mir gesagt bei den Sonntagsfragen. und damit hatte der Recht. Und so kann man Leuten eigentlich auch wieder Lust auf Politik machen, indem man denen sagt, du bist eigentlich ein hochpolitischer Mensch, du darfst nur nicht immer so diese staubtrocknen Personen. Und so staubtrocknen sind die auch nicht mehr, die machen ja auch alle Entertainment. Und das finden wir gar nicht mal so gut. Also unsere vermeintlich staubtrocknen Politiker und PolitikerInnen, die machen manchmal 95 Prozent Entertainment und eigentlich nur 5 Prozent Politik in der öffentlichen Wahrnehmung, was natürlich im Hintergrund passiert, was wir alles gar nicht mitkriegen, ist ja dann durchaus auch schon mal ernstzunehmende Arbeit. Das dürfen wir ja auch alle nicht vergessen. Aber was du so gesagt hast, ja, für mich hat das auch mal gut funktioniert, zu sagen, wir müssen sichtbar sein, selbst aktiv sein. Und irgendwann funktionierte das Prinzip nicht mehr, als ich wirklich strukturelle Diskriminierung erlebt habe, Ob Verhinderung von Inklusion am eigenen Leib als wirklich starke, empowerte Frau. Und das hätte ich nicht für möglich gehalten, wenn mir das nicht selber passiert wäre. Und ab da bin ich, glaube ich, erst so richtig behindertenpolitisch geworden, als ich gesehen habe, oh Gott, jetzt bin ich ein ganz schön gerupftes Huhn und da kommt man nicht so leicht raus. Und das klingt zwar alles gut, auch was ich jahrelang gepredigt habe. Das funktioniert gar nicht, wenn man so dermaßen gebeutet ist von strukturellen Problemen in der Gesellschaft. Und ich bin eigentlich nie ein besonders privilegierter Mensch gewesen. Ich habe schon öfter erzählt, ich bin im Plattenbau aufgewachsen, aber so richtig mit allen sozialen Problemen. Ich komme aus keinem Akademikerhaushalt, meine Eltern haben nicht studiert. Ich bin als behindertes Mädchen diejenige gewesen, die sich durch Abitur und Studium gebissen hat, währenddessen auch erblindet. Und alles andere als leicht war das, weil bestimmte Hilfen mir nicht zur Verfügung standen. Und dann bin ich aber... Als Sozialpädagogin tätig gewesen und habe viele Jahre lang Gästegruppenempfang, Führungen gemacht, durch die sensorische Welt geführt. Tausend Menschen in meinen Seminaren und Workshops erzählt, wie blindes Leben in der Gesellschaft gut funktionieren kann. Weil ich das ja nun erlebt habe, mir selber aber auch gar nicht bewusst war, wie ich dabei immer über meine Grenzen gegangen bin. Also ohne einen Support von der Gesellschaft. Im Gegenteil, es gab viele Vorurteile. Ich habe mich durch die Vorurteile durchgebissen und habe immer schön gestrahlt und erzählt, was ich doch alles in meinem Leben ermöglicht habe. Und war dann ja später auch beim Fernsehen, habe einige Bücher geschrieben. Und es war natürlich auch das, was die Menschen gern gesehen haben. Und irgendwann kam Mobbing in mein Leben, weil unser neuer Abteilungsleiter das nicht ertragen konnte. Das war irgendwie eine Sichtbarkeit, die unsichtbar gemacht werden sollte. Und das werfe ich unserem Realsystem wirklich vor. Also man möchte Menschen mit Behinderung zehnmal besser machen als den Rest der Gesellschaft. Das ist das, was wir als Kinder gesagt bekommen haben und ich oft zitiert habe, ihr müsst zehnmal besser sein, um in der Gesellschaft was wert zu sein. Dann ist man irgendwie auch so gepolt, ohne dass man das bewusst reflektieren kann. Man macht ganz viel immer über seine Grenzen und dann ist man aber auch irgendwie einen Tacken zu gut, zu schnell, zu viel, zu engagiert. Und das macht mitunter auch nichtbehinderten Menschen Angst. Das ist eine Konkurrenz. Das ist irgendwie ein Pferd, was zu hoch springt. Und das will man natürlich irgendwie, das will man auch nicht. Das ist irgendwie eine Augenhöhe, die nicht von jedem nichtbehinderten Menschen gewollt ist, wenn der jetzt in seiner Persönlichkeit so gestrickt ist, dass der das nicht supportet. Und das habe ich über mehrere Jahre aber auch nicht mitbekommen, dass das im Prinzip ein Wegbeißen, ein Kleinmachen ist. