IGEL - Inklusion Ganz Einfach Leben

Sascha Lang - Inklusator
Since 04/2021 275 Episoden

Froschkönig, Hochhäuser oder Sonnenuntergang - Bilder zum be-greifen

In der Rubrik "Lust auf Zukunftsplanung" spricht Ellen Keune mit Wiebke Kühl

12.07.2025 69 min Ellen Keune

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge geht es um Visualisierung. Im Gespräch mit Wiebke Kühl erfährt Ellen Keune, dass es dabei nicht ausschließlich ums Zeichnen geht. Wie Visualisierung zu mehr Tiefgang und einem besseren Verständnis beitragen kann, beschreibt sie hier sehr anschaulich. Es gibt ganz viele Möglichkeiten Bilder entstehen zu lassen. Alleine schon beim Hören dieser Episode entsteht ein großartiges Kopfkino von Zukunftsplanungen und der alltäglichen Arbeit von Wiebke Kühl als Moderatorin, Supervisorin und Kursleiterin. Sie verrät Tipps und Tricks, die sie selbst nutzt, wenn sie nicht weiß, wie sie etwas zeichnen soll. Gemeinsam mit der Moderatorin Ellen Keune überlegt Wiebke Kühl, wie Visualisierungen barrierefrei gemacht werden können. Wozu ein Froschkönig in der Hosentasche gut sein kann, erfährst du in dieser Folge von Lust auf Zukunftsplanung, der Rubrik im IGEL-Podcast über Zukunft und Zukunftsplanung. Wir hören uns in der Zukunft.
 
Die Episoden dieser Rubrik „Lust auf Zukunftsplanung“ erscheinen im IGEL-Podcast immer in den ungeraden Monaten. Ellen Keune freut sich über Feedback, Anmerkungen und Wünsche per Mail an laz@ellen-keune.de oder auf Social Media:
Mehr zu Wiebke Kühl gibt es unter https://wiebkekuehl.de/ 
 
Und hier gibt’s Informationen zum Thema Persönliche Zukunftsplanung: www.persoenliche-zukunftsplanung.eu https://www.persoenliche-zukunftsplanung.eu/,
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Links zum IGEL Podcast
Podcast „IGEL – Inklusion Ganz Einfach Leben“
 
 
Socialmedia:
 
 

Transkript

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Ich bin völlig blind. Manchmal habe ich das Gefühl, meine Tage und Nächte sind auf den Kopf gestellt, weil ich Schwierigkeiten habe, nachts zu schlafen und tagsüber wach zu bleiben. Ich leide unter 924, einer seltenen Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, die viele völlig blinde Menschen betrifft. Möchtest du mehr über diese Erkrankung in Verbindung mit völliger Erblindung erfahren? Rufe kostenfrei an unter 0800 24 24 008.
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IGEL – Inklusion Ganz Einfach Leben. Der Podcast für gelebte Inklusion. Igel – Inklusion Mit eurem Inklusator, Sascha Lang. Herzlich willkommen, IGEL - Inklusion Ganz Einfach Leben, der Podcast für gelebte Inklusion. Zweiter Samstag im ungeraden Monat. Und das bedeutet, ich gebe das Mikrofon ab an die wundervolle Ellen Keune mit ihrer Rubrik Lust auf Zukunftsplanung. Ich wünsche gute Unterhaltung in dieser großartigen Episode. Und da geht es um Visualisierung. Sehr spannendes Thema. Ich bin gespannt, ob wir es danach gut können, das Visualisieren.
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Wir befinden uns in einem ungeraden Monat und das bedeutet, ich nehme am zweiten Samstag in diesem Monat das Mikrofon in die Hand und klaue es unserem Inklusator Sascha Lang für die Rubrik Lust auf Zukunftsplanung. Heute gibt es ein ganz besonderes Thema. Ich bin schon sehr gespannt, wie wir das hinkriegen, denn wir wollen über Visualisierung sprechen und das nur zum Hören. Dazu habe ich mir eine ganz besondere Gästin eingeladen. Ich grüße dich ganz, ganz hoch in den Norden. Ich glaube, fast an der dänischen Grenze. Herzlich willkommen, Wiebke Kühl. Hallo Ellen, vielen Dank für die Einladung. Und ja, stimmt, ich wohne fast an der dänischen Grenze, sind nur wenige Kilometer bis dorthin. Ich wohne etwas südlich von Flensburg in einem kleinen Dorf namens Grundhof. Ich glaube, viele unserer ZuhörerInnen kennen dich gar nicht. Deshalb stell dich doch einfach bitte kurz mal vor. Mein Name ist Wiebke Kühl. Ich bin 53 Jahre alt und habe mich in meinem Leben bisher immer mit Themen rund um Menschen mit Behinderung beschäftigt. Das fing an mit meinem Studium. Ich bin Diplompädagogin. Später habe ich nochmal studiert und bin Supervisorin geworden. Und die Zeit, die in meinem Berufsleben am meisten geprägt hat, war die Zeit, in der das Persönliche Budget erlassen worden ist als Gesetzesleistung. Und in dieser Zeit habe ich auch Persönliche Zukunftsplanung kennen und schätzen gelernt. Denn in der Zeit hatten wir auf einmal Menschen, die alle einen Unterstützungsbedarf hatten und keine Dachleistungen wie gewöhnlich in Anspruch genommen haben, sondern sich das Geld, das wir selbst haben, auszahlen lassen und sich selbst auf die Suche gemacht haben nach passender Assistenz. Das war so um 2004 bis 2008 herum und da war das noch gar nicht so gängig und allgemein üblich, dass man mit seinem Geld, was für Unterstützungsleistungen ausgegeben werden kann und soll und muss, einfach irgendwo hingehen kann und jemanden findet, der dann auch Ja sagt. Also wir haben oft in Einrichtungen und bei Dienstleistern angefragt, ey, die braucht Jobcoaching, ihr seid doch Werkstatt, ihr kennt euch doch aus mit Arbeitsnetzen, begleitet ihr sie als Jobcoach auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt? Und die Leute haben gut zugehört und dann gesagt, nee, ist nicht in unserem Leistungskatalog vorhanden. Und das waren echt schwierige, mühsame Zeiten, wo wir gesagt haben. Es braucht eine gute Vorstellung von, was will ich eigentlich in meinem Leben erreichen, wo sehe ich mich, wo ist der richtige Ort für mich und welche Unterstützung brauche ich, damit sie wirklich gut passt. So habe ich mit sehr, sehr vielen Menden Zukunftsplanungen gestaltet, damit sie gut über ihre Ziele und ihre Erwartungen auch an Unterstützungsleistung sich vorstellen können und auf die Suche begeben können nach der passenden Unterstützung. Das hat mich sehr beeindruckt. Heute, glücklicherweise, 20 Jahre später fast, mit dem Bundesteilhabegesetz vieles leichter geworden, weil da so Sachen drinstehen, wie personenzensierte Leistungen sollen eine Selbstverständlichkeit sein. In der Zeit damals haben wir sehr viel in Schulen gearbeitet und diesen Übergang gestaltet, raus aus dem Jugendalter rein ins Erwachsenenleben. Und in den Schulen waren die Leute noch so jung und so fernab von Leistungen der Erwachsenen, Eingliederungshilfe. Da haben wir gesagt, macht es besonders viel Sinn, solche Planungen zu machen. Um eben gleich einen Weg einzuschlagen, der wirklich gut passt und nicht noch irgendwelche Umwege, die viel Kompromiss behaftet sind. Und gleichzeitig war ich sehr eng verbunden mit dem Thema Zukunftsplanung, ziemlich schnell und sofort, weil ich auch Mutter bin von einer behinderten Tochter und ich gemerkt habe, wie wesentlich und wie wichtig es ist, ein Leben zu führen, wo die Unterstützungsleistung wirklich passend ist. Weil aufgrund des Zusammenlebens mit meiner Tochter habe ich die Auswirkungen zu Hause alltäglich gespürt und auch abbekommen, wenn es nicht gut passend war. Sie traurig war, sie aggressiv wurde, sie sich unverstanden gefühlt hat und ich diejenige war, die dann als Familie und als Mutter dafür sorgen musste, dass sie wieder in eine mentale Verfassung kommt, um die nächsten Schritte zu gehen und Kompromisse waren nie so ihr Ding. Also von daher auch persönlich ganz dicht dran. So ein Projekt ist halt ein Projekt, das hat auch immer ein Ende. Danach habe ich mich freiberuflich selbstständig gemacht mit diesen Themen, weil ich damit irgendwie noch nicht fertig war. Und seitdem bin ich als Referentin unterwegs und bringe Menschen Zukunftsplanung nahe, in Form von Seminaren, Workshops, Weiterbildungen, aber auch Themen rundherum um die Zukunftsplanung. Es hört ja nicht auf, damit die Menschen sich einen persönlichen Plan machen. Und es geht dann meistens in Richtung Inklusion und Teilhabe in den Sozialraum hinaus, in das Gemeinwesen hinaus, passende Menschen zu finden, die vielleicht auch nicht bezahlt werden als pädagogische Fachkräfte, sondern im Gemeinwesen verordnet werden, dort Beziehungen aufzubauen und zu unterstützen. Also all das sind Themen, die mich brennend interessiert haben und wo ich dann auch so eine Art Portfolio entwickelt habe. Und das, was ich jetzt heute so aktuell mache, ist eine Mischung aus Weiterbildung und Fortbildung zu diesem Thema der sozialen Arbeit. Aber ich arbeite auch als Supervisorin in ganz klassischen Themen der sozialen Arbeit, also in der Kita, in der Schulförderung, in der Kinder- und Jugendhilfe, besondere Wohnformen bis hin zum Hospiz. Also alle Menschen, die mit Menschen in besonderen Lebenslagen arbeiten. Interessieren mich auch als Supervisorin und dann in deren Teams für gute Rahmenbedingungen zu sorgen, für gute Reflexionen zu sorgen, sodass diese Arbeit als professioneller Dienst auch in einer hohen Qualität gut gesichert ist. Meine Leidenschaft und das, was ich überall, egal was ich zu gern mit reinbringe, ist, dass ich gerne visualisiere und auch so komplexe Themen und schwer begreifbare Themen in Bildern ausdrücken, als unheimliche Hilfe empfinde. Die bleiben lange in Erinnerung und es bringt nochmal so andere Verankerung mit Bildern. Und darüber wollen wir ja heute insbesondere ins Gespräch kommen. Genau. Ist das auch eine deiner größten Stärken? Das ist nämlich eine Frage, die ich meinen GästInnen am Anfang immer stelle. Ich glaube, ja. Ich zeichne und male schon mein Leben lang. Als Kind habe ich das gerne gemacht und habe mich zwischendrin auch ein bisschen professionalisiert mit einer kleinen Ausbildung. Also ja, es ist eine Stärke. Ich kann das gut. Eine Stärke von mir, die ich habe, ist, dass ich ganz gut zuhören kann und dass ich mich als Gegenüber in Gesprächen gut anbiete, um so etwas noch in die Tiefe zu bringen. Und das mache ich sehr gerne. Und ich bin kreativ. Also ich habe nicht nur, dass ich gerne zeichne oder mit Dingen und Materialien umgehe, ich stricke auch oder beschäftige mich mit so anderen künstlerischen Dingen, aber auch kreativ, in dem ich so ein Talent habe, auch in schwierigen Lebenssituationen noch ein bisschen Hoffnung zu streuen oder einen grandiosen Optimismus reinbringen kann und nach Wegen und nach Möglichkeiten suche, wo andere den Kopf in den Sand stecken und sagen, es kann doch nicht sein, nicht schon wieder. Und ich lerne oft Menschen kennen, die in Krisen stecken und dann einen Hauch oder eine Chance zu finden, da wieder etwas Gutes daraus zu machen. Das gelingt mir ganz gut, wird mir zumindest nachgesorgt. Ich bin überzeugte optimistin. Lauter Talente, die man, glaube ich, in dem Bereich, wo du arbeitest, richtig gut brauchen kann. Lass uns mal zur Visualisierung kommen. Das ist ja jetzt nicht das einfachste Wort, was es gibt. Was bedeutet denn Visualisierung so genau? Also ich verstehe darunter, dass ich das, was gesprochen wird, was gesagt wird, in Bilder übersetze, in eine Bildsprache übersetze und aufzeichne, und den Leuten damit dieses Bild in die Hand gebe und Visualisierung ist damit so genau genommen eigentlich ein kleiner Prozess, der versucht, Wörter miteinander auszuhandeln und genau werden zu lassen und dann ein tragfähiges Bild dafür zu entwickeln. Also das ist gar nicht so einfach, oder? Also Visualisierung kann aber auch sein, wenn ich nicht zeichnen kann oder mag oder gerade die Gelegenheit dafür nicht habe, dass ich etwas nehme, was man in die Hand nehmen kann. Also als Beispiel sagen, es ist vielleicht leichter, wenn ich mit Menschen über Zukunftsplanung rede, dann geht es oft um Veränderungen im Leben. Jemand möchte irgendwas verändern in seinem Leben und dann habe ich sofort für mich, als Mensch, der gerne in Bildern denkt, so ein Bild von Veränderungen. Ja, wo finde ich denn noch Veränderungen im Märchens Froschkönig? Und das Märchen vom Froschkönig, das ist ja so, dass der Froschkönig sich verwandelt. Und je nach Variante des Märchens muss die Prinzessin ihn küssen oder an die Wand platten. Und dann passiert was und es verändert sich was. Und dieses Bild vom Froschkönig, das finde ich total gut. Und wenn jemand so eine Zukunftsplanung für sich macht, dann hat er manchmal auch so ein bisschen Schiss vor diesen Veränderungen. obwohl die gewünscht und gewollt sind, ist es auch, braucht man viel Mut, um sie anzugehen. Und dann hilft vielleicht so ein Bild von so einem Froschkönig. Und ich habe den als ganz kleine Figur, der kommt aus der Rossmann-Abteilung von so Tischdekoration und den versenke ich dann manchmal. Und die Leute sagen mir, den stecke ich mir in die Hosentasche. Und wenn ich in dieses Gespräch gehe, wo es so um so richtig viel geht. Dann fasse ich da mal rein und dann habe ich den Mut und weiß, ich will das wirklich und der hilft mir. Auch das ist eine Form von Visualisierung Ohne dass ich ein Bild gemalt habe, habe ich schon Anker geschaffen und dieses Bild trägt im Kopf der Person oder im Herzen der Person durch diesen Prozess hindurch. Und das ist für mich so Visualisierung. Also gibt es verschiedene Formen von Visualisierung? Ja, unbedingt. Ich habe da gewisses Talent zu zeichnen, aber Visualisieren meint eigentlich, dieses Bild erst mal entstehen zu lassen. Und das kann genauso gut auch im Wort bleiben oder im Herzen mitbewegt werden. Wenn ich jetzt denke, also du hast ja jetzt gerade die Wichtigkeit oder die Bedeutung von Visualisierung so aufgemacht. Und wenn ich jetzt denke, Boah, ja, es würde mir vielleicht auch gut tun, manche Dinge zu visualisieren. Und ich aber denke, boah, ich kann aber absolut nicht zeichnen. Ich kann vielleicht ein Strichmännchen, aber mehr auch nicht. Was mache ich denn dann? Also ich behelfe mir mit so kleinen Kunstgriffen. Also wenn ich mit jemandem zusammen etwas entwickle und ich sage, der braucht jetzt ein Bild dafür über und ich kann es aber nicht zeichnen. Ich traue mir das nicht zu. Dann frage ich, ob er es selber zeichnet. Oder ob es jemanden im Umfeld gibt, der gerade anwesend ist, der das übernehmen kann. Oder ich mache es kleiner. Also ich soll vielleicht einen Hund zeichnen. Ich kann vielleicht keinen Hund zeichnen. dann nehme ich vielleicht nur den Pfotenabdruck von dem Hund. Den kann ich vielleicht hinkriegen. Und trotzdem ist der Hund dann visualisiert in Form seines Fotenabdrucks. Also ich glaube, man darf sich nichts bremsen lassen dadurch, dass man denkt, ich kriege das nicht hin, kann ich zeichnen. Sondern man muss da kreativ werden und sagen, was geht denn noch? Wie kriegen wir es gut hin? Wir denken und wir reden alle in Metaphern wir sagen im ganzen Tag und im Alltag sehr, sehr viele Dinge die sofort Bilder erzeugen also wenn wir begeistert sind von dem Thema, sagen wir sowas boah, da ist der Funke übergesprungen und schon haben wir ein Bild, der Funke, der springt und dann kann ich ein Lagerfeuer zeichnen oder ich kann dem Menschen ein Streichholz mitgeben und sagen da ist dein Funke, vergiss ihn nicht und dann ist das Bild da angesagt Und da würde ich meine eigene Fähigkeit oder meine eigene handwerkliche Technik etwas zu Papier zu bringen in den Hintergrund stellen und sagen, wichtig ist, dass für die Person dieses Bild verankert ist und ihn trägt oder er trägt oder eine Weile zum positiven Beiträget. Und wir haben da ganz, ganz viele Dinge. Wir sagen in Zukunftsplanungen oft sowas wie den Menschen zum Aufblühen bringen. Da denke ich sofort an eine Blume. Und ob ich sie zeichne oder ob ich eine Blume aus dem Garten nehme oder eine gepresste Blume oder irgendetwas anderes, das kann ein Samenkorn sein. Wird als Bild tragfähig sein. Und ich muss es nicht unbedingt zwangsläufig zeichnen. Ja, aber dennoch wird, glaube ich, oft gezeichnet in Zukunftsplanungen und so wie ich es rausgehört