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich sehr, sehr krank geworden bin durch diese Krankheit. Diese permanente Befeuerung von klein machen und habe dann sehr an mir gezweifelt, fand dann meine Arbeit auch nicht mehr gut, habe mir immer mehr Mühe gegeben, was für immer mehr Konkurrenzgedanken in diesem Realsystem gesorgt hat. Und dann habe ich gemerkt, okay, jetzt war ich so krank, jetzt brauchte ich das Hilfesystem. Das Hilfesystem war mit mir als blinder Patientin überfordert, hat gesagt, für dich haben wir hier gar nicht genug Therapieangebot, hier gibt es Treppen im Haus, USA haben wir nicht genug Klinikpersonal. Dann dachte ich, what? Ich war selber 16 Jahre lang in einem helfenden Beruf und jetzt gibt es für mich kein Hilfsangebot. Also auch wieder mal den Bogen zu schlagen zu politischem Engagement. Egal wie krank man ist, man ist eigentlich ständig dabei, irgendwelche Ministerien anzuschreiben, Leute mit ins Boot zu holen, zu sagen, ich brauche jetzt wirklich, das ist eine lebensbedrohliche Situation, ich brauche jetzt wirklich Hilfe. Ja, und dann ist mir bewusst geworden, eins greift ins andere. Ich habe später, als es mir wieder besser ging, dann Weiterbildungen gemacht. Dann waren Schulungsmaterialien, Studienmaterialien nicht barrierefrei. Ich musste wieder ganz viel Geld in die Hand nehmen. Wenn man in der Kultur unterwegs ist, arbeiten ganz viele Menschen, holen sich Gelder, arbeiten zum Thema Behinderung. Aber die Betroffenen werden nicht bezahlt oder man kommt bei Events gar nicht rein, bei denen nicht barrierefrei geplant sind. Und das Problem hatte ich vorher nicht, weil ich war ja ganz gut unterwegs. Inkludiert, natürlich immer so über die eigenen Kräfte hinaus. Und das kann ich heute anders reflektieren. Und ich habe diesen Bruch erlebt, jetzt habe ich einen Monolog geleitet, und kann deswegen auch Menschen sehr gut verstehen, die so sagen, boah, also wenn du überall marginalisiert bist, Frau mit Behinderung, und dann vielleicht manche haben noch einen Migrationshintergrund dazu, dann ist es aber auch schwer, sich da wieder rauszuratteln. Weißt du, wie ich meine? Ja, ich stimme dir zu. Also wir haben gegensätzliche Erlebnisse und ich habe sie anders wahrgenommen. Vielleicht ist es auch Mann und Frau. Weiß ich nicht. Also ich habe diese Situation nicht so wahrgenommen. Ich musste Gott sei Dank noch nie in eine Reha-Maßnahme, also in eine Reha-Klinik oder so. Also bin da noch nicht drauf gestoßen, dass das für Blinde und Zierbehinderte gar nicht barrierefrei ist. Höre das natürlich aber ganz viel von anderen Menschen, was natürlich einfach absolut No-Go. Ich kann sowas einfach nicht nachvollziehen, dass die Systeme nicht funktionieren, kriege das aber von anderen Menschen mit und deshalb habe ich mich auch dazu entschlossen gehabt, wie ich vorhin ja schon mal erwähnt habe, dass es im Endeffekt für mich gar nicht so wichtig ist, weil ich die Sachen, die ich brauche, kann ich mir organisieren. Habe ich, ich bin jetzt nicht reich, dass ich mir das alles mit Geld bezahlen könnte, also ich bin nicht so privilegiert wie Philipp Pozzotti-Borgo, der in den Film Ziemlich Beste Freunde das Buch dazu geschrieben hat, wie er gesagt hat, ich bin ein privilegierter Behinderter, weil ich Geld habe, das bin ich nicht, also das ist nicht der Fall, aber es ist halt sehr. Wichtig, dass ich weiß, dass ich diese Energie habe, Und ich bin dankbar für diese Energie und ich möchte diese Energie wieder zurück ins System gebe, in dem ich dann mich sozusagen für die Menschen mit Behinderung einsetzen möchte, die vielleicht nicht das Sprachrohr haben, die vielleicht nicht die Kraft haben, die vielleicht nicht die Energie haben. Ich möchte dafür auch kein Monument kriegen oder was auch immer. Ich mache das einfach, weil ich weiß, dass ich ein Riesenglück habe, der zu sein, der ich bin oder mich zu dem entwickelt zu haben, der ich bin. Aber ich weiß auch, dass andere Menschen Unterstützung brauchen Und ich suche immer noch so in Gedanken und in der ganzen System Wege, wie man, es muss nicht jeder Jennifer sein, es muss nicht jeder Sascha sein, es muss nicht jeder Ottmar sein, aber wie wir die Menschen mit Behinderung etwas mehr dazu motivieren können, empowern können, begleiten können, unterstützen können, stützen können, dass sie diese Kämpfe, auch wenn ich den Begriff Kämpfe nicht möchte, diese Herausforderung, dass sie die besser meistern, weil ich glaube nur dadurch, dass wir sie meistern und draußen aufzeigen und immer wieder aufzeigen, was für Herausforderungen wir haben von denen, die du auch erzählt hast. Dass nur dann die Veränderung stattfinden kann, also durch die Sichtbarkeit und dafür müssen wir ganz viele Menschen, die schon verzweifelt sind oder aufgegeben haben