habe, wahrscheinlich machst du das auch bei allen anderen Dingen, die du so tust, egal ob Supervision oder Coaching oder Workshops, ich glaube, du, Visualisierst überall, oder? Gerne. Und mit Leidenschaft. Und ich finde, es entstehen dann im Zusammenspiel mit den Menschen tolle Bilder. Und wenn wir so an Zukunftsplanung denken, dann moderieren wir Zukunftsplanungs- oder Unterstützungskreise, moderieren wir in der Regel zu zweit eine Person, die spricht mit der Gruppe und hat den Kontakt, Das sorgt dafür, dass alle zu Wort kommen, dass die Person im Mittelpunkt stehen bleibt mit ihren Themen und ihren Fragen. Und die andere Person, die Co-Moderation oder auch grafische Moderation, ist dafür verantwortlich, dass auf einem großen Plakat alles auch bildlich festgehalten wird. Und da kombiniere ich oft Bild und Wort. Und wir haben einen Unterstützungskreis, da sitzen und ich weiß nicht, ob alle Menschen lesen und schreiben können, die da sitzen. Ich weiß nicht, wenn sie lesen und schreiben können, ob sie es gerne mögen. Und ich bin ganz, ganz fest überzeugt davon, dass Bilder anders im Gedächtnis bleiben als Wort und Schrift. Also wenn ich auf einem fünf Meter großen Plakat ganz viel aufschreibe, dann sehe ich irgendwann nur noch Buchstaben und es verschwimmt alles. Es ist ein Protokoll, wo ich mich anstrengen muss, es zu rekonstruieren. Aber wenn ich dieses fünf Meter Plakat voller Bilder habe, dann kann ich verweilen. Ich kann meinen Blick streifen lassen, ich kann sie in mich aufnehmen und sie wirken als Stimmung und als Farbe und einzelne Symbole springen mich besonders an. Und wenn ich dieses Poster ein paar Jahre nach der Zukunftsplanung wieder heraushole, ist sofort wieder alles da, während es bei dem Schriftlichen erstmal eine mühsame Einarbeitung braucht. Also es wirkt schon anders im Erinnern, finde ich. Und das machen wir prinzipiell bei Zukunftsplanung, dass da etwas entsteht, wie ein visuelles Protokoll, was dann hinterher auch der Hauptperson gehört und von ihr mitgenommen wird. Jetzt ist es natürlich ein bisschen schwierig, in einen Podcast zu packen, aber ich glaube, wir probieren es trotzdem. Hast du gerade so ein Bild vor Augen von einem Plakat, du hast gerade von fünf Metern gesprochen. Das du vor Augen hast und uns vielleicht mal beschreiben kannst, sodass wir in unserem Kopf dann so ein Bild entstehen lassen können? Ja, also ich hatte eine Zukunftsplanung, wo ich als grafische Moderatorin angefragt worden bin. Und ich bereite mich vor, das ist so ein Bisschen wie so ein Bildlexikon, was ich mir im Kopf zusammenstelle. Und die Frau hat im Gespräch gesagt, es geht um ein Sabbatjahr. Sie möchte ein Jahr lang nach Afrika. Sie möchte dorthin, wo ihre Wurzeln sind, weil sie als Kind in Afrika war, mit ihren Eltern dort zur Schule gegangen ist. und sie möchte hier ihre Arbeit niederlegen und für ein Jahr Streetwork in Afrika machen. Und das waren so meine Informationen, die ich vorab hatte. Und dann dachte ich bei mir, so in meiner Vorbereitung, ich brauche einen Löwen, ich brauche eine Giraffe, ich brauche ein Nashorn oder ein Nilpferd. Ich brauche die Bäume, die so typisch sind, in der afrikanischen Silhouette. Und ich habe zu Hause schon mal geübt, damit ich dann dahin gehe und das auch richtig gut hinbekomme. Und dann komme ich in diese Zukunftsplanung, ihre Familie sitzt da, ein paar Arbeitskollegen hatte sie eingeladen und sie erzählt und ich hatte sie gebeten Fotos mitzubringen und sie brachte dann Fotos mit aus der Großstadt. Also nicht von wegen Steppe und Löwe. Und dann fragte ich sie, brauchst du einen Löwen auf deinem Plakat? Weil ich ja so schön signiert hatte. Und sie sagte, nee, nee, also ich gehe nicht da raus aufs Land. Das machen die Touristen, wenn sie nach Afrika kommen. Ich bin in einer Großstadt und ich bin da, wo die Slums sind, wo die Leute ohne Obdach leben, wo sie auf der Straße leben, schlafen und sich ernähren. Und ich will mit Kindern Englischunterricht machen. Und ich brauchte ganz andere Bilder. und ich fragte sie dann, was ist denn für dich Afrika, so als Stimmung, als Gefühl und dann sagt sie. Rote Erde und dieses Licht, dieser Sonnenuntergang, dieser krass rote Himmel und ich konnte alle meine Bilder, die ich mir im Kopf vorbereitet hatte, erstmal schön in die Hinterschublade packen und sagen, okay, ich lasse mich ein auf deine Bilder, du sagst mir, wie es aussehen soll und dann habe ich mit Wachsmalkreiden diesen roten Horizont gemacht, den Sonnenuntergang, die rote Erde und habe sie mit nach vorne geholt ans Plakat, als wir dann so ihre Zielvorstellung, wie es sein wird, ein Jahr wieder in Afrika, mit ihr zusammen da hergestellt und das war groß und es war auch toll, dass sie daran mitarbeiten konnte und es selbst mit aufs Papier gebracht hat. Das hatte für sie eine ganz, ganz großartige Verbindung. Und alle anderen Unterstützungspersonen, die da saßen, Da war zum Beispiel ein Arbeitskollege, der hat dann gesagt, ich will überhaupt nicht, dass du gehst. Ich finde dein Plan total beschissen, weil ich fühle mich alleingelassen. Und wenn du gehst, dann fehlt hier was an Arbeitskraft. Und ich habe dich so gerne und ich möchte nicht, dass du für ein Jahr hier aus meinem Alltag verschwindest. Aber wenn ich das sehe und ich höre, wie du darüber sprichst, dann verstehe ich deine Sehnsucht und dann unterstütze ich dich natürlich gerne. Und das ist ja das, was wir herstellen wollen im Unterstützungskreis, dass die Unterstützer und Unterstützerinnen mit ganzem Herzen verstehen, warum dieser Wunsch oder dieses Ziel so brennend erreicht werden muss und dass sie ihren Beitrag dazu auch leisten in unterstützender Form. Also holen wir sie damit gut rein und gut zusammen. Nochmal auf das Plakat zurückzukommen. Also ich stelle mir jetzt einen Sonnenuntergang und vielleicht ein paar Hochhäuser vor. Aber das wäre jetzt in meiner Vorstellung nicht fünf Meter lang. Oder machst du dann so einen riesen Sonnenuntergang? Oder wie sieht das Plakat am Ende konkret aus? Ist da dann praktisch ein großes Bild oder viele kleine Bilder? Versuch es mal, wenn es geht, zu beschreiben, wie so ein Plakat dann am Ende aussieht. Also ihr Planungsprozess war ein Passprozess und das ist so etwas, was am Ende aussieht wie ein Pfeil. Und man kann so sagen, der Pfeil, der hat so verschiedene Felder, die unter verschiedenen Fragestellen oder Aspekten bearbeitet werden. Und dieses Zielbild, das war dann sozusagen auf der rechten Seite des Plakates, also da will ich hin, das will ich erreichen. Aber das Plakat war fünf Meter lang, weil es gibt ja auch ein Heute. Und das Heute stand auf der anderen Seite des Plakates. Und dazwischen konnten dann alle Schritte aufgeschrieben werden, die nötig sind, damit sie dorthin kommt. Also es hat damit eine gute vorgegebene Struktur, wie ein riesengroßer Aktionsplan. Und wir haben angefangen damit, dieses Zielbild herzustellen, ihren Nordstern da reinzubringen. Da stand dann Hakuna Matata als Lebensmotto Afrika und ach, lass die Sorgen mal die Sorgen sein. Sei ganz hier im Alltag, im Hier und Jetzt und tu das, was dir gerade vor die Füße fällt. Und dieses Zielbild mit, ich gehe durch die Straßen, ich mache Englischunterricht, ich bin da angebunden an eine Organisation, ich werde einfach leben ohne luxuriöse Dinge, wie ich sie zu Hause habe. Ich werde kein Internet benutzen, sondern einfach nur da sein, in diese Welt eintauchen. Das hat sie dort beschrieben in ihrem Ziel. Und dann geht man auf die andere Seite des Plakates ins Heute und gleicht das ab. Wie sieht denn dein Heute aus in Bezug auf die Ziele? Und da schreibe ich dann auch. Es gibt eine Kombination aus Wort und Bild und so entsteht eine Spielerei zwischen Schrift und Bild. Und im Heute hat sie beschrieben, wie ihr Leben von Arbeit übermaßmäßig bestimmt wird und wie sie in der Freizeit oft müde