oder keine Energie mehr haben, müssen wir an die Hand nehmen können und Wege finden, wie wir sie begleiten können. Sondern dass sie diese Energie und die Kraft haben, dagegen vorzugehen, um die Welt besser zu machen. Weil wenn wir gar nichts machen und alles mit uns machen lassen, dann wird sich nichts verändern, ist meine Auffassung. Es gibt aber auch wirklich sehr machtvolle Strukturen. Das ist so die Frage, auf welcher Ebene. Also ist das im Journalismus so oder ist es in der politischen Struktur, in deiner eigenen Stadt so, wo du dich engagierst? Es tauchen auch immer wieder bestimmte Persönlichkeiten auf, die einmal gesehen haben, okay, da ist jemand, der möchte sichtbar werden. Und es gibt einfach auch Leute, die möchten nicht, dass du als Mensch mit Behinderung oder als Frau mit Behinderung sichtbar wirst. Und es gibt natürlich Leute, die wollen das. Die wollen Menschen mit Behinderung einbinden. Die haben das erkannt, dass es wichtig ist. Die kriegen vielleicht sogar auch Fördergelder und fischen ganz bewusst auch Menschen mit Behinderung ab. Und dann gibt es auch Leute, die schmücken sich auch gerne mit dem Thema Inklusion. Da muss man immer dahinter gucken. Und ich habe auch sehr oft sehr machtvolle Strukturen, ich muss leider auch sagen männliche machtvolle Strukturen erlebt, wo man das einfach nicht haben will, dass da eine behinderte Frau sich äußert, vielleicht auch eine, die Journalismus macht, die schreibt, die vielleicht auch genau über diesen Missstand schreibt. Und die kennen sich ja auch alle untereinander und die tauchen auch überall wieder aus, Sodass du dann manchmal echt überlegen musst, gehst auf die Veranstaltung, ist der wieder da. Der wird seine Kontakte zu nutzen wissen, dass du da nicht groß wirst und dass du da nicht sichtbar wirst. In diesen ganzen Klinikkontexten ist es ja sehr oft so, der Chefarzt kennt den Chefarzt und natürlich soll da nicht rauskommen, dass da Skandale passiert sind und so. Manchmal muss man ja da auch sehr groß denken und wir diskutieren nicht immer nur darüber, ob jetzt ein Blindenführerhund irgendwo nicht in eine Parkeisenbahn darf. Also das sind auch so Themen, mit denen ich ja ständig zu tun habe, sondern es geht ja auch wirklich um Machtstrukturen von Männernmenschen. Und ist es dann auch immer so heilsam, dass diese eine behinderte Frau, ich nenne jetzt einfach mal mich, immer wieder dagegen angeht, da musst du wirklich Banden bilden, da brauchst du wirklich auch die Erfahrungen anderer Menschen. Das finde ich auch im Podcast eine sehr hilfreiche Geschichte, weil du hörst dann auch die Erfahrungen anderer Leute. Du merkst, das ist ein strukturelles Problem. Das ist das, was wir ja auch bei den Wahlen hatten, wo ich mich am Anfang so gefühlt habe, als ob ich hier wieder der einzige arme Tropf bin, dem das passiert ist. Und dann liest du, okay, Aktion Mensch, mach dazu Studien. Das geht auch namenhaft in anderen behinderten Frauen so. Und dann ist es halt nicht nur deine Persönlichkeit und dein Wesen. Und weil du halt eine besonders strahlkräftige Person bist, sondern dann ist das strukturelle Gewalt, die auch passiert. Und ich habe auch das Gefühl, je höher... Du steigst, kannst dir an der Stelle umso besser gehen, weil du auf die richtigen Leute triffst oder umso schlechter, weil du auch Verhinderer triffst. Und ich habe auch ganz oft das Problem, dass ich das Gefühl habe, ich bin in Themen gut qualifiziert. Sogar auch manchmal, das hatten wir auch schon mal irgendwie besser qualifiziert, leider als der Mensch ohne Behinderung, was auch überhaupt nicht schlimm ist, weil jeder bringt seine Kompetenzen mit. Aber natürlich möchte der Mensch ohne Behinderung das jetzt nicht unbedingt an die große Glocke hängen, vor allem wenn er Geld mit einem Fachgebiet verdient, was sich so rund um Behinderung und Inklusion dreht. Und da versucht man natürlich wirklich wegzubeißen und zu unterdrücken. Und diese ganzen Mechanismen, das ist schon harter Tobak. Und das passiert zum Glück auch anderen Frauen, auch Frauen ohne Behinderung. Das ist manchmal nicht einfach zu lösen, indem man sagt, ach Leute, ihr müsst sichtbarer werden, weil da sehr starke Kräfte auch dagegen arbeiten. Und ich hätte wahrscheinlich vor vielen Jahren da noch anders drüber gesprochen. Da habe ich auch das ganze Feminismusthema noch nicht verstanden. Das mussten auch sehr viele Leute erstmal transparent machen und zeigen. Warum kann die Frau da nie ankommen? Naja, weil der Mann einfach schon 30 Meter vorher gestartet ist. Der wird immer zuerst dort ankommen und nicht die Frau. Also wir müssen über solche Dinge eben auch sprechen. Und das ist auch Politik. Das ist ein ganz interessantes Thema, was ich jetzt rund um den Frauentag nochmal mit Stefanie gesprochen habe. Ja, warum das nicht funktioniert, dass Mann und Frau gleich sind. Weil vor allem, jetzt mache ich nochmal etwas auf, vor allem gehen wir ja dann als Westeuropäer hin. Und man muss einfach sagen, wenn die Frauen sich in den 60er, 50er, 60er, 70er Jahren nicht auf die Hinterpfoten gesetzt hätten, wären wir heute noch in Strukturen, die katastrophal wären, was das gleiche Recht für Mann und Frau ist. Und wir sind immer noch nicht auf dem Niveau. Gehen aber dann hin und wollen in andere Länder reingehen und wollen denen erklären, dass Mann und Frau gleich sind. Und kriegen es hier immer noch nicht gebacken. Und dann denke ich mir mal, was denken die anderen Kulturen über uns, denen wir das jetzt aus ihrer Kultur, für mich muss das aus der eigenen Frauenkultur, aus deren Ländern kommen. Und du kannst nicht dahin gehen und sagen, Männer und Frauen sind gleich, wir wissen das besser, weil wir es in Europa oder in westlichen Strukturen schon machen. Und wenn du dann wirklich genauer hinguckst, merkst du, dass das Ding noch ganz, ganz arg hinkt. Aber ich will nochmal auf etwas zurückkommen, was du gesagt hast. Du fühlst dich dann manchmal so als Einzelkämpferin und so weiter. Und da kommt für mich ein anderes Riesenproblem in der Behindertenwelt, ob es in Luxemburg ist, ob es in Deutschland ist, ob es in Frankreich ist, wo auch immer. Aber mir fehlt in der Behindertenwelt die Einheit. Also wir haben alle dasselbe Ziemel und alle Inklusion. Aber mir fehlt in der Behindertenwelt eine ganz klare, ich sage jetzt mal föderalistische oder wie auch immer Struktur, wo alle in der Behinderung engagierten Vereine, Verbände in der Selbstbestimmung, also Selbsthilfe zuerst mal, zusammengeschlossen sind und mit breiter Brust und mit großem Engagement gehen. Das funktioniert deshalb aber nicht, weil jeder natürlich seine Finanzierung haben will, sein Geld haben will, sein Projekt haben will. Und deshalb haben wir 30 ähnliche Projekte laufen, wo mehr oder weniger Menschen mit Behinderung dann engagiert sind. Die Aktion Mensch schreibt es leider nicht vor in ihren Bedingungen. Also es steht zwar, du musst zwar eingeben, welchen Effekt es auf die Menschen mit Behinderung hat, es ist aber nicht klar definiert, dass so viel Prozent in einem Projekt Menschen mit Behinderung engagiert sein müssen und auch Geld verdienen dürfen. Das steht nicht in den Dingern drin. Und also mir fehlt diese Einheit und das könnte eventuell, ich sag jetzt mal eine politische Bewegung sein, es gibt ISL, es gibt die ZSL, es gibt den ABED, es gibt. Die Verbände, die Gehörlosenverbände, den DBSV, es gibt BSK, es gibt BVK, es gibt ja so vieles. Aber es gibt den Deutschen Behindertenrat, der für mich nicht die Funktion macht, die er machen könnte. Mir fehlt einfach da drüber eine richtige, klare Struktur, die für alle Menschen mit Behinderungen, politisch Merkmale setzt, die politisch zeigt, wo der Hammer hängt und die auch ganz klar sagt, da gibt es ein Problem, da müssen wir dran und gegebenenfalls irgendwann sogar die Möglichkeit hat, im Namen der Menschen mit Behinderungen Klagen zu führen gegen das Gesundheitssystem, weil die Reha-Klinik nicht barrierefrei sind oder was auch immer. Das fehlt mir in Deutschland, aber auch in anderen Ländern. Ja, absolut. Und ich denke, da sind ja Bestrebungen da, aber bei diesem Aktion Mensch Problem habe ich auch ständig Bauchschmerzen. Ich denke, da müsste man eine Regelung drüber, aber das können wir ja nicht entscheiden, das muss Aktion Mensch machen, weil mir das in ganz vielen Projekten auch passiert, wo es um was geht. Also wo sich einfach wirklich zwei Halbzeitstellen geholt werden von Menschen ohne Behinderung Und die bespielen da ein Projekt, regeln darüber aber eigentlich ganz viele andere Aufgaben, die nichts mit Behinderung zu tun haben. Also einen Radiosender zum Beispiel und machen da viele Radiosendersachen und eigentlich soll das ein Projekt für Menschen mit Behinderung sein. Die liefern den Inhalt und kriegen aber kein Geld dafür