ist und gar keine Lust hat, noch Dinge zu unternehmen, weil sie eigentlich damit beschäftigt ist, sich für den nächsten Arbeitstag wieder zu regenerieren. Und dann habe ich diese Frage gestellt, und wie würde es sich anfühlen, wenn sich jetzt nichts mehr verändert, wenn du es nicht schaffst in Richtung Ziel, sich zu bewegen, und da war sie richtig traurig. Und diese Traurigkeit, die haben wir so als kleines Symbol mit auf das Bild gebracht, damit der Motor angeht und dieses Bild so richtig zieht und sie sagt, boah, die Sehnsucht ist so stark, ich will das unbedingt. Weil auch wenn ich was unbedingt will, heißt es ja nicht, dass es einfach ist. Es ist ein Weg dabei, ich muss vielleicht viel organisieren und uns mit Dingen beschäftigen, die überhaupt keinen Spaß bringen, um da hinzukommen. Da soll sie ja durchhalten. Und diese Energie versuchen wir freizusetzen und mit ihren Unterstützern gemeinsam zu verstehen. Und dann gibt es halt eine Kombination aus Wort und Bild. Und in diesem Prozess haben wir dann überlegt, wer sind deine Bündnispartner? Wen hast du an deiner Seite? Wer kann dir wobei helfen? Was gibt es eigentlich alles zu tun? Und wer kann dir wo eine gute Begleitung sein, eine gute Rückenstärkung oder was brauchen denn auch die anderen, dein Kollege zum Beispiel, um dich gut gehen zu lassen? Wofür muss da gesorgt werden, damit du auch ohne schlechtes Gewissen aus deinem Leben heute für ein Jahr aussteigen kannst und was ganz anderes tun kannst? Wir haben über Kraftquellen gesprochen und dann haben wir diesen Plan systematisch zerlegt in Meilensteine, in größere Schritte, die zu bewältigen sind und womit kannst du morgen schon anfangen? Wenn du morgen aufstehst und weißt, dein Weg hat begonnen, jetzt gehst du in Richtung Ziel, was kannst du morgen bereits tun, damit du es auch spürst, dass du unterwegs jetzt bist? Und das versuchen wir auf diesem Plakat festzuhalten. Und wann immer mir sinnvolle Bilder einfallen, nutze ich sie. Aber ich frage auch oft die Gruppe, die da ist. Und bitte sie, mir Bilder entwickeln zu helfen. Weil alles, was so die Psyche betrifft, das Mentale betrifft, ist oft abstrakt. Und muss miteinander ausgehandelt werden, damit alle auch das Gleiche unter diesem Begriff verstehen. Sie hat gesagt, Hakuna Matata. Ja, das lese ich und denke an Zeichentricksfilme, die ich im Fernsehen gesehen habe. Aber sie meint damit was ganz anderes. Sie muss allen erklären, was meine ich denn damit? Warum Hakuna Matata? Wofür steht das für mich? eben für diese Leichtigkeit im Hier und Jetzt zu sein, nicht über Monate hinaus schon einen Terminkalender zu haben mit irgendwelchen Terminen, auf die ich, mich vorbereiten muss und die viel Mühe und Arbeit bedeuten. Und Lebensqualität, was bedeutet das für dich, was bedeutet das für mich, wie verstehen wir das? Und in diesem Aushandlungsprozess hilft es dann auch, Bilder zu finden. Also für diesen Aushandlungsprozess Ich habe ein anderes Beispiel aus einer anderen Planung. Da wünschte sich eine junge Frau einen Hund. Und die Moderatorin sagte, ja, ein Hund. Okay, malen wir den Hund in den Traum. Und ging gleich weiter in die nächste Frage. Und ich dachte, oh stopp, ich bin noch gar nicht so weit. Ich möchte diesen Hund malen für dich, aber ich habe noch nicht verstanden, was ist denn das für ein Hund? Also ist der groß, ist der klein, passt der in dein Hand herstieg und ist eher wie ein Chihuahua oder kannst du ihn auf den Schoß nehmen oder ist der groß? Und dann sagt sie, nee, das ist natürlich ein Assistenzhund, also der ist schon groß und der hat ein Geschirr. Ja, das ist was ganz anderes als ein Chihuahua. Und die Frage nach dem, du wünschst dir also einen Hund, wurde in die Tiefe gezogen. Durch das Nachfragen der grafischen Visualisierung, ich war nicht in der Lage, es einfach so zu zeichnen, ohne mich rückzuversichern. Ich hätte einen ganz anderen Hund gezeichnet, eben den, den ich so im Kopf habe. Und dadurch, dass ich sie gefragt habe, sagte ich, Assistenzhund, okay, er hat ein Geschirr, wo gehst du dann mit deinem Assistenzhund hin? Was wird er für dich tun und wie wirst du ihn gebrauchen in deinem Alltag? Wie wird sich dein Alltag verändern mit dem Assistenzhund? Ja, dann traue ich mich wieder, dann werde ich jeden Tag Spaziergänge machen, das mache ich heute nicht, aber wenn ich einen Hund habe, muss ich ja raus und mit dem Assistenzhund habe ich so viel Sicherheit, dass ich auch an die Orte gehen mag, die mir sonst Angst machen. Und der ist ja dann dabei und dann passiert mir nichts. Und es war auf einmal so ein furchtbar abstraktes Thema wie ich habe ein Gefühl von Sicherheit oder von, ein Freund ist dabei, ich bin nicht allein und ich habe eine gewisse Geborgenheit durch diesen Begleithund. Und das hatte sie aber so am Anfang nicht gesagt. Sie hat gesagt, ich brauche einen Hund. Und es wurde dann für alle verständlich, wofür dieser Hund dient. Und dann kann man weitergehen und sagen, ach, haben wir verstanden. Und das Bild vom Assistenzhund war dann für alle entschlüsselt. Wenn fremde Menschen sich dieses fertige Plakat angucken, dann sehen sie einen Hund, aber sie haben kein Gespür dafür, wie war das Gespräch. Die Leute, die dabei waren, die das mitentwickelt haben, die gesehen haben, wie das Bild entstanden ist, die vielleicht selbst was dazu gesagt haben, die sind da ganz anders mit verbunden. Und das ist ein bisschen so auch eine Geheimsprache im Unterstützungskreis. Also etwas, was alle Leute, die in diesem Unterstützungskreis saßen und bei diesem Bild mitgewirkt haben, verbindet. Die können sozusagen zwischen den Zeilen lesen. Das, was man von außen kommenden Betrachter gar nicht da sehen würde. Genau. Und alles, was uns so glücklich macht, was über die Lebensqualität etwas aussagt oder was so Gefühle sind, sind total abstrakt. Die zu beschreiben fällt uns schon schwer. Beschreib mal, was ist Freiheit für dich? Und dann grübelt man erstmal und nimmt so eine Denksleife nach der anderen und geht los und im Gespräch mit seinen wichtigen Menschen kommt raus, ach ja, das ist ein Aspekt von Freiheit für dich, kann ich auch so sagen für mich oder nee, für mich ist das aber was anderes und das braucht ein bisschen. Und irgendwann am Ende, wenn alle Leute sich darüber einig geworden sind, was bedeutet für dich Freiheit, dann kann ich fragen, habt ihr ein Bild dafür? Ist das eher ein Vogel, der fliegt? Ist es eine Feder? Ist es so ein Wort wie Hakuna Matata? Das entwickelt sich miteinander. Und dann ist es nicht mehr so wichtig, ob ich das handwerklich gut und elegant aufs Bild bekomme. Es muss nur irgendwie wiedererkennbar für die Leute sein. Und es muss stark verbunden sein mit der Person oder mit allen Menschen, die dort zusammen sind, damit es für alle auch so eine Tragfähigkeit entwickelt. Und wenn sie dann ein Stück Foto machen, also man braucht ja nicht das ganze Plakat fotografieren, vielleicht nur ein Bild daraus, was einen besonders berührt hat und sagt, das schneide ich mir aus oder mache es mir als kleines Foto in mein Portemonnaie oder ich klebe es mir an meine Haustür und jeden Tag, wenn ich das Haus verlasse, gucke ich nochmal drauf und es erinnert mich, es wärmt mich von innen, es trägt mich ein Stück. Dann haben wir etwas Nachhaltiges geschaffen mit diesem Plakat. Und wir haben verschiedene Möglichkeiten, Unterstützungskreise zu moderieren. Und auch da gibt es verschiedene Möglichkeiten, das aufs Papier zu bringen. Also bei einer Path-Planung ist viel unheimlich wichtig und der Nordstern. Und der Rest dient diesem Erreichen des Ziels. Und bei einer Mappedplanung zum Beispiel ist der Raum sehr wichtig. Und die Stärken und die Fähigkeiten, die ein Mensch hat, wenn jemand also an sich zweifelt und sagt, ach, ich weiß eigentlich gar nicht so richtig, was ich gut kann. Wofür bin ich jetzt eigentlich hier so