oder große Kulturprojekte. Ich habe neulich ein cooles Piktogramm gesehen, dieses Rollstuhlpiktogramm, wo jemand einen Menschen im Rollstuhl schiebt, aber in dem Rollstuhl sitzt ein Sack Geld und die Person, die da eigentlich drin sitzt, ist so rausgeschubst worden, die fällt so aus dem Rollstuhl. Also es ist schon irgendwie so als Geldquelle sehr attraktiv, irgendwas mit Inklusion zu machen, aber wir schieben eigentlich den Sack Geld im Rollstuhl und der Betroffene fällt irgendwie raus oder hinten runter. Das ist auch ein politisches Problem, da muss man auch drüber reden. Das ist wie auch im Feminismus. Ich denke, wer gute Arbeit zum Thema Frauenpolitik macht, der macht auch immer eine gute Inklusionspolitik. Und bei beiden Sachen erleben wir gerade so einen Backlash. Also nicht nur in Amerika, bei uns drohen ja auch viele Sachen wegzubrechen durch diesen rechtskonservativen Drall, den wir da gerade irgendwie ertragen müssen. Es gibt auch so eine Verkommerzionalisierung von Feminismus. Also es gibt einen Haufen coole Produkte und du kannst dir deine Girlboss-Hose anziehen, die hinten rausguckt und irgendwie sicherlich ein Statement ist. Aber es passiert halt in Sachen Gerechtigkeit nicht das, was du spüren musst in deinem Alltag. Und wir haben auch einen Haufen Inklusionswashing. Ich weiß gar nicht, ist das offizielle Wort eigentlich? Heißt das Cripwashing sogar? Weiß ich nicht. Wir müssen aufpassen, ja, also auch mit unserer ganzen Sichtbarkeit. Das ist ja das, was Menschen auch beruhigt. Die sehen gerne Leute wie Sascha, der ja coole Sachen macht, der auch gut zurechtkommt. Und die haben bestimmt auch gerne Leute wie mich gesehen. Und ich hatte auch lange nicht den Mut, über Brüche zu sprechen. Mich hat bloß mal irgendwann sehr genervt, dass ich auch sehr viele Neider aus unserer Community hatte, die dann gedacht haben, boah, die hat ja alles, die hat ja echt keine Probleme, die kann doch hier gar nicht mitreden. Ich bin da teilweise auch aus Mailinglisten ausgetreten, weil ich dachte, Leute, ich setze mich für unsere Themen ein, für eure Themen ein. Wenn ich hier alle drei Sätze höre, du weißt doch gar nicht, wie das wirklich ist. Du bist doch beim Fernsehen, du kriegst doch alles. Dann hätte ich denen auch gerne mal gesagt, Leute, ich kriege hier ein Mini-Honorar für den Job beim Fernsehen. Ich werde nicht bezahlt wie Leute normalerweise beim Fernsehen. Und ich habe hier Kämpfe, wahrscheinlich gerade weil Leute immer denken, ich bin überprivilegiert, komme ich gerade irgendwo nicht rein. Und solange wir das noch diskutieren miteinander und nicht zusammenhalten, das ist genau das, was du gerade meintest, ist es da auch schwer, irgendwie zusammen was zu erreichen. Ich glaube aber, es gibt unter uns auch ganz viele, die so als Crowd auftreten und das auch schon erkannt haben. Und da ist die Öffentlichkeitsarbeit ganz hilfreich und auch wieder Aktion Mensch. Das ist das Positive daran, weil die bieten Plattformen, die wir manchmal alleine nicht aufgestellt kriegen. Ich verweise gerne auf eine ganz, ganz alte Folge von mir, Neid unter Behinderten. Ja. Das ist einfach, das ist für mich auch nicht erklärbar. Also wie gesagt, ich bin über niemanden neidisch, wer sein Leben wuppt, wer sein Leben großartig macht mit Behinderung. Ich bin auch prinzipiell auch gar nicht neidisch über Menschen ohne Behinderung, die ihr Leben wuppen. Und ich. Also wenn wir einfach uns mehr gegenseitig unterstützen würden und mehr unsere Arbeit und unser Tun fördern würden, gegenseitig, wie wir das auch hier im Podcast machen. Also für mich ist es ja ganz, ganz, wenn jemand zu mir kommt und hat eine Podcast-Idee, dann bespreche ich mit ihm durch, was die Möglichkeiten sind. Ich nehme jetzt mal als Beispiel Ellen Keune mit ihrem Podcast Lust auf Zukunftsplanung. Das läuft jetzt seit einem Jahr. Und sie hätte natürlich auch die Möglichkeit gehabt, einen eigenen Podcast zu machen. Selbstverständlich. Ich hätte sie auch dazu begleitet, aber ich fand es sinnvoll etwas, und das ist das, was dieser Podcast, auch dieser Kanal auch sein soll. Ich möchte, dass die Menschen hier sich finden und dass nicht jeder jetzt einen einzelnen Podcast macht und immer seine Crowd von Null aufbauen muss, sondern wir profitieren gemeinsam von diesem Kanal. Wir profitieren davon, dass wir hier schon monatlich circa 10.000 Downloads für die Podcasts haben. Wir