auf der Welt und was kann ich anfangen mit meinen Fähigkeiten und Stärken und was sind das eigentlich für Fähigkeiten und Stärken, die ich habe, dann kann man da die Unterstützer und Unterstützerinnen fragen und die sammeln diese Stärken und Fähigkeiten und denen fällt ganz, ganz viel ein. Und daraus ein Stärken-Plakat zu machen oder wir machen das manchmal so, dass wir das dann die Unterstützungsleute schreiben, das auf Moderationskarten und wir bereiten vor der Person so eine Art Teppich aus, aus ihren Stärken. Und sie steht dann da und guckt sich ihre Stärken an und das sind dann geschriebene Worte erst mal, aber eine Menge und sagt, boah, so viele Stärken hätte ich gar nicht aufzählen können. Also wäre ich nicht darauf gekommen, dass ihr das als Stärke seht. Und dann fragen wir alle, so jetzt haben wir diese gesammelten Stärken, findet ihr ein Bild dafür? Was für ein Bild passt zur Person? Dann ist das oft ein Bild, was im Leben lang in Erinnerung bleibt Und was so. Ja, man entwickelt sich weiter, man baut Stärken vielleicht auf und es kommen welche dazu, aber das Bild kann dasselbe bleiben, das trägt dann auch über viele Zeitspannen hinweg und das ist ein echtes Geschenk, das mal zurückgemeldet zu bekommen von seinen wichtigen Menschen und die einzelnen Stärken verschwimmen vielleicht in Erinnerung und gehen durcheinander. Und man weiß nicht mehr so genau, wer hat eigentlich was gesagt, aber dieses Bild, das bleibt. Und das kriege ich auch zurückgemeldet von Menschen, die eine Zukunftsplanung gemacht haben, dass diese Bilder viele Monate und Jahre bleiben und tragen. Wir haben zum Beispiel die Lagebesprechung, wo wir in vielen Plakaten unter unterschiedlichen Fragestellungen, was sammeln, wo viel geschrieben wird, Aber auch dort werden wertschätzende Rückmeldungen zu einer Person gesammelt auf einem Plakat. Und wenn die vielen, vielen Plakate vielleicht zusammengerollt in der Ecke liegen, dieses Plakat mit den wertschätzenden Rückmeldungen ist elementar wichtig für die Menschen. Ich hatte zum Beispiel einen Unterstützungskreis, wo einer... Wo diese ganzen wertschätzenden Rückmeldungen aufgeschrieben worden sind. Und das sind dann Worte. Man kann bunte Farben nehmen und daraus ein lebendiges, fröhliches, buntes Plakat machen. Man kann zu den einzelnen Worten, bei ihm stand zum Beispiel drauf, er sei so furchtbar tierlieb und er kann ganz besonders gut mit Schafen umgehen. Da hat er so eine Ruhe, dass die Schafe ihm vertrauen. Und dann haben wir halt ein Schaf dahin gemalt und tierlieb dazu geschrieben. Also so eine Kombination aus Wort und Bild. Und zum Schluss hat er dieses Plakat unbedingt mit nach Hause genommen. Und die Leute, also er hatte zwei Menschen, die nicht kommen konnten, zu seinem Unterstützungskreis, die hatten abgesagt. Denen hat er das Plakat aufgerollt. Er konnte selber nicht sprechen, lautsprachlich. Und er hat erwartet, dass die ihm dieses jetzt vorlesen und ihre eigenen Sachen noch ergänzen. Er wollte das unbedingt auch von den beiden hören, die nicht anwesend waren. Und anschließend hat er in seiner besonderen Wohnform, wo er lebt, das Plakat aufgehängt. Und es wurde Teil seiner Abendroutine, dass die Leute, die ihm Assistenz gegeben haben beim ins Bett gehen, ihm das vor dem Schlafen gehen noch einmal vorgelesen haben. Seine Mutter hat mir erzählt, dass er das über ein halbes Jahr lang verlangt hat, dass ihm das vorgelesen wird. Und das tut gut. Und dann ist es auch super, dass das eine Kombination ist auf Bild und Schrift. Für ihn sind die Bilder und er weiß, was da steht, total wichtig. Aber für die Assistenzkräfte, die ihn unterstützen im Alltag, ist es auch wichtig, dass sie was zum Vorlesen haben, weil sie ja nicht dabei waren und das nicht aus ihrer Erinnerung heraus abrufen können. Es ist dann auch ein Stück unterstützte Kommunikation für den Anschluss, also wenn man den Unterstützungskreis hat, dann geht der Kreis ja irgendwann auseinander und im besten Fall gibt es einen Aktionsplan und jeder und jede weiß, was gibt es zu tun. Und dann kommt halt der Alltag. Und dass die Hauptperson in der Lage ist, auch Leuten, die nicht dabei waren, zu berichten, ich hatte eine Zukunftsplanung, das ist mein Unterstützungskreis, da sind diese Dinge besprochen worden und überhaupt, schau mal, was für ein besonderer und wundervoller Mensch ich bin. Das ist eine gute Unterstützung, um darüber dann auch sprachfähig zu werden und anderen zu berichten, andere mit reinzuholen. Und die sind in der Regel neugierig. Sie sagen, huch, was war das denn zu treffen? Das ist anders als andere Treffen, die man sonst so kennt oder andere wichtige Gespräche. Da werden auch Protokolle geschrieben, aber oft so auf DinA4-Seiten oder später im Computer und nicht so alltagstauglich aufbereitet und für die Weiterarbeit nutzbar für die Menschen, um die es geht. Wenn du zu solchen Planungen gehst und dich vorbereitest und vielleicht deine Tasche oder deinen Koffer packst, was packst du denn da alles rein an Material? Ich habe schon gehört Wachsmalstifte, aber du hast jetzt auch gesagt, naja, ab und zu schreibst ja auch was. Das geht ja mit Wachsmalstiften eher schwierig. Hast du da einen riesen, großen Koffer mit ganz unterschiedlichen Materialien? Ich habe gern alles dabei. Wenn ich mit wenig auskomme, dann habe ich eine Handvoll von Stiften in unterschiedlichen Farben, mit denen ich gut schreiben und malen kann. Die haben dann oft eine Keilspitze oder eine Pinselspitze. Und ich habe die Wachsmalblöcke, die liebe ich, weil man sie so schön auf die Kante stellen kann und damit große Flächen, die weiß sind, schnell in eine Farbe tauchen kann. Also wenn ich dann so etwas habe wie den Traum, der soll schillern, der soll strahlen, dann höre ich aufmerksam zu und bringe alle diese Bilder an die Wand. Aber wenn dann weitergemacht wird, der Traum ist erst mal fertig geträumt und es geht weiter zum nächsten, dann umrahme ich den Traum und mache ihn mit diesen Wachsmalkreiden, schaffe ich dann so eine Umgebung für diesen Traum, damit er auch leuchtet und schillert. Also beim Traum eignen sich immer so gut so Wolkenformen oder so. Und dafür brauche ich Stifte, die sowohl gut schreiben als auch so Umrisse gut machen, aber auch in bunten Farben Schrift zu setzen und diese Wachstumablöcke, um Highlights zu setzen. Das ist so das Minimum. Das habe ich immer mit. Darüber hinaus geht dann im Grunde noch ganz viel mehr. Also wenn ich so ein bisschen weiß, worum es geht, kann ich mir auch schon, wenn ich vielleicht unter Stress gerate und so schnell live und vor den Augen der ganzen Leute nicht zeichnen kann, kann ich mir vielleicht auch ein paar Sachen schon fertig ausdrucken, wie ich, wenn es denn dazu kommt und gebraucht wird, nehmen kann und hinkleben kann. Das mache ich manchmal zum Beispiel, dass ich so kleine Glitzersterne habe oder Herzchen Und die klebe ich dann einfach nochmal mit auf das Plakat. Oder ich habe, wenn es darum geht, zum Beispiel Stärken zu sammeln, Moderationskarten ausgeschnitten, vorbereitet in einer besonderen Form. So ein kleines Mädchen, die liebt Schmetterlinge, habe ich mich mit ihr vorher zusammengesetzt und wir haben diesen Kindergartenkind Schmetterlinge aus Papier ausgeschnitten. Und die hat sie dann selbst verteilt, die Leute haben was draufgeschrieben und dann hat sie das gesagt bekommen, was die Leute draufgeschrieben haben, hat sich den Schmetterling abgeholt, nach vorne getragen und selbst auf ihr Plakat klebt. Wir haben einen großen Blumenstrauß da hingemalt, damit die Schmetterlinge auch einen Ort haben, wo sie sich hinsetzen können. Und da bereite ich mich schon vor und gucke, dass das möglichst individuell gut zu der Person und zu diesem Unterstützungskreis passt. Und da kann es durchaus sein, dass ich auch mehr mitnehme als diese Stifte. Klebestift und Tesafilm helfen immer. Ein bisschen Papier manchmal vermale ich mich . Das ist eine Katastrophe. Dann stehe ich nach vorne, das Bild ist so schön. Jetzt habe ich vielleicht was zu schnell gemalt. Und die Hauptperson fragt auf einmal, nee, nee, so nicht. Das stimmt so nicht, das muss da anders. Ich kann da nicht was wegradieren. Das geht da nicht mit diesen Stiften. Also habe ich immer so ein paar, also im Grunde sind das wie Etiketten für Gefrierbeutel, also diese weißen Klebeetiketten aus der Küche. Die kann ich schnell abziehen und rüberkleben, dann ist das Bild wieder weiß und ich kann nochmal neu malen. Also so Korrekturpads oder ein Stück Flipschart-Papier oder DIN-A-4-Papier, was ich mir zurechtschneiden kann, dann Klebe ich es drüber und kann nochmal neu malen, so kann ich meine eigenen Fehler, falls da was passiert ist und ich das anders haben möchte oder es anders sein muss, weil es einfach falsch gezeichnet worden ist von mir, falsch verstanden worden ist von mir, korrigieren. Das habe ich immer mit. Also eine Schere, ein bisschen Papier, Klebestift,Stifte, Wachsmalstifte und dann individuell, was in der Vorbereitung irgendwie sinnvoll erscheint, kann ich mitbringen. Manchmal ergibt sich erst im Prozess selbst, also wenn der Unterstützungskreis schon im Gange ist, dass ich eine Idee habe und sage, ah, jetzt könnten wir gut Kleeblätter gebrauchen, das kriege ich aber so schnell nicht hergestellt. Dann kann ich auch immer noch die Unterstützungspersonen mit einbeziehen, heißt aber, ich brauche irgendein Papier, was man zurechtschneiden könnte als Klehblätter, in diesem Fall vielleicht grün. Da muss ich dann gucken, was gibt es vor Ort? Also da habe ich dann nicht immer alles mit. Also da gucke ich dann auch spontan, was geht. Und im Notfall müssen die Leute dann halt mal ein Kleeblatt aufmalen und ausschneiden und mir alle helfen. Wenn dann da elf Leute sitzen und jeder mal zwei Kleeblätter, dann haben wir vielleicht genug Klee zusammengekriegt. Also ich beziehe die Leute mit ein und man kann aus wenig Material viel machen. Klingt auch ein bisschen danach, wenn du sagst, naja, Stifte, mit denen du gut zeichnen und gut schreiben kannst, dass es auch so eine Typsache ist, beziehungsweise jede und jeder vielleicht selbst individuell gucken muss, mit was kann ich gut zeichnen oder gut schreiben und auch vielleicht viel ausprobieren muss. Ja, und es muss gut lesbar sein und erkennbar sein auf eine größere Entfernung. Also wir haben dann einen Kreis von 18, 15, 20 Menschen, die sitzen ja nicht so ganz dicht vor dem Plakat, da ist eine Distanz. Und über diese Entfernung muss es noch lesbar und nachvollziehbar sein. Also ein Kugelschreiber wäre jetzt zu wenig an Dicke. Also es gibt da, je größer das Papier, je größer das Format, desto größer muss auch der Stift sein und dicker. Sonst macht es keinen Sinn wenn ich da vorne irgendwas herstelle was nur ich sehen kann aus ganz dicht dran dann reicht es nicht um den Unterstützungskreis, zu begeistern und mitzunehmen und ihnen das Gefühl zu geben, ey alles was du da sagst ist so wichtig, dass es auch auf diesem Plakat landet das muss dann schon groß genug sein. Wenn jetzt uns jemand zuhört und sagt, also bis jetzt dachte ich, ich kann nicht zeichnen, aber wenn ich das so höre, könnte ich es mir vielleicht doch vorstellen, vielleicht auszuprobieren oder zu üben. Was kann die Person denn machen, damit sie einen Anfang findet? Also am Anfang kann man viel im Wort bleiben und viele Stichworte oder kleine Sätze aufschreiben, So wie sie gesagt worden sind. Und dann kann man mit so einem Wachsmalstift oder mit verschiedenen Farben schon Effekte reinsetzen. Also wenn es zum Beispiel um den Traum geht, kann ich sagen, der soll schillern und leuchten. Da nehme ich vielleicht Regenbogenfarben oder ich hinterlege die Schrift mit Blau und wenn es um das Heute geht, nehme ich eine andere Farbe und nehme vielleicht Grün oder so. Also man kann sich einfach dadurch, dass man den Text mit Hintergrundfarbe versieht und da diese weiße Fläche auf die ich geschrieben habe, die koloriert, schon kleine Effekte erzielen. Und man kann dann die Schrift, die man setzt, einrahmen in so eine Art Textfelder und da dann sagen, also wenn wir uns unsere Strukturhilfen für die Unterstützungskreise angucken, der Pathprozess, da gibt es den Nordstern, da brauche ich einen Stern und dann kann ich zu diesem Stern alles dazuschreiben, was beim Nordstern entwickelt wird. Da gibt es einen großen Kreis, da kommen die Ziele rein und da gibt es lauter rechteckige Textfelder, die hingehen zum Ziel und dann kann ich da rein schreiben und sie nur kolorieren und habe schon einen tollen Effekt geschaffen. Und wenn ich dann weitermachen möchte und sagen möchte, es reicht mir nicht, ich möchte auch Bilder schaffen, dann kann ich anfangen, Symbole zu üben. Also es gibt viele, viele Symbole, die sind fest verankert in unserer Kultur. Also oft ist es so, dass das Herz steht für Liebe oder für Freundlichkeit, für positiv, lebensbejahend. Für die Musik schreiben wir oft oder malen wir oft Noten. Und das ist so allgemein verankert bei uns in der Kultur. Und dann kann ich mir da ein Vokabular, eine Bildform antrainieren und diese Sachen üben. Und das Üben kann man machen zu jeder Gelegenheit, wo man vielleicht am Schreibtisch sitzt. Ein langes Telefonat, dann kann man mitkritzeln, mit Kugelschreiber in klein und schon mal genau zuhören, ah, welches Bild bietet sich mir an, ah, da hat sie was von aufblühen gesagt, ich übe mal eine Blume. Ah, ich übe nochmal eine andere Form von Blume. Ah ja, und wie sieht eine Tulpe aus. Und dann kann ich anfangen, mir ein kleines, feines Bildvokabular anzutrainieren. Und das wären so die ersten Dinge, dass ich dann einzelne Worte mit einem kleinen Pikto sehe. Also dann steht da auf einmal, so wie der Nordstern, dann steht da der Nordstern und jetzt haben wir das Wort Freiheit und wir haben uns lange darüber unterhalten im Unterstützungskreis, was das bedeutet und da ist vielleicht ein Vogel entstanden. Also ich zeichne einen Vogel für die Freiheit und ich kann das, weil ich es trainiert habe vorher, weil ich eine Idee habe, wie ich herangehe, so ein kleines Vogelchen zu zeichnen. Und so kann ich mir mein Vokabular stetig erweitern. Und da hilft es einfach, jeden Tag ein bisschen dran zu bleiben. Da gibt es viele, viele Bücher im Buchhandel, wo man sagen kann, so Sketchnoting oder so kleine Übungen auch für Kinder hergestellt. Zeichnen einen Löwe in sechs Schritten. Und dann fängt es an mit dem Kreis und man macht weiter. Und da gibt es so unheimlich viel Literatur, wo man sich so kleine, einfache Bilder aneignen kann. Wir malen keine komplexen Gemälde, wir malen keine Kunst, sondern wir sichern Kommunikation. Und da ist es gar nicht wichtig, dass die Proportionen unbedingt passen oder dass das aussieht wie ein gezeichnetes Foto, sondern es geht nur darum, es im Gehirn nochmal anders zu verankern als nur im Wort. Ich versuche das tatsächlich manchmal bei Sitzungen, wenn ich nicht Protokoll schreiben muss. Dann zeichne ich manchmal einfach mit und überlege mir, wie könnte ich das, was gesagt wurde, in irgendeinem Bild passen. Und ich finde das ganz schön herausfordernd einerseits und andererseits macht es aber auch gar keinen Druck, weil sehen vielleicht meine Nachbarn links und rechts, aber ich muss kein gesamtes Bild von der ganzen Sitzung machen, weil es ist ja nur für mich. Und manchmal schaue ich dann auch kurz im Internet, wie könnte ich jetzt oder nach einer einfachen Zeichnung von einem vorhin hast du Löwe oder Giraffe oder so genannt und versuche das dann abzuzeichnen. Vielen Dank. Genau, das ist super. Handy habe ich vergessen. Ja, das habe ich immer mit dabei, wenn ich zeichne und irgendwie eingeladen werde zum Zeichnen, weil ich einfach viele Sachen ganz schnell nachschlagen