profitieren davon, dass dieser Podcast bekannt ist. Wir gehören zu den 10% der meistgehörten Podcasts in Deutschland. Aber das wächst und das funktioniert auch nur, weil wir eine Gemeinsamkeit haben unser Sonntag trifft Igel das ist für mich ein weiteres Beispiel oder wenn ich so. Draußen irgendwie so Ideen von Podcast sag ich ja, du musst von Anfang an alles neu aufbauen, deine ganze Crowd musst du suchen, deine Leute musst du finden und so weiter komm doch hier hin, ich hab Mehrwert, weil ich deine Gäste, deine Zuhörer dazu bekomme, die dann auch interessiert sind an anderen Podcasts und du kommst schon in ein gemachtes Bett. Und kannst schon mal von dem profitieren, was da ist. Das heißt, du hast schon mal eine Zuhörerschaft und fängst nicht bei drei Downloads pro Monat oder pro Episode an. Das ist so ein bisschen mein Gedanke, den ich weil, weil das ist die Einheit. Bisschen auch so wie Kobinet-Nachrichten mit ganz vielen Redakteuren, die schreiben und die daraus dann ein gesamtes Konzept bauen. Und auch die Zusammenarbeit mit Kobinet als Beispiel finde ich einfach großartig, weil wir sind journalistisch unterwegs, wir sind medial unterwegs, wir sind politisch unterwegs. Und das vereint uns und jeder baut oder jeder bespielt seinen Kanal. Und das ist für mich Zusammenhalt und das wünsche ich mir in der Behindertenpolizei. Die können ja alle ihre einzelnen Pisten bespielen, aber es müsste wirklich zeitnah dringend eine gemeinsame Behindertenpiste entstehen. Eine Föderation, ein Dachverband von allen behinderten, politisch behinderten engagierten Verbänden, Vereinen und was auch immer und Menschen, auch Menschen, die vielleicht nicht in einem Verein engagiert sind, müssten da reinkommen, damit wir etwas Starkes aufbauen und der Politik und der Gesellschaft einen starken, ich mag den Begriff Gegner nicht, aber einen starken Partner an die Seite stellen. Weil das brauchen wir. Und dann fällt die Sichtbarkeit, diesen Drang der Sichtbarkeit des Einzelnen gar nicht mehr so schwer, weil wir dann eine Gemeinschaft sind. Das ist mein Wunsch, meine Vorstellung, mein Traum. Und ich arbeite darauf hin mit allen Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen. Ja, und so viel ist ja auch von Aktivismus, wo du das gerade so beschrieben hast, da habe ich mich auch nochmal versucht zu erinnern. Ich habe mich immer sehr gegen das Wort Aktivismus gewehrt, weil ich dachte, nee, ich bin jetzt keine, die sich irgendwo ankettet und ins kalte Wasser springt. Und dennoch ist alles, was ich in meinem Leben gemacht habe, Aktivismus. Also ich habe neulich bei so einem städtischen Projekt mitgewirkt. Da wurde ein Film gedreht und wir wurden gefragt, was ist denn für dich Brücken bauen? Wir durften unsere Lieblingsbrücke aussuchen und wann ich gedacht habe, in meinem Leben Brücken gebaut zu haben und so. Eigentlich habe ich es immer schon gemacht und eigentlich ist es auch Aktivismus. Also all meine Bücher waren immer Mittlerinnen oder Mittler zwischen den Welten. Eigentlich leben wir in einer Welt, aber unsere Wahrnehmungswelten unterscheiden sich ja doch. Die der blinden Menschen, der Sehenden, der Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Und mir ging es immer darum, zu schreiben, um Brücken zu bauen, was für mich auch Aktivismus ist. Bildungsarbeit zu machen, zu publizieren, ist Aktivismus. Dieses Sprechen über all die vielen Jahre, also mit allen Tätigkeiten rundherum, waren das fast 20 Jahre, wo ich vor Menschengruppen stand und immer wieder vor anderen, egal ob Schüler, Studierende, Senioren, Angehörige von Betroffenen oder auch Betroffene selbst. Also. Egal ob Führungen anzubieten durch abgedunkelte Kulissen oder Schulungen mit Simulationsbrillen. Es sind immer so Bildungsimpulse, Dialoge mit Menschen gewesen. Und es ging ja trotzdem immer auch um das Thema Behinderung. Obwohl ich so gedacht habe, naja, eigentlich ist es kein Aktivismus. Aber was ist es denn dann, wenn man immer wieder das Thema auch sichtbar macht, über das Thema spricht? Und ich weiß, man kann das kritisch sehen. Also Raoul sieht zum Beispiel solche Projekte sehr kritisch wie Erfahrungsräume, Dunkelerfahrung, Dunkelrestaurant. Ich habe das ganz viele Jahre lang gemacht, Menschen durch dunkle Räume geführt, immer dazu gesagt, Blindheit ist kein abgedunkelter Erfahrungsraum oder zehn blinde Menschen würden ihre Blindheit zehnmal anders