kann, ohne dass es irgendwie besonders auffällt oder die anderen stört. Also Länderflaggen zum Beispiel, wenn jemand davon träumt, ich möchte nach Portugal oder ich möchte irgendwo hin und ich bin mir auf einmal unsicher und ich weiß nicht, wie ich diese Flagge zeichnen soll. Ich will aber das Land darstellen und mit der Flagge geht es ganz gut, dann google ich schnell Flagge Portugal, hab sie da und kann sie abmalen. Und so ist das mit ganz, ganz vielen Dingen. Ein Chamäleon, ich sollte ein Chamäleon zeichnen und dann war ich mir auf einmal unsicher. Und dann habe ich mir so eine kleine Skizze gemacht und gesagt, das ist ja eher Krokodil, oder? Also Chamäleon ist ja nun schon, hm. Und schnell mal googeln und sagen. Ne, google und dann einfaches Bild von einem Chamäleon und dann kann ich mich daran annähern. Das geht super. Und das ist schön, wie du sagst, ja, es ist gar nicht so einfach, Bilder zu finden. Also man sitzt vielleicht in irgendeinem Gespräch und denkt so im Hinterkopf parallel mit, welche Bilder fallen mir dazu ein. Das ist ja schon eine Denksportaufgabe. Und gleichzeitig noch präsent zu sein, weiter zuhören, die Inhalte zu erfassen, das Gespräch zu verfolgen und nicht abzuschweifen, sondern dabei zu bleiben. Das ist eine Trainingssache, dass einem das gut gelingt. Und wenn wir jetzt an Unterstützungskreise denken, dann ist die grafische Moderation oft noch der Gruppe abgewandt. Also man guckt als grafische Moderation eher an die Wand, wo man was malt, wo man was zeichnet. Und hinter mir, da findet der Unterstützungskreis statt. Und ich habe nicht immer den Blickkontakt. Und gleichzeitig hören ist ein passendes Bild dafür finden es handwerklich gut genug an das Plakat zu bringen und gleichzeitig aber weiter zu verfolgen, was passiert da noch. Das ist sehr, sehr komplex, diese Rolle der grafischen Moderation. Und gleichzeitig ist es eine total gute Chance zu entschleunigen, weil wenn ich als grafische Moderation nicht mehr mitkomme, dann ist da vielleicht auch insgesamt was zu schnell. Dann kann ich dazwischen gehen und als Co-Moderation sagen, Moment mal, ich bin noch nicht so weit, ich brauche noch einen Moment, könnt ihr bitte noch mal einen Augenblick und habe ich dir das alles richtig verstanden, ist das so fertig. Ich habe als grafische Moderation immer auf die Chance, rückzuversichern, ob alles wirklich verstanden worden ist, ob das Thema jetzt wirklich beendet ist und wir weitergehen können. Dennoch ist es eine hohe Geschwindigkeit, in der ich denken, verarbeiten, übersetzende Bildsprache handwerklich aufs Papier bringen muss und gleichzeitig die Präsenz nicht verlieren darf zu dem, was da sonst so weitergeht hinter mir. Du hast schon ein bisschen zum Thema Barrierefreiheit was gesagt. Du hattest vorhin das gesagt von dem, der sich immer abends sein Plakat vorlesen lassen hat, wo du Zeichnungen kombiniert hast mit Text, damit so beide Seiten verstehen, worum es geht. Du hattest ganz am Anfang gesagt, dass du so kleine Figuren hast vom Froschkönig. Das wäre so eher was Haptisches, wenn man vielleicht auch das Plakat nicht anschauen kann, weil man es nicht sieht. Gibt es denn noch weitere Variationen zum Thema Barrierefreiheit? Weil ich kann mir vorstellen, naja, du hast vielleicht da so ein, zwei Froschkönige immer dabei, aber du kannst ja jetzt nicht so einen ganzen Dekoladen dabei haben, um sämtliche Symbole in haptischer Form zum Fühlen, zum Anfassen dabei zu haben. Wie macht man das denn dann? Ja, das stimmt. Das hat natürlich Grenzen. Und also ich kann innerhalb von Zukunftsplanungen, also wenn man diesen Unterstützungskreis moderiert, entsteht dieses große Plakat. Und dann entwickelt sich das manchmal so im Nachhinein, dass die Leute daraus ein Symbol haben oder ein Foto fotografieren und etwas haben, was die bei sich tragen. Aber auch in anderen Situationen wird ja visualisiert. Und wenn ich zum Beispiel Prozesse begleite, wo ich als ambulante Wohnbetreuung jemanden zu Hause besuche oder so, auch da können ja so Bilder entwickelt werden, die eine Tragfähigkeit für die Person haben, wie so ein Motto oder wie so ein Leibbild. Und dann kann ich das ja mit ihr zusammen auch überlegen, was für ein Bild oder was für ein Symbol würde tragen. Ah, vielleicht ein Anker. Alles klar. Dann können wir eine Skizze von einem Anker machen und das nächste Mal, wenn ich sie besuche, habe ich vielleicht einen kleinen Anker dabei und kann ihr den geben. Oder wenn es eine Person ist mit Sehbeeinträchtigung, die mit Bildern auf Papier nichts anfangen kann, könnte ich fragen, was wäre dir jetzt eine Hilfe? Wie kannst du das für dich verankern, dass du so einen Marker hast? Was wäre es da? Und dann kann man das gemeinsam entwickeln und dann ist es nicht in dem Moment da, aber kann organisiert oder besorgt oder hergestellt werden für den weiteren Verlauf. Also so würde ich das machen und es dann eher als Prozess anlegen und es ist dann nicht immer sofort spontan alles verfügbar. Aber das Bild, das sich verankert, das ist halt wichtig, herauszuarbeiten. Und das ist quasi der Schritt davor. Also das Visualisieren oder dieses Bild, was auf dem Papier entsteht oder etwas haptisches zum Anfassen, das ist das Ergebnis von einer Arbeit, die vorangegangen ist. Und diese Arbeit ist, glaube ich, das Wesentliche, dass das passiert, die da vorangeht. Ich hatte tatsächlich bei meiner letzten Planung zwei Komoderationen. Eine Komoderation, die ein großes Plakat gestaltet hat und eine Komoderation, die gleich alles im Computer abgetippt hat, damit ich es mir auch immer vorlesen lassen kann. Das war natürlich Luxus. Ja, absolut. Wir haben mal einen Unterstützungsreich moderiert für eine blinde Frau. Die war Teenager, Schülerin und sie hat drei Freundinnen eingeladen zu ihrem Unterstützungskreis, und die waren alle blind. Und da haben wir auch überlegt, meine Güte, wie machen wir das jetzt? Und wir hatten sie gefragt, also wie können wir das lösen? Wie kriegen wir das hin? Und dann haben sie gesagt, die Diktiergeräte. Also für sie wäre es eine Hilfe. Wir haben zu den verschiedenen Fragestellungen, die da bearbeitet werden, die Diktiergeräte und die Leute sprechen ihre Sachen auf. Und sie kann dann immer vorspulen, zurückspulen, sich das wieder anhören, Sich neu heraus holen. Und das war für sie total toll und für mich der Overkill, weil ich habe vom Gehör her gar nicht so ein gutes Gedächtnis. Und ich bin da verloren in diesem Diktiergerät. Ich brauche das anders für mich, weil mit dem Vor- und Zurückspulen, ja, ja, gut. Aber wo finde ich denn was, wenn da auf einmal so eine große Datenmenge von so einem langen Unterstützungskreis ist? Da bin ich gar nicht, also da bin ich dann raus. Und es muss was sein, was allen hilft. Nicht nur den Menschen mit Blindheit, sondern auch dem Umfeld drumherum, die sie unterstützen. Und das ist toll, wenn man dann die Möglichkeit hat, es auf unterschiedliche Art und Weise herzustellen, dass es in Erinnerung bleiben kann und nachvollziehbar bleiben kann. Und es hat wahrscheinlich auch was für sich. Aus einer Stimme kann man ja ganz viel raushören. Und wenn man die Stimme von damals praktisch noch hat und durch die Stimme auch noch die Stimmung sich nochmal anhören kann, sozusagen. Ja, voll. Ja, das stimmt. Und so hat halt so im Grunde jede Person ihren eigenen Kanal, wie sie am besten aufgenommen werden kann. Für mich sind es eindeutig Bilder. Für jemand anderen ist es das Wort, es ist Ton und es ist unser Auftrag als Moderation von Zukunftsplanungsprozessen herauszufinden, Was braucht die Person und was braucht ihr Kreis? Und egal, wie moderiert wird und was stattfindet, es gibt hinterher eine Art Protokoll, ob es Tonbandaufnahmen sind, ob es Fotos sind von der Planung, von dem Planungsplakat. Und auch da finde ich eine Kombination aus Fotos vom Plakat, beschreibenden