beschreiben. Aber wir sind in Dialog gekommen, das war ja die Idee dahinter. Wir haben ganz viele Sicht- und Lichteffekte gezeigt, um darzustellen, Denn welche Probleme hat ein Mensch im Alltag, wenn er eine Sehbehinderung hat? Und was ist wichtig für Inklusion? Und was habe ich eigentlich immer schon gemacht? Und das ist auch Gesellschaftspolitik. Und wo ich hin will, also was du mit deinem Podcast machst, ich habe ständig noch Begegnungen auf der Straße mit Leuten, die bei mir in diesen Räumen waren, die Seminare bei mir erlebt haben, und sagen, erinnern Sie sich an mich. Und ich habe natürlich immer Schwierigkeiten zu sagen, klar, also ich weiß genau, wer du bist, weil das wirklich tausende Menschen waren aber ich freue mich so wahnsinnig weil ich bin mit dieser Arbeit in dem Bewusstsein der Menschen, die waren damals vielleicht noch Berufsschüler oder die waren vielleicht noch Trittklässler und haben sich gemerkt, wir waren damals bei der blinden Frau, die hat aus ihrer Welt erzählt die hat erzählt, was blinde Menschen können und was die sich wünschen und das hat ja doch was gebracht die Fernseharbeit hat was gebracht das so viele Jahre lang zu machen werde ich auch noch darauf angesprochen Menschen haben sich Zitate gemerkt Und wir müssen einfach immer weitermachen. Also dieses Dranbleiben und nicht irgendwie nach einem Jahr mit was wieder aufhören. Das hat sich für mich absolut gelohnt. Und da sind Rückmeldungen wichtig, auch wenn Menschen manchmal denken, die kriegt doch ständig Komplimente. Nee, das ist nicht so. Also viel öfter habe ich irgendwie eins um die Ohren gekriegt, weil Leute neidisch waren, ätzend waren. Es tut auch gut, wenn man so mit Herzblut an einem Thema arbeitet, dass man auch mal so rückgemeldet kriegt, weißt du, das hat mir was bedeutet, was du damals gemacht hast, das hat mir Kraft gegeben. Das müssen wir uns gegenseitig, glaube ich, sagen und das macht auch immer Mut, weiterzumachen. Das finde ich im Team vom Eagle Podcast, ohne das jetzt dann hervorzunehmen, aber das finde ich sehr, sehr wichtig und sehr gut auch, weil wir uns da in diesem ganzen Team sehr wertschätzen und sehr unterstützen auch. Wenn mal ein schwerer Moment da ist, sind wir sehr, sehr füreinander da und das finde ich großartig. Und auch die Motivation, die wir uns gegenseitig geben, dass auch die verschiedenen Projekte, in denen wir hier beim Eagle Podcast arbeiten, aber auch in denen wir draußen arbeiten, dass wir uns da gegenseitig unterstützen. Das finde ich sehr wichtig und das ist auf kleinem Niveau und ich bin der Meinung und ich glaube fest daran, dass wir in eine Zeit gehen, wo das auch wieder in einer Gesellschaft machbar ist, dass wir uns gegenseitig mehr motivieren und mehr loben und nicht nur immer auf die Schwächen hauen, sondern irgendwann wirklich die Menschen da packen, wo sie nämlich gut sind, nämlich bei ihren Stärken. Ich bin überzeugt, wir erleben gerade eine sehr wilde Zeit in der Gesellschaft, eine krasse Zeit, aber ich weiß, dass dahinter, hinter diesem Tunnel, wartet was ganz anderes auf uns und ein ganz anderes Bewusstsein der Menschheit. Ich bin davon überzeugt, dass diese Raubauken und Bolzen, die da gerade in unserer Gesellschaft sind, dass die irgendwann gezähmt werden können. Ich weiß nicht, was mich da so überzeugt oder was mich da so klar denken lässt, aber ich habe einfach ein gutes Gefühl, dass wir auf einen guten Weg kriegen kommen. Und wir dürfen auch ganz klar lernen, politisch engagiert ist wichtig. Aber was ich auch gestern nochmal gesagt habe, ist, also nicht gestern, am 12. März in meinem Podcast, dass alles politisch hier nichts hilft, wenn es in den Köpfen und in der Gesellschaft nicht gewollt und umgesetzt wird. Also wir brauchen die Gesellschaft, weil sonst kann jedes Gesetz, sonst wird jedes Gesetz ins Nirwana laufen. Wir sehen es ja, wir haben Gesetze für die Eingliederungshilfe und trotzdem sind da Menschen, die die Gesetze nicht umsetzen. Das heißt, wir brauchen alle Menschen und dann glaube ich, dass es eine bessere Welt gibt, weil dann die Menschen ganz anders denken und wieder menschlicher werden. Also ich bin da völlig überzeugt. Ich bin da auch sanft optimistisch, weil jetzt Menschen auf mich zukommen, vielleicht auch manchmal durch meine Posts. Und weil jetzt erst anfangen, sich so die Frage zu stellen, habe ich so das Richtige gewählt? Ich habe mich ja