Texten, wo nochmal die wesentlichen Inhalte zusammengefragt sind, echt ideal, damit die Nachhaltigkeit gewährleistet ist, auch andere Leute nochmal ins Boot zu holen. Also die Leute, die dabei waren, ja, die erinnern sich vielleicht ganz gut, aber auch da kann man ja zu verschiedenen Erinnerungen kommen nach einer Weile und zu sagen. Die Ziele sind nicht nur als Bild da, sondern da fehlen auch noch ein paar wichtige Statements dazu. Also bei allem Vertrauen in meine grafischen Visualisierungskräfte, es war gut, dass wir nicht nur eine Großstadt mit afrikanischem Kontext hingemalt haben, sondern auch noch hingeschrieben haben, um welche Stadt es geht. Also da war sie ja sehr sicher. Und wir haben auch die Organisationen aufgezählt, die sie bereits kennt, wo sie gerne hin möchte. Und das kann ich auf die schnelle nicht so zeichnen, dass es einen Wiedererkennungswert hat. Also da ist auch gut so eine Kombination aus Schrift und Bild und hinterher ein Dokument in der Hand zu haben, was so erklärbar ist, dass ich es auch anderen hinlegen kann und sagen kann, ja, darum ging es. Das sind die Sachen, die mir wichtig sind in meinem Leben. Bitte beachte das. Willst du mich unterstützen? Ich hole dich rein. Hier, also für meine Tochter zum Beispiel, finden Unterstützungskreise recht regelmäßig statt, einmal im Jahr. Und da bauen wir immer drauf auf. Und danach gehen die Unterstützer auseinander und wissen, was ist so ihr Job. Und es ist ein Stück weit ihre Arbeitsplatzbeschreibung, die da am Ende bei rauskommt. Und das ist wesentlich und wichtig. Und da müssen sich alle irgendwie auch verbindlich wiederfinden und daran halten können. Und da haben Bilder dann zu viel Interpretationsfreiheit. Es ist gut, auch eine Kombination aus Wort und Bild zu nehmen, damit das, was verabredet worden ist, dann auch wirklich in der Umsetzung gut zu kriegen. Bevor ich zu meinen Schlussfragen komme, die Frage an dich, gibt es noch etwas ganz Wichtiges, was wir vergessen haben oder noch nicht genannt haben, was du aber denkst, das muss die Welt unbedingt noch wissen? Ich würde jedem Menschen Mut machen, Zukunftsplanung und Unterstützungskreise hören sich gleich so riesig an. Ich würde jedem Mut machen, das mal im Kleinen für sich auszuprobieren, wie es ist, etwas zu visualisieren. In kleinen Gesprächen, in der Arbeit, bei Telefonaten, in Besprechungen, einfach mal anzufangen, ein bisschen rumzukritzeln, thematisch passend zum Thema herumzukritzeln und herauszufinden für sich, wie es wirkt. Und kleine Gelegenheiten zu nutzen, die Welt ein bisschen barrierearmer dadurch zu machen, in der man gerade selbst so unterwegs ist. Wie anstrengend ist das eigentlich so, so eine ganze Planung zu zeichnen und so mitzuschreiben? Ich finde das sehr anstrengend, weil ich muss dann sehr präsent sein über mehrere Stunden und so viele Dinge gleichzeitig tun. Und ich nehme mir hinterher keine wichtigen Termine mehr vor. Also hinterher habe ich gerne ein bisschen frei und nur noch so Termine, wo es nicht mehr ganz gut darauf ankommt, dass ich hoch konzentriert bin. Von daher finde ich es schon ganz schön anstrengend. Was sind denn da so deine Kraftquellen, um dich hinterher wieder zu erholen oder überhaupt in deinem Leben deine Kraftquellen? Also etwas, was mir Kraft gibt, hinterher direkt so nach Planung ist, innehalten, mit hinsetzen, vielleicht eine Tasse Tee oder eine Tasse Kaffee zu trinken und nochmal so Revue passieren lassen, was ist eigentlich alles passiert, weil das ist so schnell und so geballt wie so ein Rausch. Und da hinterher nochmal für mich das durchzuarbeiten, das brauche ich, um mich wieder freizumachen für das Nächste. Und ansonsten hilft es mir sehr, mich so in die Natur zu begeben, ein bisschen das Gesicht in die Sonne zu halten, ein bisschen Wind um mich herum zu haben. Ich lebe hier an der Ostseeküste und ein Spaziergang am Strand, das ist sowas, was mich sofort wieder auftankt. Und wenn ich nur eine Stunde am Strand spazieren gegangen bin, dann ist das so wie so ein Effekt, wie so ein kleiner Kurzurlaub. Das tankt mich unheimlich auch. Das mag ich sehr gerne und das plane ich mir nach so sehr anstrengenden Veranstaltungen auch gut ein, dass ich da nicht eins nach dem anderen so ganz geballt habe. Ist der Strand auch dein Lieblingsort oder hast du einen anderen Lieblingsort? Ja, Strand ist schon mein Lieblingsort, glaube ich. Aber es muss auch ein bisschen warm sein. Also wir sind jetzt hier gerade im Winter und da halte ich es dann auch nicht den ganzen Tag da aus. Das ist zu kalt. Hast du denn auch einen Winterlieblingsort? Mein Zuhause ist sehr schön. Ich mag das. Und draußen gewesen zu sein und sich ordentlich durchpusten und durchfrieren zu lassen und dann nach Hause zu kommen. Und es ist so schön. Im Ofen brennt ein Feuer. Und ich mache mir eine warme Tasse Tee oder Kaffee. Ich habe ein sehr schönes Zuhause. Das kann ich sehr genießen. Im Sommer ist es auch der Garten. Ich habe einen sehr kleinen, aber sehr schönen eingerichteten Garten. Da blüht immer etwas, was mich erfreut. Ich mag Farben, ich mag es bunt. Und das tankt mich auch auf, in so einer Umgebung zu sein. Ich bin freiberuflich viel unterwegs. Und es gibt Zeiten, da verbringe ich sehr viele Nächte in Hotels. Und dann merke ich das nur ganz besonders, wie schön es ist, nach Hause zu kommen. Und es ist so richtig meins. Und die Farben stimmen. Ich habe kaum weiße Wände in meinem Haus. Es ist auch in diesem Haus viel, viel Farbe vorhanden. Leute, die hier zu Besuch kommen von mir, die sagen immer, dein Haus macht irgendeine gute Laune. Ja, da leg ich auch sehr viel Wert drauf. Das genieße ich sehr und das tankt mich auch drauf, in dieser Umgebung zu sein, die ich mir hier so geschaffen habe. Ja, vielen Dank. Vielleicht, um so ein bisschen wieder ins Hier und Jetzt zu kommen, nach unserem Ausflug ins eher Visuelle. Was wird denn jetzt dein erster, nächster Schritt sein, wenn wir hier uns verabschiedet haben? Oh, da werde ich mir erst mal einen Kaffee machen, um mir was zu trinken machen. Und dann werde ich noch mal drüber nachdenken. Was ich so mitnehme, ist so die Frage Visualisierung auf allen möglichen Ebenen. Also in meinem Alltag spielt das schon eine große Rolle. Und ich zeichne und male viel. Aber die Welt noch so ein Stückchen barrierefreier machen kann auch in kleinen gelingen. Dafür braucht es nicht unbedingt viele große Zukunftsplanungsprozesse. Und dieses Denken in Bildern weiter zu kultivieren und auch in andere heranzutragen, das ist mir immer so eine Herzens - Angelegenheit, komplexe Dinge verstehbarer zu machen. Schwierige Dinge einfach bestreitbar zu machen. Und das hat mich auch in unserem Gespräch so angerührt und da noch ein Stück mich weiterzuentwickeln, da ist glaube ich noch kein Ende erreicht. Das beschäftigt mich weiter. Vielen Dank, liebe Wiebke, dass du da warst und mit mir über das zu Sehende gesprochen hast. Vielen, vielen herzlichen Dank. Ich bedanke mich auch beim Inklusator Sascha Lang für die Möglichkeit und die Unterstützung, dass wir das hier so machen können und veröffentlichen können. Wer Feedback hat oder Anregungen oder vielleicht ein Wunsch für eine weitere Folge bei Lust auf Zukunftsplanung, der kann mir gerne eine E-Mail schreiben an laz@ellen-keune.de. L-A-Z steht für Lust auf Zukunftsplanung. Ich sag's nochmal, die E-Mail-Adresse lautet laz@ellen-keune.de Wir hören uns in der Zukunft. Das war der Podcast IGEL Inklusion Ganz Einfach Leben mit eurem Inklusator Sascha Lang.
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IGEL - Inklusion Ganz Einfach Leben. Wird dir präsentiert von Inklusator. Infos zum Inklusator und weitere Folgen findest du unter www.igelmedia.com, Du möchtest uns kontaktieren? Dann schreibe uns eine Mail an moin@igelmedia.com.
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