noch nie mit Inklusion befasst. Die fragen mich jetzt so, können wir uns mal zusammensetzen? Das mit der Inklusion, da habe ich Fragen. Da bin ich hin und her gerissen. Das hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Und ich weiß, warum die sich das fragen. Weil die natürlich komische Parteien gewählt haben. Und in solche Gespräche zu kommen, auch wenn es jetzt erst mal zu spät ist, also das wünsche ich mir sehr. Auch ohne Zorn und Verbitterung, denn es gibt Menschen, die da bestimmt auch redebedürftig sind und gemerkt haben, okay, also wir hatten unser Fokus immer so auf dieses eine Thema gelenkt, ist jetzt auch für mich nicht cool, weil ich politisch anders denke, aber ich freue mich natürlich, wenn Leute so, auch wenn es im Nachhinein ist, vielleicht noch erkenntnisoffen sind Und wir werden jetzt viel Zeit verlieren und ich glaube, es wird aber auch wieder eine Gegenbewegung geben oder eine Tendenz, das alles wieder ein bisschen zurückzufahren. Da habe ich Respekt vor allen PolitikerInnen, die das kennen, diese dicken Bretter zu bohren, diese Geduld zu haben, diese Zeiten auszuhalten. Und was ich auch super finde, unsere Ellen Keune mit ihrer Lust auf Zukunftsplanung, die hinterlässt auch immer so viel Optimismus. und ich glaube, das ist das, was wir direkt machen können. Also wenn ich aus den Folgen rausgehe, dann denke ich immer, ja, das ist eine Gestaltungsmöglichkeit, die wir alle haben und wir dürfen so den Willen, nicht nur den Glauben, sondern den Willen nicht verlieren, selber aktiv gestaltender zu sein und nicht passiv leidender und Menschen da einfach auch mitzunehmen und mitzureißen. Deswegen, Ellen, auch nochmal ganz herzlichen Dank an dich. Das macht immer ganz viel Schönes mit mir, wenn ich deine Folgen höre. Liebe Jenny, ich glaube, dass deine letzten Worte einen perfekten Abschluss bilden für das, was wir heute versucht haben zu analysieren, unser politisches Engagement, aber auch die kleinen Feedbacks, die wir gekriegt haben aus der Community. Wie gesagt, wir wollen von euch nochmal Call to Action zum Schluss, nochmal ein bisschen aufrufen, wir wollen von euch eure Storys mit Eingliederungshilfen, Krankenkassen alles das, was ihr da so erzählt bekommen habt, was für, krumme Argumente da herausgezogen wurden schickt uns die bitte zu, wir werden daraus eine Folge machen, wo wir vielleicht bei dem einen oder anderen Satz oder Zitat lachen und bei dem einen oder anderen vielleicht ein Tränchen ins Auge kriege vor Frustration und schreibt uns natürlich auch dazu, wie ihr und ob ihr überhaupt aus dieser Nummer rausgekommen seid oder ob das noch immer läuft, ob der Prozess noch läuft und so weiter. Also gebt uns da ein paar Infos und wir werden es in Mai-Juni-Ausgabe mal einbringen. Für heute, 16. März 2025, sage ich dir, liebe Jennifer, vielen, vielen Dank für unsere spannende Diskussion. Wir haben zwei ganz unterschiedliche Lebenswege. Wir haben teilweise manchmal unterschiedliche Auffassungen, wie wir mit den Themen umgehen. Aber ich finde es immer wieder schön, weil genau das zeichnet uns aus. Und wir wertschätzen dem einen seinen Weg und dem anderen seinen Weg. Das, finde ich, fehlt in dieser Gesellschaft mittlerweile ziemlich stark. Und deshalb bin ich froh, dass wir diese wundervollen Talks jeden dritten Sonntag im Monat haben. Liebe Jennifer, herzlichen Dank. Ich danke dir, lieber Sascha. Und ich danke euch da draußen. Bis zum nächsten Mal. Ciao, ciao. Das war es für diese doch etwas politische, aktivistische Ausgabe. Links gibt es in den Shownotes. Feedback zu uns. Sonntagdriftigel at inklusator.com Bis dann. Alles Gute. Euer Inklusator Sascha. Music. Für den Inklusator Sascha Lang bedeutet Inklusion, Inklusion ist ein Gesellschaftsprojekt. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazugehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Inklusion heißt Teilhaben. Wir möchten dich mit unserem Podcaster zu motivieren, bereits jetzt an der Gesellschaft teilzunehmen. Denn nur so können Barrieren abgebaut werden. Barrieren, die nicht nur im Alltag bestehen, sondern auch in den Köpfen. Music. Lasst uns diese gemeinsam abbauen. Das war der Podcast IGL Inklusion ganz einfach leben mit eurem Inklusator Sascha Lang. Music. IGL Inklusion ganz einfach leben. wird dir präsentiert von Inklusator. Infos zum Inklusator und weitere Folgen findest du unter www.klusator.de. Music.